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Melis: „Ich möchte mit meiner Musik zeigen, woher ich komme und wer ich bin“

Foto: Matt Sort.
Demos, zum Beispiel aufgenommen mit dem iPhone in der Küche, sorgen heute gern mal dafür, dass das Internet komplett ausrastet. Nachdem Melis ihren sphärischen Track „Love Song Idea“ rausgehauen hat, landete sie direkt in den Hype Machine Charts, in New Music Friday Spotify Playlisten und in Apple Music’s Best of the Week Liste – und alle fragten sich, wer ist Melis? Woher kommt der Klang der irgendwo zwischen frühem Folk, Elektro und futuristischem Pop liegt? Ihre Wurzeln sind genau so spannend wie ihre Musik, deshalb haben wir mit der in Berlin lebenden türkisch-tschechischen Sängerin gesprochen...
Was wäre deine Welt ohne Musik?
Leise und schlecht.
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Was wäre deine Welt ohne Social Media?
Meine Welt ohne Social Media wäre ganz entspannt, obwohl auch weniger connected. Ich würde bestimmt mehr Bücher lesen.
„Love Song Idea“ ging in Netz total ab – wie hast du das Feedback erlebt?
Ich war sehr überrascht und unglaublich dankbar, dass der Song so viele Menschen berührt hat. Vor allem, weil es keine richtige Single ist, sondern nur eine Idee, die ich wegen meiner kaputten Festplatte nicht zu Ende produzieren konnte.
Das Debütvideo mit Georgina Campbell ist intensiv – wie wichtig es dir, unter die Haut zu gehen?
Ich wollte, dass die Zuschauer einfach etwas fühlen. Für mich macht es kein Sinn, ein Video zu machen, das nur „ok“ ist. Egal wie man sich dabei fühlt, ob bestürzt oder emotional, hauptsache man denkt etwas. Das sollte Kunst tun. Und die wundervolle Georgina hat das mit ihrer Performance genau auf den Punkt gebracht.
Gibt es eine Grenze an Ehrlichkeit in deinen Songs für dich? Themen, die du nicht besingen würdest?
Alle meine Songs sind sehr persönlich. Wenn ich sie schreibe, denke ich nicht darüber nach, was dabei rauskommt. Da bin ich am ehrlichsten. Für mich ist es eine Form Therapie. Es gibt nichts, vorüber ich nicht schreiben oder singen würde, wenn es sich richtig und wahr anfühlt.
Die erste Singleauskopplung deiner Debüt-EP namens „Parallels“ hast du deinem deinem Vater gewidmet – wie ist eure Beziehung?
Mein Papa ist der süßeste Mensch der Welt und ich liebe ihn über alles! Er hat mich immer unterstützt, mir meinen Traum zu verwirklichen.
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Hat dich der Song „Flowers“ geheilt?
Ja, auf eine abstrakte Art und Weise. Ich habe mit negativen Gedanken geschrieben, aber es ist etwas Positives ist daraus entstanden. Ich bin stolz auf diesen Song. Er ermutigt dazu, schlechte Zeiten zu überstehen und daran zu denken, was Gutes als nächstes kommt.
Du hast unter anderem in deinem Apartment Songs aufgenommen – was brauchst du, um kreativ zu sein?
Es kommt immer darauf an, was in meinem Leben passiert. Normalerweise schreibe ich mehr, wenn ich unsicher oder unglücklich bin. Zuerst greife ich zu meiner Gitarre. Ich brauche nur die und mein iPhone zum Aufnehmen. So beginne ich alle meine Songs. Es gibt grundsätzlich keine Regel für meine Kreativität. Manchmal gibt es lange Wochen ohne ein einziges Lied!
Foto: Matt Sort.
Welche Künstler inspirieren dich derzeit?
Ich bin immer einem Künstler eine Zeit lang verfallen. Im Moment ist es Fiona Apple. Sie ist einfach die Größte. Und ich liebe Paul Simon und Carole King. Fyfe hat letzte Woche ein neues Album rausgebracht, das ich wunderschön finde.
Machst du dir über Geschlechterrollen im Musikbusiness Gedanken – wenn ja, welche?
Selbstverständlich mache ich mir darüber Gedanken. Frauen sind im Musikbusiness sehr unterrepräsentiert. Weibliche Künstler haben einen langen Weg zum Erfolg, der voller Auseinandersetzungen ist. Vor allem wenn sie für sich selbst Entscheidungen treffen möchten und eine starke Vision haben. Ich arbeite so selten mit Frauen zusammen, das finde ich sehr schade. Ich hoffe, dass es in der Zukunft mehr Diskussion und Gelegenheiten gibt, wo Frauen die gleiche Chance bekommen und gleichwertig behandelt werden.
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Du bist halb tschechisch und halb türkisch – welche Einflüsse deiner Herkunft fließen in deine Musik?
Die Einflüsse in meiner Musik sind verschieden, in letzter Zeit interessiere ich mich immer mehr dafür, woher ich komme und wer ich bin und möchte das in meiner Musik darstellen. Die Mischung aus zwei sehr verschiedenen Kulturen war nicht immer positiv für mich. So aufzuwachsen hat mich verwirrt. Ich glaube, ich vermisste das Gefühl, irgendwo hinzugehören.
Wo und wie bist du aufgewachsen?
Ich bin in Prag aufgewachsen. Ich bin sehr glücklich, dass ich dort aufgewachsen bin. Es ist eine sehr schöne und kleine Stadt und ich habe gute (und lustige) Erinnerungen an jeder Ecke. Als ich 18 war zog ich nach England, was mir auch viel Positives gebracht hat, aber jetzt wohne ich schon seit ein paar Jahren in Berlin. Das ist mein „home away from home“. Ich liebe Berlin. Die Stadt ist so reich an Kultur und so frei. Jeder macht hier, was er will. Ich liebe die Freiheit hier.
Was bedeutet Heimat für dich?
Heimat ist da, wo man sich am meisten wie sich selbst fühlt und wo man gemütlich und sicher ist. Keine andere Stadt hat mir dieses Gefühl so gegeben wie Berlin.
Braucht die Kunst deiner Meinung nach den Schmerz?
Ich glaube, Schmerz braucht Kunst, um zu heilen. Aber die Kunst kann manchmal ausnahmsweise auch ohne Schmerz entstehen.

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