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Als Österreicherin in Deutschland: Zwischen lustigen Missverständnissen & Heimweh

Ich bin als waschechte Ösi-Braut ins Land der „Piefke“ gezogen, wie wir Österreicher die Deutschen mehr oder weniger liebevoll nennen. Und ja, es war nicht immer einfach! Meine Heimatstadt Wien und meine neue Wahlheimat München sind gerade mal 500km voneinander entfernt und man sollte meinen, sprachlich gefühlt sogar noch näher dran. Doch falsch gedacht! „Lost in Translation“ ist man als Österreicherin in Deutschland anfangs oft genug. Am schlimmsten ist es wohl beim Metzger: Wer kann schon wissen, dass die guten alten Frankfurter Würstel hier Wiener heißen und die österreichische Wiener Wurst Frankfurter? Wer zum Teufel hat sich das nur ausgedacht? Verwechslungsgefahr deluxe! Ein Anruf beim Arzt kann auch schnell mal für schallendes Gelächter an der anderen Leitung sorgen, fragt man wie gewohnt nach den Ordinationszeiten. Nach fünfminütigem Gekicher fand ich heraus, dass die hier Praxisöffnungszeiten heißen. Man lernt nie aus! Ja, und von Sackerl und Tüte oder Paradeiser und Tomate gar nicht erst zu sprechen. Man glaubt gar nicht, wieviele Sprachbarrieren einem da im Wege stehen können. Meine peinlichste Panne ereignete sich allerdings in einer Bar: Meine unschuldige Bestellung eines „weißen Spritzers“ wurde direkt als offensive Flirt-Attacke verstanden. Dabei wollte ich doch nur eine harmlose Weißweinschorle. Naja, immerhin hat mir der Kellner daraufhin verschmitzt lächelnd seine Telefonnummer auf eine Serviette gekritzelt. Auch nicht schlecht.
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Am schlimmsten ist es jedoch beim Fußball! Besonders wenn Deutschland gegen Österreich spielt. An Tagen wie diesen verkrieche ich mich als „Schluchtenscheißerin“ am liebsten Zuhause, weil ich keine Lust mehr auf dumme Ösi-Witze habe. Gut, im Fußball sind die Österreicher vielleicht nicht ganz so fit. Aber hallo? Was ist mit Skifahren? Da sind wir doch Weltklasse! Also, ein bisschen mehr Respekt, bitte!
Ein weiterer Punkt, an den ich mich wirklich erst gewöhnen musste, ist die deutsche Bürokratie. Mit meinem Wiener Schmäh war ich es gewohnt, mich sogar an der längsten Schlange an der Supermarktkasse vorbeischwindeln zu können. Ein süßes Lächeln und eine gute Ausrede, warum ich es soooo eilig hatte, waren meist genug. Doch in Deutschland herrscht bei so etwas Recht und Ordnung. Eine Schlange wird hier sehr ernst genommen. Vordrängeln gibt’s nicht. Das wäre ja schließlich auch eine Ordnungswidrigkeit. Ganz schön anstrengend. In Österreich macht jeder, was er will. Da geht’s ein wenig anarchischer zu. Und es funktioniert auch. . .
Dass die Deutschen alles so genau nehmen, kommt einem allerdings manchmal auch zugute. Zum Beispiel bei der Pünktlichkeit. Verabredet man sich mit einem „Piefke“ um 14 Uhr, erscheint er auch exakt zur besprochenen Uhrzeit. Ein Österreicher trudelt gerne mal erst um 14.15 oder später ein, weil er noch im Kaffeehaus gegenüber bei einer Melange und einem gemütlichen Plauscherl hängen geblieben ist, und dort das akademische Viertel groß geschrieben wird. Eh leiwand! Aber diese überentspannte Mentalität kann eben manchmal auch nerven.
Ein weiterer Vorteil der Deutschen ist: Sie sind so freundlich und hilfsbereit! Fragt man hier nach dem Weg, wird einem sofort kompetent weitergeholfen, während man in solchen Situationen im Alpenland auch gerne mal dem typisch österreichischen Grantler begegnet, der gerade überhaupt keine Lust hat, einem „Piefke“ weiterzuhelfen, und ihn deshalb extra in die falsche Richtung schickt. Das ist mir als Österreicherin in Deutschland noch nie passiert.
Es gibt also auch viele Unterschiede, die ich an meiner neuen Heimat wahnsinnig schätzen und lieben gelernt habe. Ja, ich habe mich als Ösi im Piefkeland mittlerweile gut eingelebt. Ich fühle mich hier Zuhause! Nur noch ganz selten rutscht mir an der Supermarktkasse „Ein Sackerl, bitte“ heraus. Okay, aber ich vermisse meinen Almdudler. . .

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