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Mein Rat an alle Singlefrauen, die ein Baby haben wollen: Tut es einfach!

Photographed by Erin Yamagata.
Als ich vor 18 Monaten durch die Geburt meiner Tochter zur alleinerziehenden Mutter wurde, habe ich damit gerechnet, dass einige mich verurteilen würden. Ich erwartete mitleidige Blicke, wenn ich erzählte, dass ich mit dem Vater keinen Kontakt habe. Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war diese eine Frage – und die stellte mir wirklich jeder von der Bedienung in meinem Lieblingscafé bis zu meinen engsten Freunden: Sollte ich es auch tun? Mit „es” war gemeint, alleine ein Baby zu bekommen und sich bewusst dafür zu entscheiden. Obwohl das nicht unbedingt auf meine Situation zutrifft – ich wurde ungeplant schwanger, als ich auf Reisen war, obwohl ich die Pille danach genommen hatte – ist meine Antwort immer die gleiche. Tu es einfach. Lass das Analysieren. Hör auf die Sache zu zerdenken. Keine Pro-Kontra-Listen, mach einfach das, was nötig ist, damit es funktioniert. Ich sage nicht, dass man sich nicht vorher Gedanken über Finanzen, die Arbeit, die Versorgung des Kindes und wohl noch hunderte Dinge mehr, die es so kompliziert machen, ein Kind in sein Leben zu integrieren, machen sollte. Aber ich sage auch, dass diese Überlegungen dich zwar in deinem Vorhaben leiten, aber nicht deine Entscheidung bestimmen sollten. Ich habe zumindest die Erfahrung gemacht, dass Listen und hin und her überlegen, letztlich nur davon ablenken, was wirklich wichtig ist: Wenn du es wirklich willst, wirst du es auch schaffen. Als ich herausfand, dass ich schwanger bin, war ich gerade für sieben Monate im Ausland unterwegs und lebte aus einem übergroßen Rucksack. Ich machte den Schwangerschaftstest im Badezimmer des Hostels, in dem ich in London übernachtete. Als dieser sich als positiv herausstellte, wusch ich mir die Hände, nahm meinen Laptop und arbeitet weiter an dem Interview, das ich in zehn Minuten führen würde. In den ersten Monaten der Schwangerschaft war ich in den schottischen Highlands unterwegs und hatte mit leichter Übelkeit zu kämpfen und schlief sie meist einfach in dem oberen Bett des klapprigen Etagenbettes, in dem ich übernachtete, aus. Das erste verschwommene Ultraschallbild von meiner Tochter bekam ich in der Praxis eines irisch Gynäkologen zu sehen. In der 10. Woche kehrte ich schließlich in die Staaten zurück, holte meine Sachen aus dem Lagerraum, in dem ich sie untergestellt hatte, suchte mir eine Wohnung und einen Job und wurde seßhaft. Als meine Fruchtblase platze, fuhr ich ganz alleine mit der U-Bahn zum Krankenhaus und holte mir unterwegs noch einen Bagel und einen Kaffee. Das war aber auch das Einzige, was bei der Geburt nach Plan lief. Drei Tage nachdem sie durch einen Kaiserschnitt auf die Welt gekommen war, verbrachte ich meine erste Nacht allein mit Lucy in meiner – unserer – Wohnung. Seitdem waren wir immer nur zu zweit. Die ersten sechs Monate ihres Lebens habe ich Lucy niemand anderem anvertraut. Ich habe sie sogar mit zu meinem Vorstellungsgespräch genommen und ich bekam den Job. Es war verrückt, intensiv und absolut machbar. Ich will nicht lügen: Die ersten paar Wochen in Lucys Leben waren voller Ungewissheit und Sorgen. Sie haben uns aber umso mehr zusammengeschweißt. Immer wieder fühlte ich mich während dieser Zeit in mein erstes Jahr am College zurückversetzt, in dem ich ständig von neuen Leuten umgeben war, eine neue Alltagsroutine entwicklen musste und versuchte meine eigene Identität zu finden, während ich einfach nur den Tag hinter mich bringen wollte. Ich hatte neun Monate um mich darauf vorzubereiten, aber wenn wir mal ehrlich sind, hatte ich schon mein ganzes Leben darauf hingearbeitet. In meiner Vorstellung von der Zukunft hatte das Muttersein immer schon eine Rolle gespielt und all das, was ich einst als Babysitterin und Betreuerin im Sommercamp gelernt hatte, kam mir nun bei der Erziehung von Lucy zugute.
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Wenn du es wirklich willst, wirst du es auch schaffen.

Mir wurde Folgendes klar: Manchmal spielt dir das Leben übel mit und du wächst an der Herausforderung, weil du keine andere Wahl hast. Ja, ein Baby ist eine solche Herausforderung im Leben. Aber wahrscheinlich bist du schon einmal durch schwere Zeiten gegangen und hast auch das überlebt. Mit einem Baby ist es das Gleiche. Vor sechs Jahren starb meine Mutter. Während ich mir meine ganzen 20er hindurch vorgestellt hatte, wie es wohl wäre Mutter zu sein, konnte ich mir niemals vorstellen, wie das Leben ohne meine eigene wäre. Sie an den Krebs zu verlieren, erschütterte mich zutiefst und doch ging ich drei Tage später wieder arbeiten. Ich erinnere mich daran, dass ich in der Woche nach ihrer Beerdigung mit Freunden ausging und war erstaunt darüber, wie viel ich als Mittzwanzigerin aushalten konnte. Nach Lucys Geburt erhielt ich so viel Zuspruch. Man schenkte mir winzige Strampler und lud mich zu den Gruppentreffen frisch gebackener Mütter ein und mir wurde klar, dass ich keine Angst haben musste, das alles nicht zu schaffen, weil ich meine eigene Mutter verloren hatte. Ich musste da alleine durch und es war schmerzhaft und unfassbar hart – und das ist es auch heute noch. Das Mutterwerden hingegen viel mir ziemlich leicht. Ich wusste, dass ich, auch wenn ich eine Singlemama bin, nicht alleine bin. Ein Kind zu bekommen, verändert dein Leben dramatisch. Ich vermisste es, einfach so in den Tag hinein zu leben und nicht zu wissen, was die Nacht noch bringen würde. Ich vermisste es zu daten – ich verabrede mich zwar, aber selbst ein schnelles Treffen auf ein Glas Wein, erfordert einen Babysitter und eine 20-Euro-Rechnung. Und ich vermisse mein altes Ich.
Das Sache ist allerdings die: Selbst, wenn ich kein Baby bekommen hätte, hätte ich meine altes Ich vermisst. Weil es bedeutet, seine Freiheit, das Daten und endlose Nächte mit zahllosen Gläsern Sauvignon Blanc zu vermissen. Es bedeutet, die Phase in meinen 20ern zu vermissen, in der ich unglaublich naiv und optimistisch, auf der Suche nach mir selbst und abenteuerlustig war. Natürlich machen diese Dinge auch heute noch irgendwie meine Identität aus. Aber alles, was in den letzten sechs Jahren passiert ist – meine Mutter zu verlieren und meinen Job, meine Reisen, die Entscheidung zu treffen, eine Therapie zu machen, um mich so annehmen zu können, wie ich bin und ein Baby zu bekommen – hat mich verändert. Und das ist es, was ich sagen möchte. Ich will die Sache nicht herunterspielen und behaupten, dass es keine große Sache ist, ein Kind zu bekommen. Aber ich sage auch, dass ein Baby nicht die einzige große Sache ist, mit der man im Leben umgehen muss. Wenn es also das ist, was du willst, tu es einfach – und vertrau auf dein Bauchgefühl, dass du es schaffen wirst.

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