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PerFiktion statt Perfektion: Wieviel Realität und Authentizität steckt noch in Instagram?

Foto: bekleidet.net/R29
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Instagram-Land?“ 2013 schrieb mein Freund auf ein Polaroid: „Du bist nicht perfekt. Doch jeder deiner Makel macht dich perfekt für mich.” 2014 schrieb ich in mein Tagebuch: „Ich will perfekt sein, sonst nichts.” 2015 schrieb mir eine Freundin: „Zum Glück gibt es Facetune. Ohne kann ich mich nicht ertragen.” 2016 schrieb ich als Single bei Tinder mit neuem Selbstbewusstsein: „Ich bin nicht perfekt und das ist gut so.” Dabei ging mein Anzeigebild durch zwei Filter, einen Skin Analyzer und die ‚Details’ Funktion. Hach ist es leicht, sich selbst zu belügen. Ja, mein Tagebuch zu lesen tut weh. Es ist so verdammt ehrlich. Heute hat es mich mit den absurdesten Gedanken aus 2016 konfrontiert: Soll ich mir meine Haare wachsen lassen? Schließlich ersetzt das „von-hinten“ Foto gerade das Selfie! Soll ich abnehmen für den Instagram-Beach-Body? Vielleicht gibt’s dann auch Bikinis for free! Soll ich mir die Celine Belt Bag leisten? Sie ist ein Herzchen-Garant. Also mehr oder weniger ein Karriere-Investment. Soll ich nach Santorini fliegen? Der Ort ist so schön (…fotogen). Authentizität, ich wusste einmal was das ist. Schönheit, ich wusste einmal, wie sie aussieht. Realität, ich wusste einmal, wie sie sich anfühlt. Doch irgendwo zwischen VSCO Cam und Facetune veränderte sich mein Äußeres - und mein Inneres gleich mit. Instagram bedeutete einmal: Den Moment festhalten bevor er vorbei ist und nicht, den Moment schöner machen als er ist. Doch dann wurde Selbstinszenierung Trend. Dicke Lippen mussten auch ohne Kylie Cosmetics den Zoom auf sich ziehen und ein „big booty im Twerkmodus“ kam als „Belfie“ aus den Pornos auf den virtuellen Laufsteg. Photoshop-Skills wurden Pflicht und Selbstoptimierung eine Sucht. Wir fingen an zu glauben, die Perfektion unserer Insta-Girls sei naturgegeben – die Message „Fake it or you will not make it“ drang subtil und fast unbemerkt in die Köpfe der Follower. Eine kleine Gehirnwäsche. Ein Zaubertrick, den wir jeden Tag aufs Neue präsentiert bekommen und dem wir immer wieder fleißig applaudieren. Spätestens seit dem Artikel „Mit Photoshop zum Instastar“ weiß ich, dass es nicht nur mir schwer fällt zwischen Instagram-Realität und Wirklichkeit zu unterscheiden. Und ja, Schönheit und Erfolg gehen oft Hand in Hand. Zumindest auf Instagram. Der Facetune-Wahn ist ein Symptom unserer Zeit. Ihm nachzugeben scheint dabei zum Glück nicht die gleichen dauerhaften Folgen zu haben wie eine Schönheits-OP am Körper und hat auch nichts Selbstverleugnung zu tun, oder? Doch schwierig wird es, wie bei jeder Droge, mit der Dosierung. Denn letztlich ist es auch bei Instagram wie im echten Leben. Deine Vorzüge zu unterstreichen schenkt dir Selbstbewusstsein. Sich ein anderes Gesicht zu konstruieren - durch Contouring oder Beauty-Apps - führt vielleicht noch zu mehr Tinder-Matches, aber der Preis dafür ist die Liebe zu dir selbst. Und die Angst vor jedem Spiegel.

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