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Bill Kaulitz: „Ich bin ein großer Fan von Angela Merkel”

FOTO: Shiro Gutzie
Bill Kaulitz war schon immer eine Kunstfigur. Die Haare, das Make-up, das Styling und irgendwann dann die Tattoos – in Deutschland gibt es kaum einen Musiker mit solch einer Extravaganz, mit mehr Glam-Faktor und mit mehr Talent für Wandel. Gerade erst hat sich der Künstler wieder neu erfunden: Für sein Soloprojekt, einen Schwarz-Weiß-Kurzfilm von Shiro Gutzie und Davis Factor, ein Fine-Art-Fotobuch und das Album I'm Not Okay nennt er sich Billy – und gibt sich im Ref29-Interview ungewohnt nahbar und privat. Eine Kunstfigur kann also auch bodenständig und sau-sympathisch sein...
Billy, bist du okay?
Jetzt ja [lacht]. Ich habe auf der EP eine Beziehung verarbeitet, die in vielerlei Hinsicht schmerzhaft war. Wenn man verlassen wird, dann ist da erst Wut und Aggression und dann geht man in die Phase über, in der man traurig und verletzlich ist. Irgendwann kommt man dann an den Punkt, an dem man glaubt, dass man es nochmal versuchen sollte. All diese verschiedenen Phasen habe ich durch und das wollte ich auf dieses Album packen. Also sind alle fünf Songs autobiografisch?
Ja! Das ist das Persönlichste, was ich je gemacht habe. Als ich das geschrieben habe, dachte ich, dass ich das nicht überleben werde. Ich wurde betrogen und das tat einfach so sehr weh. Und jetzt weiß ich, wofür es gut war: Wenn ich glücklich gewesen wäre, dann wäre es auch nicht so gut im Studio geworden. Muss man denn leiden, um Kunst zu machen?
Das ist schwer zu beantworten. Ich glaube, wenn man jemanden gefunden hat, der einen richtig glücklich macht und man eine richtig solide Beziehung hat, dann kann man schon trotzdem kreativ sein. Aber so weit war ich noch nie in meinem Leben. Noch nie? Das ist aber ganz schön traurig, was du da sagst!
Das ist auch traurig. Ich kenne es leider nur so, dass Liebe weh tut. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Liebe nicht weh tun muss. Vor allem, wenn es nur schmerzt, dann ist es nicht gut für einen. Das musste ich irgendwann realisieren. [lacht] Du hast mit deiner Band Tokio Hotel unglaubliche Erfolge erzielt, zum Beispiel weltweit über sieben Millionen Platten verkauft: Kostet es dich nun Überwindung, allein Musik zu machen?
Ein bisschen ja, obwohl Tom die Platte ja produziert hat und somit mit mir den ganzen Prozess im Studio begleitet hat. Aber es fühlt sich schon anders an, auch weil Gustav und Georg in Deutschland sind und wir zwei in Los Angeles. Ich fühle mich schon ein bisschen verletzlicher, weil ich das jetzt allein vortrage und das eben sehr persönliche Songs sind. Ich bin aufgeregter als sonst.
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FOTO: privat
Billy mit Ref29-Chefautorin Edith Lu00f6hle
Wer hat die erste Ausgabe deines Bildbandes zu diesem Projekt bekommen?
Meine Mama! Sie ist total stolz. Vor allem, weil meine Mama ja selbst Künstlerin ist, ihr gehört eine Galerie und sie ist supertalentiert in der Ölmalerei. Und dass ihr Sohn jetzt in einer Galerie seine Fotos ausstellt, ist für sie natürlich etwas ganz besonderes.

Du drückst dich mit diesem Projekt als Person aus – hast du einen Rat, wie man lernt, sich selbst zu nehmen, wie man ist?
Der Schlüssel ist natürlich das Glücklich-Sein und das ist auch das Schwierige. Wenn ich jemand anderes sein muss, dann bin ich unglücklich. Das ist auch in der Karriere heute noch so: Wenn zu viel Druck ausgeübt wird und es so viele Erwartungen an mich gibt, dann geht es mir nicht gut und dann kann ich nicht ich selbst sein. Aus diesem Grund mussten wir auch nach Los Angeles ziehen vor ein paar Jahren. Ich musste den Stecker ziehen, es ging mir einfach nicht mehr gut. Der wichtigste Rat ist daher, auf sich zu hören. Man muss sich immer wieder fragen: Was macht mich glücklich und bin ich gerade glücklich? Nur so kann man sich selbst finden. Braucht man eine gewisse Zeit, um sich selbst zu finden?
Total. Auch heute noch komme ich an Punkte, von denen ich dachte, dass ich sie vor zwei Jahren schon überwunden hätte und dann verstehe ich mich jedesmal ein bisschen besser. Man versteht das Leben auch nur rückwärts, meiner Meinung nach. In dem man zurückblickt und kapiert, warum am Ende doch alles Sinn macht. Bei Refinery29 feiern wir starke Frauen. Wie stehst du eigentlich zum Feminismus?
Ich finde Powerfrauen ganz toll. Ich bin ja auch ein großer Fan von Angela Merkel. Ich unterschreibe jetzt nicht all ihre politischen oder modischen Entscheidungen [lacht], aber ich finde es super, dass eine Frau so mächtig ist in Deutschland. Allgemein find ich unabhängige und erfolgreiche Frauen wahnsinnig attraktiv und anziehend. Es gibt ganz viele Männer, die das einschüchtert und die nicht damit umgehen können, aber ich bin da anders.
FOTO: Davis Factor

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