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Was passiert, wenn du Brot liebst, aber einen Monat ohne Zucker & Getreide lebst

Es gibt zwei Dinge auf diesem Planeten, ohne die ich mir meinen Alltag nicht vorstellen kann: Kaffee und Brot. Mein Gehirn operiert auf der Basis von Vollkorn mit hingebungsvoll aufgetragenem Avocado-Topping am besten und zwar täglich. Ich könnte mich nun vollmundig als Gewohnheitsmensch betiteln, tatsächlich bin ich aber einfach nur wahnsinnig faul.
Ja, genau. Faul. Sobald ich ein Frühstück für mich entdeckt habe, das entspannt zubereitet und im Zweifelsfall auch mitgenommen werden kann, esse ich es jeden Tag.
Meine Frühstücksroutine lief also mit der anfänglichen Entspanntheit eines Disneyfilms Tag für Tag neu und friedlich ab – bis mich meine guten Vorsätze vom Neujahr einholten: der Halbmarathon im Februar.
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Meinen ersten bin ich im Oktober gelaufen und habe erst im Nachhinein verstanden, dass ich ungefähr alles – sagen wir nicht falsch, aber extraschwer gemacht habe. Ein Plan musste her. Den lieferte mir Julian Reinholdt, mit dem ich im Office auf der Couch saß und der mir die #mybodymybuddy-Challenge von Foodspring ans Herz legte. Eine der ersten Fragen?: „Wie schläfst du zur Zeit?“ Ich nicke schuldbewusst. Denn mit meiner Liebe zu Koffein geht einher, dass ich abends regelmäßig vor Netflix versumpfe und morgens snooze, was das Zeug hält. Auch vor Halbmarathon Nummer Eins, vor dem ich exakt drei Stunden geschlafen, zu wenig Gesundes gegessen und vor allem Kaffee statt Tee zu mir genommen hatte.
Deshalb bereitete mir der Trainingsplan – ich laufe zweimal pro Woche und gehe regelmäßig zum Crossfit – weniger Bauchschmerzen als der Eingriff in meine Avocadobrot-Routine. Die drei Grundregeln sind nämlich fix erklärt: Kein Zucker, kein Alkohol (nein, auch kein Freitagabendbier) und so wenig Pasta, Pizza und Brot wie möglich. Stattdessen stehen Salat, Nüsse, Gemüse, Eier, Fetakäse, Fisch, Quinoa, Kichererbsen, Amaranth, Frischkäse und Fleisch auf der Einkaufsliste. Na dann mal los!

Woche 1

Ein zweiter Blick auf die Einkaufsliste verrät mir, dass mir Dramatisches bevorsteht. Die Situation trägt sechs Buchstaben: Kochen. Wie bereits erwähnt, bin ich Fan davon, meinem Alltag (Schlafen – Job – Netflix – Repeat) unter der Woche jede Art von Aufregung zu entziehen und alle To-Dos, die mit der Zubereitung von Nährstoffen zu tun haben, möglichst effizient zu gestalten. Die Essenorganisation mit links zu schaffen heißt für mich, den Bestellbutton bei Foodora oder Deliveroo zu drücken. Nun heißt es plötzlich: Essen für die Arbeit vorbereiten. Mein Trainingsbooklet empfiehlt Amaranth, Chia Samen und Joghurt, darüber gibt es Apfelstücke. Ich befördere die Zutaten fünf Tage am Stück vor dem Schlafengehen in meinen Rucksack und bin stolz wie nie. Nichts kann mich stoppen. Ich bin die „Unbreakable Kimmy Schmidt“ der Getreide- und zuckerfreien Ernährung. Un-break-able! Über das Mittag- und Abendessen möchte ich nicht sprechen, danke der Nachfrage. Ich koche nicht wirklich, aber bestelle immerhin, was auf dem Speisezettel steht.
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Woche 2

Ich hole tief Luft und bin bereit, mich meinem ärgsten Feind zu stellen: dem Herd. Davor entscheide ich für eine mehrtägige Vorbereitung am einfachsten Objekt – ich will mit der Büromikrowelle anfangen. Das klingt absurd, ist es aber gar nicht. Die Rezeptevielfalt ist nämlich enorm, wenn man vorher vor allem Brote mit Aufstrich zu bestreichen bereits als Kraftakt für sich verbuchte. Ich beginne mit einer Innovation namens Rührei in der Tasse: Einen Spritzer Öl, zwei Eier und ein bisschen Milch in eine Tasse, gut durchrühren und für 2-3 Minuten in die Mikrowelle – et voilá! Das Tassenrührei macht in Windesweile in der Redaktion Karriere, die Lieblingskolleg*innen und ich bilden eine Bewegung und frühstücken so gesund wie sonst nur bewundernswerte Foodblogger. Ich spüre, dass tief in uns doch ein Bedürfnis steckt, Açaibowls nach Farben zu sortieren. Weil #Mealprep mein größter Feind ist und ich aufgrund von Terminen und Sozialstress – du hast nicht keine Zeit, du siehst es nur nicht als Priorität, sagt mein Freund und ich knalle die Tür zu – einfach nur ins Bett falle, werfe ich aus Verzweiflung irgendwann auch rohe Süßkartoffeln in die Mikrowelle. Siehe da: In Scheiben geschnitten und mit Öl versehen, sind sie die ideale Alternative zu den Burritos, die ich sonst im Laden um die Ecke esse.
Abends bin ich so inspiriert, dass ich mir Zucchinichips machen will, aber ich besitze einen Gasherd, das Backpapier fängt Feuer und irgendwie fühlt sich alles an wie in der sechsten Game Of Thrones-Staffel, als Khaleesi triumphierend aus dem Feuer schreitet – nur eben als Fail.
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Ich gebe auf und bestelle mir eine Mikrowelle.

Woche 3

Schon mal großspurig erklärt, den Dry January mitzumachen oder einfach während der Fastenzeit nichts zu trinken? Ich nicht. Ich vertrage keinen Wein, bin mit einem Gin Tonic auf der Party glücklich und trinke Zuhause grundsätzlich nicht. Deshalb lerne ich erst langsam, was es heißt, kategorisch „Nein!“ zu sagen, wenn mir ein Kaltgetränk mit Alkohol angeboten wird. Und das ist erstaunlich oft. Freitagnachmittag trinke ich jetzt Kokosnusswasser und gehe irgendwann einfach dazu über, es jedem anzubieten, der mich fragt, warum ich nicht bleibe. Im Büro wird „Das ist Lia und sie findet, dass ein Kokosnusswasser die ideale Bieralternative ist“ zum Running Gag. Auch sonst schwankt meine Laune irgendwo zwischen meh und Gebt mir einfach Brot, verdammt!. Ich liebe Avocados, aber nicht ohne Toast. Oder Brötchen. Hach, Brötchen.

Woche 4

Race-Woche! Mein Halbmarathon steht bevor. Mittlerweile haben sich meine Mikrowellenkochskills soweit verfeinert, dass ich routiniert Süßkartoffelvarianten und bunte Rühreiteller zaubere. Außerdem habe ich mich soweit mit dem Gasherd angefreundet, dass ich Reispfannen in Rekordgeschwindigkeit zaubere und ja, auch die Amaranth-Chia-Bowls schieße ich gefühlsmäßig nun locker aus der Hüfte.
Und natürlich stellt sich genau ein, was ich sowieso schon ahnte: Das nachmittägliche Down, das ich sonst spätestens ab 14 Uhr am Arbeitsplatz verspüre, ist verschwunden und heimlich ertappe ich mich dabei, auf Foodblogs und bei Instagram nach Rezepten zu stöbern. Im Büro bin ich die letzte Vertreterin der Tassenrührei-Bewegung, aber das ist vollkommen okay. Ich habe mich daran gewöhnt, temporär die Ernährungseinzelkämpferin zu sein und ja, natürlich gefalle ich mir auch ein bisschen in der rebellischen Rolle. Mein Lauf ist dann nicht halb so locker wie die Zubereitung meiner frischen Mikrowellenspezialitäten: 21,9 Kilometer schlauchen, doch anders als beim ersten Mal habe ich nicht nach Kilometer 13 das dringende Bedürfnis, 12 Donuts zu snacken, um meine Energiespeicher bis oben hin vollzutanken. Nach dem Lauf bestelle ich mir dann übrigens ein Rührei mit Avocado – und Brot, ja. Das mit mir, der grünen Frucht und dem Getreide ist nun mal eine Langzeitbeziehung, an der vier Wochen Vermissen nicht viel rütteln können. Trotzdem habe ich gelernt, dass frisch kochen nicht unbedingt heißen muss, ewig am Herd zu stehen und Mikrowellen zwar vielleicht nicht des empfehlenswerteste Kochtool sind, dafür aber die nächste Mittagspause retten können – und das ganz ohne Zucker und Getreide!

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