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Kinderlos glücklich: Ich will kein Baby – und das ist auch gut so

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Dieser Artikel erschien erstmals am 11. Oktober 2016.
Als ich im Alter von sieben oder acht Jahren meine einzige Babypuppe auf dem Arm hielt, fand ich dieses kleine Plastikding schon damals ziemlich seltsam. Statt „Vater-Mutter-Kind” spielte ich im Kindergarten lieber mit Stofftieren und in meinen Puppenkinderwagen setzte ich mich eines morgens kurzerhand selbst hinein, was dieser leider nicht überlebte. Schade war es schon – konnte ich doch meine Stofftiere jetzt nicht mehr umherfahren. Eine Puppe hat in dem Ding allerdings nie gesessen. Schon damals hatte ich es nicht so mit mütterlicher Fürsorge und Brei verfüttern und das zog ich konsequent durch: als meine Eltern mich, so will es die Legende, im zarten Alter von zwei Jahren fragten, ob ich nicht ein Geschwisterchen haben wolle, war die Antwort niederschmetternd: Nein! Also blieb ich Einzelkind.
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Ein einziges Mal kam mir in jungen Jahren der Gedanke, dass es cool sein könnte, später, wenn ich groß bin, selbst ein Kind zu haben. Doch schon damals habe ich mich gefragt, ob ich wohl jemals Mutter werde. Der Gedanke daran fühlte sich so seltsam an. Wenige Jahre später – irgendwann um die 18 vielleicht – war mir endgültig klar: nicht mit mir. Und dabei ist es auch geblieben. Mit Kindern kann ich bis heute nichts anfangen. Ich habe nichts gegen Kinder, ich mag sie nur nicht sonderlich. Sie sabbern, schlabbern alles voll und können sich nicht artikulieren. Sowas will ich nicht. Und ich bin wunderbar fein damit! Mir geht es damit großartig. Nur leider nimmt mein Umfeld mir das nicht ab!
Selbst seit einigen Jahren mit Nestbau beschäftigt, werde ich von den meisten meiner Freundinnen nur belächelt, wenn ich erkläre, mit meinem Leben so wie es ist ganz zufrieden zu sein. Ich solle doch erst mal abwarten. Klar, ich warte gerne. Aber worauf? Ich bin knapp über 30, ich lebe seit vielen Jahren in einer ausgesprochen glücklichen Beziehung, ich mag mein Leben, ich mag mich. Ich mag uns. Glücklicherweise habe ich in meinem Verlobten genau den richtigen Mann gefunden, denn auch er wird morgens nicht mit dem Wunsch wach, an unserer Zweisamkeit etwas zu ändern – wobei: vielleicht kaufen wir uns einen Hund. Im Grunde alles kein Problem, oder? Trotzdem scheint man mit dieser Entscheidung selbst im eigenen Freundeskreis nicht für voll genommen zu werden – muss ich nun also warten, bis ich rein biologisch nicht mehr in der Lage dazu bin, Kinder zu bekommen, um wieder als selbstbestimmtes Wesen akzeptiert zu werden? Das dürfte gar nicht mehr so lange dauern, denn angeblich wird es ab 30 ja auch schon eng, die Fruchtbarkeit nimmt ab, die Spermien zuckeln langsamer durch die Gänge. Düstere Prognosen, die ich da von besorgten Freundinnen und in diversen Zeitungsartikeln zu hören und lesen bekomme. Vor allem ältere Freundinnen orakeln das Schlimmste vom Himmel: “Jetzt oder nie!”, rufen sie. Dabei ist meine Entscheidung schon lange gefallen: Nie.
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Und ich frage mich, warum fällt es manchen so schwer, diese zu akzeptieren? Man hat es doch schon bei Fremden schwer, die sich nicht selten über diese Lebensentscheidung echauffieren und mich eines Besseren belehren wollen – müssen es dann auch noch die eigenen Verbündeten sein, die bei diesem Thema biestig werden? Lange Zeit habe ich mich nicht getraut, überhaupt zu sagen, dass ich keine Kinder möchte. Die unvermeidliche Frage, wann es denn bei uns so weit sei, haben mein Verlobter und ich gemeinschaftlich weggegrinst. Als sei es etwas Schlimmes, sich nicht für Nachwuchs begeistern zu können. Als sei man “nur noch nicht so weit”, weil vorausgesetzt wird, dass man das eigene Glück nur dann wirklich finden könne, wenn es einem in Form eines Neugeborenen entgegenstrahlt, für das man anschließend den Rest des Lebens verantwortlich ist.
Zwischen all meinen Freundinnen bin ich bis auf eine Ausnahme die Einzige, die ihre Zukunft nicht beim Sandkuchenbauen und Hausaufgaben kontrollieren sieht. Dass ich vielleicht mal “alleine sterben muss”, nehme ich in Kauf. Im besten Fall setze ich mich mit meinem Göttergatten in späten Jahren auf eine entlegene Insel ab, auf der bis dahin hoffentlich das fancieste Altenheim aller Zeiten errichtet wurde. Zwischen Pool und Palmenhain wird es sich mit Schirmchen-Drink und Strohhut, fest an den Rollator geschnallt, schon auch ohne Kinder aushalten lassen.
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