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Plötzlich Fernbeziehung: Sind uns Jobs wichtiger als Beziehungen?

Erster Job oder erste große Liebe? Für mich war ganz klar, dass ich für meinen absoluten Traumjob nach dem Abitur umziehen werde. Ich war zu dem Zeitpunkt knapp drei Jahre mit meinem Freund zusammen, als ich mich dafür entschied, meinen Lebensmittelpunkt um 180 Kilometer zu verschieben. Ein Jahr lang sahen wir uns nur an Wochenenden. Überstunden und der Hype der Großstadt minimierten eben die Liebeszeit. „Völlig okay, das hält die Beziehung spannend", dachte ich. Bis ich für die nächste Karrierestufe weiterzog.
Von München ging es für mich weiter nach Hamburg. Genauer gesagt 791 Kilometer weiter. Und dann fing es an, schwierig zu werden. In die Heimat nach Süddeutschland zu fliegen, war teuer. Acht Stunden mit dem Zug zu fahren, lohnte sich zeitlich nicht wirklich. Man sah sich immer weniger, irgendwann war ganz Schluss.
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Nennt mich egoistisch oder karrieregeil – aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass Männer kommen und gehen, doch die Vita besteht ein Leben lang. Wenn ich einen Job gefunden habe, der mir gefällt, dann ist das Lebensqualität – entweder mein Partner macht das mit, oder ich muss verstehen, dass er das eben nicht kann. Auch okay. Es gilt natürlich auch gleiches Recht für Beide. Wenn mir mein Partner eröffnet, dass er für einen mega Job umziehen muss, dann ist das so und ich freue mich für ihn.
Echt jetzt: Sind uns Jobs wirklich wichtiger als die Liebe?
Ich bin nicht allein mit meiner Meinung, dass die wahre Liebe auch Distanz überlebt oder aber eben nicht richtig ist und wir daher keine Kompromisse eingehen sollten, was unsere berufliche Ziele angeht. Tatsächlich zieht fast jeder zehnte Deutsche eine Trennung der Kündigung vor. Das ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Karrierenetzwerks Xing. Hierfür wurden 2016 1010 Fach- und Führungskräfte befragt.
Ist es wohl 'was dran, dass wir die Generation Selbstverwirklichung sind. Ich finde das nicht verwerflich, sondern schön. Selbstverwirklichung bedeutet doch Selbstliebe, und dagegen ist nichts einzuwenden.
Meinen jetzigen Freund habe ich in Hamburg kennengelernt, nach zwei Wochen Beziehung eröffnete ich ihm, dass ich kurzfristig des Jobs wegen nach Berlin ziehen werde. Was hat er gemacht? Erst einmal freute er sich für mich, bekräftigte mich und dann schmunzelte er. Er überlegte nämlich ebenfalls zu der Zeit, umzuziehen, weil Berlin auch ihn mit Angeboten lockte. Er hatte es mir nur noch nicht gesagt. Nach drei Wochen Verliebtsein zogen wir also beide spontan um, beide in die neue Stadt, um uns zu verwirklichen. Im besten Fall geht das auch zusammen.
Heute, vier Jahre später, sind wir noch immer zusammen, auch weil wir wissen, dass wir uns beide für unsere Träume ziehen lassen würden.

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