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Freitags kommt Frau P. – Heißes Herz statt kalter Füße

Hier gibt’s jede Woche Highlife in Tüten.

Wer ist Frau P.? Die Berliner Autorin treibt es gern bunt, bekennt immer F­arbe und wird (was sie selbst ärgert) immer noch rot. Sie ist laut, ihr Rostkehlchen-Lachen (lieblich ist anders…) unüberhörbar. Sie hasst Langeweile, Ja-Sager und Männer ohne Eier. Dafür liebt sie Rührei mit Speck.
Es gibt keine Zufälle. Das zumindest gab mir mein Vater bei seinem letzten Besuch in Berlin mit auf den Weg. Stimmt denn das? „Das ganze Leben ist vorgeschrieben“, jagte er als Antwort auf meinen wohl skeptischen Blick hinterher. Ich solle mich doch nur mal erinnern, wie oft mir verrückte Sachen passieren, die danach kaum einer – „nicht mal du selbst“ – glauben kann. Oh ja, das stimmt! „Du ziehst die Crazyness an“, schrieb mir meine Freundin erst letzte Woche per Whatsapp, nachdem ich ihr nachts um 3 Uhr einen kleinen Live-Bericht aus New York geschickt hatte… Ich war am Abend zuvor ziemlich spät aus Los Angeles gelandet. Angekommen im West Village, direkt vorm Restaurant „Waverly Inn“, fiel ich sprichwörtlich aus dem Yellow Cab – weil sich meine Boots in meiner XXL-Handtasche verheddert hatten. RRRUMMMSS! Wäre mir nicht bereits jetzt die Aufmerksamkeit der Gäste auf der Terrasse des Waverly sicher gewesen, so doch spätestens nach meiner zweiten kleinen Stunteinlage: mit meinen drei Koffern rollte ich in Hollywood-Legende Harvey Weinstein rein – und hinderte ihn so daran, sicher nach Hause zu kommen (er wollte einfach nur über die Straße gehen). Ich sah schon wie im Film „The End“ vor meinem geistigen Auge ablaufen. Blondie (also ich, nicht die Sängerin) sendete Stoßgebete gen Himmel: Hilfe, BITTE lass meine Freundin Sophie sofort als Rettung um die Ecke kommen. Aber es kam anders. Kann das Zufall sein?

„Ilka!?“, hörte ich eine tiefe Stimme rufen. Nein, es war nicht die meiner Freundin. Und nein, auch nicht die von Harvey Weinstein… Der hätte mich vier Jahre nach unserer letzten Begegnung auf der Berlinale (wohlgemerkt ohne Zwischenfälle) sicherlich nicht wiedererkannt. Ich traute mich kaum, unter meinem großen Hut hervorzublicken. Verstecken? Dafür wäre es schon zu spät gewesen. Wegrennen? Zwecklos, bei dem ganzen Gepäck. Ok, ok, sollte man in meinem Alter sowieso besser sein lassen. Beides. Und da stand er. Mein großer kanadischer Bär. Den ich zuletzt vor sechs Jahren getroffen und seitdem nie mehr gesprochen hatte. Der auf meine letzte Mail von vor einem Jahr nicht geantwortet hatte. An den ich erst noch vor wenigen Minuten auf der Fahrt nach Manhattan gedachte hatte, als im Radio „Groovy Kind of Love“ von seinem Lieblingssänger Phil Collins zu hören war. Kann das Zufall sein? „Dan!“, hörte ich meine zitterige Stimme rufen. Er war eine große Liebe gewesen, für ihn war ich 2009 zwischen New York und Hamburg gependelt. Wie kann es denn nur bitte sein, dass ich ihm bzw. er mir ausgerechnet hier und jetzt in die Arme lief? Schließlich stand am Anfang meiner Reise New York gar nicht auf meinem Plan. Ich wollte nur nach Los Angeles fliegen, hatte letzten Endes ein Ticket für die Ostküste gebucht, weil ich in Kalifornien jemanden anderes kennengelernt hatte und weil ich ihn, also den anderen, wiedersehen wollte. Wir umarmten uns, es fühlte sich gut an. Genau in diesen Moment platzte Sophie hinein. Endlich, gottseidank! Es entspannte die Situation, ganz besonders aber mich. Als ich ihn ihr vorstellte, wusste Sophie sofort Bescheid. Sie vergisst weder Namen noch Geschichten, nie. „Es gibt keine zufälligen Begegnungen“, flüsterte sie mir zu. Es war dann kein Wunder, dass sie schlagartig sehr müde wurde, so dass Sophie vorschlug, meine Koffer bei ihr abzuladen… und Dan und ich zogen ohne sie weiter. Wir gingen ins „Marie’s Crisis“, wo wir schon öfter bunte Abende zusammen erlebt hatten, kehrten auf einen Nightcap, wie er es immer so schön genannt hatte, ins „Wilfie & Nell“ ein. Wo ich seit 2009 nicht mehr gewesen war. Jetzt wieder mit ihm. Wir küssten uns, es fühlte sich gut an. Ob ich noch mit ihm nach Hause kommen wolle… Nein! Denn ich glaube auch, dass es keine Zufälle gibt. Wenn du den Falschen nicht gehen lässt, findet der Richtige nie einen Platz in Deinem Leben!

Kann das Zufall sein?

Am nächsten Tag schrieb der andere: Alexander. „Still good?“ – als hätte er ein ganz besonders feines Näschen. Meine Antwort: „Sicher, ich kriege keine kalten Füße.“ Dafür ein heißes Herz. Nervös ging ich zu Fuß gen Hudson River, wo wir für 7pm im „Rusty Knot“ verabredet waren. Weil ich zu früh war, ging ich noch einmal um den Block. Drei Minuten nach sieben betrat ich die kitschige Kaschemme. „You are late… für eine Deutsche“, begrüßte er mich. Sah mir tief in die Augen und sagte: „Auf dich habe ich aber schon viel länger gewartet. Wo warst du nur die ganze Zeit?“ Wie das Ganze ausging? What happens in New York, stays in New York… Nur so viel: Ich habe schon nach Flügen geguckt…

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