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Warum kaum einer über Amal Clooneys Kampf für Frauen redet

Warum es eine größere Schlagzeile ist, dass Amal Clooney das schicke Kostümchen wieder hip gemacht hat, als dass sie aktiv für die Menschenrechte kämpft, verstehe ich nicht. Gibt man ihren Vor- und Nachnamen bei Google ein, dann ist der erste Hit ein monothematischer Blog zu ihrem Style. Noch vor dem Wikipedia-Eintrag erscheinen einige Artikel über die Outfitwahl der Anwältin. Danach folgen dann die Artikel zu ihrer Männerwahl. Ja, sie sieht toll aus, ja, sie ist mit Schauspieler George Clooney verheiratet – Na und? Können wir bitte darüber reden, was diese Frau leistet?

Den „Frau von"-Stempel hat sie nicht verdient

Amal ist Menschenrechtsanwältin und kämpft unerbittlich für die Opfer des IS. Das Leid der jesidischen Frauen im Nordirak hat sie so sehr berührt, dass sie die Peiniger der Terrormiliz vor Gericht bringen möchte und die Aufmerksamkeit auf das Schicksal der verfolgten religiösen und ethnischen Minderheit lenkt. Laut der UNO wurden bis zu 5000 jesidische Frauen von den IS-Kämpfern verschleppt und geschändet. Eine davon ist Nadia Murad, nun UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel. Die junge Frau überlebte es, dass sie von mehreren Männer vergewaltigt, gequält und gehalten wurde wie Vieh. Insgesamt töteten die IS-Terroristen mehr als 40 Mitglieder ihrer Familie. Heute lebt Murad geschützt in Baden-Württemberg und ihre Anwältin ist Amal Clooney. „Wie kann es sein, dass die schrecklichsten Verbrechen, die der Menschheit bekannt sind, vor unseren Augen geschehen, aber nicht vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verfolgt werden?", sagt Clooney. „Wir wissen, dass Tausende jesidische Zivilisten ermordet und Tausende jesidische Frauen versklavt wurden [...]. Wir wissen von systematischen Vergewaltigungen, aber niemand wird zur Rechenschaft gezogen. Es ist an der Zeit, dass wir die ISIS-Kommandanten auf der Anklagebank in Den Haag sehen." Wie kann man bei solchen Ansagen über ihren Zweiteiler sprechen? Auch das Lesen ihres Lebenslaufes formt meinen Mund zu einem runden Wow. Im Jurastudium hat sie sich auf Internationales Recht, Menschenrechte sowie Auslieferungs- und Strafrecht spezialisiert. Sie arbeitete am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, im Büro des Chefanklägers beim Sondertribunal für den Libanon und beim Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Seit 2010 ist sie in einer Kanzlei in London beschäftigt und ist als Beraterin für Regierungen und die Vereinten Nationen tätig. Sie vertrat schon Julian Assange, den Mitbegründer von Wikileaks, und Julija Tymoschenko, ehemalige Ministerpräsidentin der Ukraine. Es sollte also heißen: George, der Mann von Amal Clooney.

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