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Absurde Körpertrends feiern das Verschwinden der Weiblichkeit

Tigh Gap, Bikini Bridge oder Ab Crack: Das Internet bringt heutzutage schon seltsame Erscheinungen zum Vorschein. Da werden ursprünglich unbedeutende Körperregionen wie Oberschenkelinnenseiten oder eine Sehnenspalte am Bauch zum Maßstab für einen angeblich perfekten Körper und für Schönheit. Insbesondere junge Frauen eifern die oft unerreichbaren Trends nach.
Das alles passiert noch immer unter dem Deckmantel von Vitalität und Fitness, denn in allererster Linie wollen diese neuen Körper-Hypes angeblich vermitteln, dass es gesund ist, seinen Körper zu trainieren und Sport zu treiben. Um Schlankheitswahn und Dünnsein, so die Verfechterinnen dieser Trends, gehe es dabei nicht mehr. Aber kann das sein?
Das amerikanische Model Emily Ratajkowski löste im vergangenen Jahr mit ihrer perfektionierten Ab Crack einen regelrechten Hype in den sozialen Netzwerken aus, der daraufhin kritisch diskutiert wurde. Unter einer Ab Crack versteht man eine sichtbare, senkrecht verlaufende Spalte, die vom Brustkorb bis zum Bauchnabel reicht. Medizinisch nennt sich das Phänomen Linea Alba und ist bezeichnet eine unter den Bauchmuskeln verlaufende Sehnenplatte. Nur in den wenigstens Fällen ist diese bei jungen Frauen zu sehen – sie ist eigentlich de facto nicht vorhanden. Ärzte betonen, dass diese Spalte nur bei den allerwenigsten überhaupt anatomisch sichtbar wird, denn dafür müsse der Fettanteil des Körpers unter 12% liegen. Das sei nur durch übermäßiges Muskel- und Ausdauertraining zu erreichen, berichtet Fitness-Coach Ingo Froböse Und selbst dann gibt es noch keine Garantie für eine Ab Crack, denn sie benötigt ganz bestimmte, nur selten vorhandene anatomische Voraussetzungen.
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Ist das noch körperliche Fitness oder schon Schlankheitswahn?

Aber genau diese Disziplin, die es benötigt, um einen utopisch idealen Körper zu erschaffen, wird hier gefeiert. Stars wie Bella Hadid oder Stella Maxwell heizen den Wettbewerb durch Fotos, die sie ohne Unterlass posten, zusätzlich an. Gerade im Sommer erleben Körper-Hypes dieser Art immer wieder eine Renaissance. Es muss ungefähr 2014 gewesen sein, als der Tigh Gap plötzlich in aller Munde war. Vorwiegend junge Frauen posteten unter dem gleichnamigen Hashtag massenhaft Bilder ihrer Oberschenkel. Die Idee hinter diesem Trend? Eine möglichst große Lücke zwischen den Schenkeln vorzuweisen – trotz geschlossener Beine.
Letztes Jahr folgte die Bikini Bridge, für die Frauen sich liegend im Bikini ablichten und eine Lücke zwischen Bikinihose und Unterleib zeigten, die sich dann bildet, wenn die Hüftknochen hervorstehen. Noch einer dieser absurden Hashtags, hinter denen sich ein Körpertrend verstecken soll, nennt sich #CollarboneChallenge. Die Schlüsselbeinknochen müssen soweit hervorstechen, dass sich eine Handvoll Geldstücke in die sich bildende Mulde legen lassen. Noch skurriler ist die #WaistChallenge, bei der die Hüfte von Frauen nicht breiter als ein A4-Blatt sein darf. Schon das Wort „Challenge“ drückt aus, dass der Wettbewerbsgedanke offenbar im Vordergrund steht.
Klickt man sich erst einmal durch die Netzwerke, stößt man auf Dutzende solcher Trends und stellt fest, dass sie eines alle gemeinsam haben – sie zelebrieren nämlich paradoxerweise gar nicht den Körper an sich, sondern eigentlich seine Abwesenheit, wenn man so will, das Verschwinden der Weiblichkeit. Es geht um Lücken, Spalten oder Furchen, um Körperregionen, die über die Fitness des Körpers nichts aussagen. Und darin steckt die eigentliche Absurdität dieser Trends.
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In den letzten Jahren wurde immer wieder davor gewarnt, dass diese unerreichbaren Schönheitsideale, die eben doch auf einen dünnen Körper und auf das Magere abzielen, obwohl sie durch reinen Sport gar nicht zu erreichen sind, durch soziale Netzwerke verbreitet werden. Sie würden Erkrankungen wie Anorexie begünstigen. Haben sich Betroffene früher noch in weiten Klamotten versteckt, um ihr Untergewicht zu verstecken, suggerieren die Instagram-Körpertrends nun, den „optimierten“ Körper auf fast exhibitionistische Weise zur Schau zu stellen.
Es geht nicht mehr um die Vitalität des Körpers, um gesund oder ungesund, sondern um krankhafte Kontrolle, das zwanghafte Aufbringen von Disziplin, die aus mangelnder Selbstliebe oder Akzeptanz gegenüber seinem eigenen Körpers, resultiert.

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