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Sorry, aber präventives Botox ist die totale Geldverschwendung

Foto: Cottonbro.
Im Jahr 2023 gruseln wir uns längst nicht mehr so vor dem Alter wie noch vor ein paar Jahren. Zahlreiche Skincare-Marken nehmen Begriffe wie „Anti-Aging“ von ihren Verpackungen, um zu zeigen, dass das Älterwerden nicht so furchteinflößend ist, wie wir lange glaubten, und immer mehr von uns hinterfragen die Auswirkungen von Trends wie Face-Taping und „Nose Gap“ auf unser Selbstwertgefühl. Während wir dem Alterungsprozess aber demnach etwas entspannter entgegenschauen, suchen wir gleichzeitig auch immer nach subtilen Möglichkeiten, um unsere Haut möglichst jung aussehen zu lassen.
Eine dieser Möglichkeiten ist Botox, bzw. die Unterspritzung von Falten. Einem neuen Bericht zufolge steigt die Nachfrage nach Botox immer weiter, und einer anderen Studie zufolge ist es eine der beliebtesten ästhetischen Behandlungen. Expert:innen stimmen dem zu.
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Der ästhetische Chirurg Dr. Harris ist auf Instagram für seinen ehrlichen Umgang mit kosmetischen Behandlungen bekannt. Er selbst ist großer Fan natürlich aussehender Resultate und beklagt sich über die „Epidemie der Verfremdung“, und auch er merkt die steigende Nachfrage nach Botox. „Alle ästhetischen Eingriffe mit Injektionsmitteln sind in meiner Klinik aktuell stärker gefragt“, erzählt er gegenüber Refinery29. Von einem der beliebtesten Injektionsmittel ist er persönlich aber überhaupt nicht überzeugt – und glaubt sogar, es könne eine völlige Zeitverschwendung sein.
Wovon er redet? Von präventivem Botox.

Botox ist ein Medikament und sollte daher auch wie eins betrachtet werden. Das heißt, du solltest es nicht einnehmen, wenn es nicht nötig ist, denn auch hier kann es zu Nebenwirkungen kommen.

Dr. Harris

Was ist präventives Botox?

Botox oder Anti-Falten-Injektionen entspannen oder lähmen die Gesichtsmuskeln. Dadurch werden kleine Falten und Krähenfüße, die oberhalb dieser Muskeln liegen, weniger sichtbar. Aber können diese Injektionen auch präventiv wirken – sprich: Falten vorbeugen? Dr. Harris glaubt: Nein.
„Präventives Botox gibt es durchaus als theoretisches Konzept“, erklärt er, und es wird tatsächlich in diversen ästhetischen Kliniken und Praxen in aller Welt angeboten. „Die Idee dahinter ist die, dass keine Falten oberhalb der Gesichtsmuskeln entstehen, wenn sich diese Muskeln gar nicht bewegen können.“ In anderen Worten: Die Injektionen sollen dafür sorgen, dass Falten erst später – oder gar nicht – entstehen. Dr. Harris zufolge gibt es für die Effektivität von präventivem Botox aber keine überzeugenden wissenschaftlichen Indizien.
„Manche Leute fangen jetzt schon mit Anfang 20 mit Botox an“, meint Dr. Harris. „Bei den meisten zeigen sich die ersten sichtbaren Falten aber erst in den 30ern oder sogar den 40ern.“ Um es kurz zu sagen: Es wäre absurd, mit Botox anzufangen, bevor es überhaupt sichtbare Falten zu behandeln gäbe. „Botox ist ein Medikament und sollte daher wie jedes andere Medikament betrachtet werden“, betont Dr. Harris und fügt hinzu: „Das heißt, du solltest es nicht einnehmen, wenn es nicht nötig ist, denn auch hier kann es zu Nebenwirkungen kommen.“
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Funktioniert präventives Botox wirklich?

„Meiner Meinung nach macht es nicht viel Sinn, sich Botox spritzen zu lassen, bevor die ersten Falten auftauchen“, findet Dr. Harris. Er erklärt weiter, dass es bisher auch keine definitiven Studienergebnisse gibt, die belegen würden, dass Botox die Falten schon vor ihrer Entstehung verhindern könnte. Stattdessen kann es sie lediglich reduzieren, wenn sie bereits da sind. „Selbst wenn der Muskel stillgelegt wird [dank regelmäßiger Injektionen], würde er schnell wieder seine Funktion aufnehmen“, meint Dr. Harris.
Sind präventive Falten-Injektionen also einfach Geldmacherei? „Womöglich schon“, sagt er, „weil sie eben doch vielerorts angeboten werden.“ Und tatsächlich: Wenn du mal auf Google nach präventivem Botox suchst, stößt du schnell auf zahlreiche Kliniken und Praxen, die die Behandlung für Hunderte Euro anbieten.

Für wen eignet sich Botox?

Wir haben also geklärt, dass präventives Botox eine Zeit- und Geldverschwendung ist – so weit, so gut. Wenn Falten aber bereits da sind, lassen sie sich mit Botox durchaus sehr gut behandeln. Gute Kandidat:innen für den Eingriff sind diejenigen, die ihre sichtbaren Falten reduzieren wollen, meint Dr. Harris. „In manchen Fällen tauchen die ersten Falten schon in den späten 20ern auf. Typischerweise sind unsere Patient:innen aber in ihren 30ern oder 40ern.“
Er selbst hat potenziellen Patient:innen auch schon den Eingriff verweigert – insbesondere jungen Leuten –, und auch meine Kollegin Vicky lehnte er ab. „Viele Menschen sind fest entschlossen, sich präventives Botox injizieren zu lassen, obwohl ich ihnen erkläre, dass es für dessen vorbeugende Wirksamkeit keine überzeugenden Nachweise gibt.“ Diese abgewiesenen Patient:innen suchen dann oft anderswo nach jemandem, der oder die ihnen das Mittel spritzt, obwohl Dr. Harris das für keine gute Idee hält. „Ich weiß, dass das häufig passiert – vor allem bei Filler. Wenn ich jemanden nicht behandeln will, wenden sie sich an jemand anderen und kommen dann oft mit schlecht unterspritzten Lippen zu mir zurück, die ich dann korrigieren soll, indem ich die Filler auflöse.“ Auch bei Falten-Unterspritzungen ist das Risiko tatsächlich groß, dass die behandelnden Personen zu weit gehen und ihre Kund:innen mit einem „eingefrorenen“ Gesicht nach Hause schicken.
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„Ich selbst bevorzuge ein natürlicheres Aussehen“, meint Dr. Harris, der  Injektionsmittel daher meist nur gering dosiert verwendet, ob nun Botox oder Filler. „Ich halte mich bei der Menge sehr zurück, weil sich die Leute natürlichere Ergebnisse wünschen. Wenn eine Person zu mir kommt und in irgendeiner Hinsicht ‚übertrieben‘ aussehen will, spreche ich gerne mit ihr und kläre sie auf, würde sie aber nicht behandeln.“

Wenn eine Person zu mir kommt und in irgendeiner Hinsicht ‚übertrieben‘ aussehen will, spreche ich gerne mit ihr und kläre sie auf, würde sie aber nicht behandeln.

Dr. Harris

Was sind die besten Alternativen zu präventivem Botox?

Die meisten Ästhetiker:innen betrachten Botox als das Nonplusultra zur Faltenreduzierung. Dabei gibt es aber auch eine Handvoll anderer, weniger invasiver Behandlungsmöglichkeiten, die Expert:innen für eine bessere Hauttextur empfehlen. An dieser Stelle sollten wir natürlich betonen, dass Falten unvermeidbar und völlig normal sind. Wir wissen aber auch, dass sie für manche Menschen ein Grund zur Unsicherheit sind. Weil wir hier niemanden verurteilen, möchten wir dir gern das Wissen zur Hand geben, das du brauchst, um eine sichere und gründlich informierte Entscheidung treffen zu können.
Zuallererst wären da chemische Peelings. Die Hauterneuerung wird immer langsamer, je älter wir werden, erklärt die Kosmetikerin Nicola Liberos von der Omniya Clinic. „Medizinische chemische Peelings helfen der Haut dabei, abgestorbene Hautzellen abzustoßen, und regen das Zellwachstum sowie die Kollagenproduktion an“, sagt sie. Somit verbessern chemische Peelings den Teint, die Hauttextur und die Feuchtigkeit der Haut, wodurch sie strahlt und jugendlicher aussieht.
Chemische Peelings setzen auf völlig verschiedene Wirkstoffe (zum Beispiel aus Glykolsäure, Milchsäure oder Retinol, je nach Geschmack). Auch die Konzentration unterscheidet sich. Hochkonzentrierte Peelings können tiefer in die Haut eindringen – dabei steigt aber auch das Risiko von Nebenwirkungen, wie dem verstärkten Schälen der Haut –, wohingegen Produkte mit geringerer Konzentration etwas sanfter zur Haut sind. Die Stärke des jeweiligen Peelings hängt davon ab, was genau du behandeln willst, ob nun kleine Fältchen oder tiefere Falten. Daher lohnt es sich, im Voraus mit der behandelnden Person gründlich abzuklären, was du dir von dem Peeling erhoffst.
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Eine weitere Behandlung, die Kosmetiker:innen und Dermatolog:innen empfehlen, ist Morpheus8, eine Radiofrequenztherapie, bei der auch Microneedling zum Einsatz kommt. Die Behandlung strafft die Haut und regt die Kollagenproduktion an, wodurch es kleine Falten optisch minimieren kann. Morpheus8 ist meist aber recht teuer, und jede Sitzung kostet mehrere Hundert Euro. Auch hier ist ein Beratungsgespräch vorher Pflicht, in dem du herausfindest, ob sich die Behandlung überhaupt für dich eignet.
Microneedling gibt es natürlich auch als alleinstehendes Treatment, sollte aber nie zu Hause ausprobiert werden. „Microneedling verbessert die Festigkeit und Glätte der Haut“, erklärt die Dermatologin Dr. Anjali Mahto. „Es eignet sich bei diversen Hautproblemen, wie gegen Falten und Aknenarben.“ Dabei fügen winzig kleine, sterile Nadeln der Haut Mikro-Einstiche zu. „Das stimuliert die Haut dazu, neues Kollagen zu produzieren, ein wichtiges Protein für die Hautstruktur.“ Und auch hier gilt: Bitte lasse dich vorher gründlich über die Vorteile und Risiken der Behandlung aufklären.
Diese alternativen, nicht-chirurgischen kosmetischen Treatments sind gerade für jüngere Patient:innen sicher die bessere Option als Botox, meint Nicola. Wenn sie von qualifizierten Expert:innen durchgeführt werden, können sie ihr zufolge sogar eine „präventive“ Verbesserung feiner Falten, Hauttexturen und -verfärbungen bewirken – und das, ohne schon viel zu früh mit Botox anzufangen.
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