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„Ich habe zwei Kinder, ich brauche keinen Sex, Drugs & Rock N Roll"

Zwei Stunden hat er nur geschlafen. Wegen eines Nachtdrehs für seinen nächsten Kinofilm mit Til Schweiger. Man sieht es ihm kaum an. Zum Interview mit Refinery29 serviert Matthias Schweighöfer (36) im Berliner Büro seines Musiklabels selbst gekochten Tee und ist allerbester Laune. Trotzdem oder gerade weil er gerade mächtig Gas gibt. Am 15. März startet endlich seine mit Spannung erwartete Amazon-Serie „You Are Wanted“ (Hauptdarsteller, Regisseur, Produzent: er!), im Februar stieg sein Debütalbum „Lachen Weinen Tanzen“ auf Platz fünf in den Charts ein. Viel los gerade? Kein Problem. Er grinst. Wer kleine Kinder habe, lerne, wenig zu schlafen.
In „You Are Wanted” spielst du einen Manager, dessen Leben nach einer Cyberhacking-Attacke völlig aus den Fugen gerät. In den vergangenen Jahren gerieten auch immer mal wieder Prominente ins Fadenkreuz von Hackern, da tauchten dann geklaute Nackt-Fotos, Videos oder Passwörter im Netz auf. Wie sicher fühlst du dich vor Hacker-Angriffen?
Überhaupt nicht sicher. Durch die Serie weiß ich, was alles möglich ist, und es ist erschreckend. Egal welche Sicherheits-Programme man installiert – einen hundertprozentigen Schutz vor unbefugtem Zugriff auf private Daten gibt es nicht. In “You Are Wanted” greifen wir diese Ohnmacht auf. Was passiert, wenn du auf jemanden triffst, der einfach mal dein komplettes Leben umschreibt, und du hast keine Chance, dich dagegen zu wehren? Vom Internet geht eine viel größere Gefahr aus als vom Fliegen. Man gibt die Verantwortung komplett ab.
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Du spielst in „You Are Wanted” die Hauptrolle, führst Regie und hast mit deiner Firma Pantaleon Films auch produziert, soll heißen: Du gehst volles Risiko ein. Wie gut schläfst du vor der Premiere eines solch wichtigen Projekts?
Ich beschäftige mich nur mit Projekten, auf die ich wirklich Lust habe. Das ist der Grundstein jedes Erfolgs. Mache nur, worauf du hundertprozentig Lust hast und wohinter du auch wirklich stehen kannst. Alles andere hat keinen Zweck. Ich möchte meine Lebenszeit nicht verschwenden. Deswegen werde ich vor der Premiere von “You Are Wanted” aufgeregt und nervös ins Bett gehen, aber dennoch gut schlafen können. Weil ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe.
Mit „Lachen, Weinen, Tanzen“ hast du Anfang Februar dein erstes Album veröffentlicht und bist damit sofort in die Top fünf der Charts eingestiegen. Liegt es daran, dass sich sowohl Frauen als auch Männer mit dem Liebes-Chaos identifizieren können, wie er in dem Song „Regen“ beschreiben wird?
Das ist sehr gut möglich. „Regen“ spiegelt die typische Situation zwischen Frau und Mann wider. Frauen sagen ja oft das Gegenteil von dem, was sie sich wünschen.
Zum Beispiel?
Wenn eine Frau sagt, „geh bitte jetzt!“, dann meint sie das in der Regel auch so. Sagt sie hingegen: „Es wäre besser, wenn du jetzt gehst“, meint sie insgeheim, „du kannst bleiben, aber mach was, Junge!“ Da ist dann eine smarte Aktion gefordert. Es gibt eine Passage in dem Song „Regen“, in der singe ich, „Wenn du mir jetzt tschüss sagst, dann komme ich einfach mit“. Das ist es, was ich meine. Sich nicht so einfach abschütteln zu lassen und der Frau auch zu zeigen, dass man dran bleibt, gehört zu jedem guten ersten Date dazu.
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In dem Lied „Auf uns zwei“ singst du „Ich nehme deine Hand und tanze mit dir, bis den Sternen schwindelig wird.“ Schon mal in so einer Situation gewesen?
Könnte einer Frau mit mir wirklich passieren. Ich bin ein begnadeter Tänzer, der jede Frau schwindelig tanzen kann. (lacht) Nicht, dass ich jemals einen Tanzkurs belegt hätte. Bei mir kommen die Bewegungen eher spontan und improvisiert. Das mag dämlich aussehen, ist mir aber egal. Ich bin ja ein leidenschaftlicher und kein Profi-Tänzer. (lacht)
Zu welchem Lied kann man gut Sex haben?
Es gibt ja Menschen, die brauchen beim Sex einen Rhythmus, der ihnen den Takt vorgibt. Zu denen gehöre ich nicht. Ich persönlich mag es nicht, wenn beim Sex Musik läuft. Das würde mich rhythmisch ablenken. (lacht) Aber wenn es unbedingt sein muss, dann ein Song, in dem es abgeht. (Überlegt kurz) Ich finde, der beste Song ist „Firestarter“ von The Prodigy. So rein vom Aufbau her. Der kuschelt sich langsam ran und wird dann ein bisschen härter. (summt das Firestarter-Intro). Um nach einem stressigen Tag ein bisschen Dampf abzulassen, ist das genau die richtige Nummer. (lacht)
Du bist ja bekennender Eminem-Fan. Ein Mann, auf den die Frauen abfahren, obwohl oder gerade weil er ein Bad Boy ist. Hast du je davon geträumt, ein Bad Boy zu sein?
Nein, das hat mich nie interessiert. Keine Frau will einen Bad Boy im Alltag. Obwohl sie sich in ihren Träumen immer einen wünschen. Die Frage ist doch, was ist ein Bad Boy? Ein Mann, der unerreichbar scheint, und trotzdem knallharte Ansagen macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau das auf Dauer geil findet, denn ein Bad Boy hat immer was Anstrengendes. Ich mag vielleicht nicht dem Archetyp eines Mannes entsprechen, der zwei Meter groß ist, eine Figur wie ein Zehnkämpfer hat und einen Baum nach Hause tragen kann. Dafür habe ich vier Firmen gegründet und mein Leben auch sonst ganz gut im Griff. Ich muss eine Frau nicht mies behandeln, um mich wie ein ganzer Kerl zu fühlen.
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Während viele Kollegen Probleme mit einem Softie-Image haben, scheint genau das dein Erfolgsrezept zu sein. Die Rolle als Vorzeige-Schwiegersohn lässt dich nahbarer wirken als beispielsweise einen Til Schweiger.
Das wirkt immer so nach außen hin, weil ich eher jemand bin, der über den Humor kommt. Der Humor lässt mich nahbar wirken, weil ich bestimmte Dinge nicht so ernst nehme. Nur ist der Humor bei mir auch eine Schutzhülle. Meine zwei langen Beziehungen würden über mich sagen, dass ich der unnahbarste Typ bin, den sie kennen. Dass ich vermutlich mehr Geheimnisse habe als jeder Bad Boy. Aber Unnahbarkeit verleiht Männern ja auch einen gewissen Sex-Appeal.
Was findest du an einer Frau besonders anziehend?
Sinnlichkeit. Frauen sind für mich das Sinnlichste überhaupt. Ein Mann kann noch so gut aussehen, gegen die Schönheit einer Frau, haben wir keine Chance.
Welche Eigenschaften schätzt du an einem Mann besonders?
Eben genau das: Ich finde es bewundernswert, wenn ein Mann sich nicht verbiegen lässt, eine klare Entscheidung trifft und seiner Linie treu bleibt. Männer, die Verantwortung auch ungefragt übernehmen können und keine Angst haben vor Konsequenzen, sind für mich ganze Kerle.
Darf so ein ganzerKerl auch vor einer Frau weinen?
Die Frage ist weniger, ob er’s darf, sondern, ob er es sollte. Ich gehöre zu der Kategorie Mann, die zum Weinen in den Keller geht. Es ist aber irre, was es bei Frauen auslöst, wenn ein Mann vor ihnen anfängt zu weinen. Ein Mann, der vor einer Frau weint, lässt eine Frau ja auch an seinen seelischen Kern heran.
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Männer zeigen untereinander auch eher selten Ihre Gefühle, da dreht sich meistens alles um die Themen Sport, Karriere und Frauen. Ist das bei dir genauso, wenn du dich mit Kumpels verabredest?
Wenn ich mich mit meinen Freunden zu einem Männerabend treffe, geht’s viel um unsere Beziehungen. Wir sind alles Geschäftsmänner mit mehr oder weniger den gleichen Sorgen und Nöten. Da geht’s dann oft um die Frage, warum man mit seiner Partnerin gerade nicht so körperlich ist und woran’s hapern könnte. Frauen sind viel krasser. Ich weiß, worüber die reden! Mir ist oft schon die Kinnlade runtergefallen, wenn ich mitbekommen habe, worum es bei Frauengesprächen oft wirklich geht. Wenn ich dann Freundinnen von mir sage, dass wir uns in der Männerrunde über Beziehungsprobleme unterhalten, die glauben mir kein Wort. Natürlich tauschen wir uns in der Männerrunde auch schon mal über die beeindruckende Oberweite einer Frau aus. (lacht). Aber Frauen gehen viel mehr ins Detail.
Was war das Verrückteste, was ein Groupies je gemacht hat, um an deinen seelischen Kern heranzukommen?
Groupies? Was denn für Groupies? Ich habe keine Groupies, die gab es auch nie. Nach einem langen Tag auf einer Kino-Tournee falle ich abends todmüde ins Bett. Ich esse meistens noch ein Kleinigkeit mit meinem Team, und um spätestens zehn wird geschlafen, weil am nächsten Morgen um sechs Uhr der Wecker klingelt.
Sehr vernünftig. Du hast es also nie „Sex, Drugs & Rock N Roll"-mäßig krachen lassen?
Sex, Drugs & Rock N Roll ist sehr ungesund und sehr anstrengend. Das kann man machen, wenn man jung ist, das ist auch total in Ordnung, diese Dinge alle mitzunehmen. Ich finde, sich zuzudröhnen und jeden Abend eine andere Frau flachzulegen hat auch sehr viel mit Einsamkeit und einem großen Ego zu tun. Ich habe zwei Kinder, ich brauche keinen Sex, Drugs & Rock N Roll und Groupies. Mir ist eine solide Basis viel wichtiger, die mich erdet, daraus ziehe ich meine Energie.

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