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Er ging zum Junggesellenabschied – dass es sein eigener war, verschwieg er

Illustration: Heyer Mallory
Liebe – so ein großes Wort, so voller Gefühl. Den Schmerz und die Anstrengung, die damit verbunden sind, vergisst man oft. Doch dann, wenn einem plötzlich der Boden unter den Füßen weg gerissen wird und man ganz tief fällt, erkennt man: Liebe hat viele Gesichter. Und nicht alle sind schön. Manche sind einfach nur hässlich, abscheulich und so unbegreiflich, dass sie Stoff für ein ganzes Hollywood-Drehbuch liefern.
Alles begann vor eineinhalb Jahren. Ich war Single und sehnte mich nach Geborgenheit, zärtlichen Momenten und einer Beziehung. Dann traf ich ihn: Alexander, 31, groß, dunkelhaarig, ein absoluter Traummann. Wir lernten uns im Internet kennen. Es funkte sofort. Zu unserem ersten Date brachte er mir eine Lilie mit, meine Lieblingsblume. Wir redeten die ganze Nacht, waren genau auf einer Wellenlänge. Seine Witze brachten mich zum Lachen, die sanfte Berührung seiner Hand fühlte sich auf meiner Haut wie Tausend kleine Stromschläge an. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Und als er mich an diesem Abend zum Abschied küsste, wusste ich: Diesen Mann lasse ich nicht mehr gehen.
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Ob das Schicksal in diesem Moment bereits heimlich über mich lachte? Möglich wär's. Doch damals ahnte ich noch nichts von dem dunklen Geheimnis, das der vermeintliche Traummann vor mir versteckte. Wir verbrachten viele Tage zusammen, oft auch die Nächte. Die meiste Zeit waren wir in meiner Wohnung. Dabei gedacht habe ich mir nichts. Alexander war oft beruflich unterwegs, stellte gleich zu Anfang klar, wie wohl er sich bei mir fühlte. Ich genoss es, ihn in meiner Nähe zu haben.
Wir gingen brunchen, ins Kino, auf Partys. Ich lernte einige seiner Freunde kennen. „Alle sind ganz vernarrt in dich“, flüsterte mir Alex an einem Frühlingstag 2016 ins Ohr. Ich lächelte. So glücklich war ich noch nie in meinem Leben gewesen.
Ein paar Wochen später erzählte er mir von einem Junggesellenabschied, auf den er eingeladen war. „Der geht von Freitag bis Sonntag – was hältst du davon, wenn ich dann am Sonntag bei dir übernachte“, fragte mich Alex. Ich nickte. So machten wir es auch. Denn ich wusste: Schon eine Woche später sollte es für ihn auf die Malediven gehen. „Das haben mein Kumpel und ich schon seit Monaten gebucht“, erklärte mir mein Traummann. Dass wir uns dann zwei Wochen nicht sehen würden? Unvorstellbar für mich. Deshalb freute ich mich auch, dass er am Wochenende zuvor noch einmal bei mir übernachten wollte.
Und dann plötzlich brach meine heile Welt über mir zusammen. Am Sonntag, nachdem Alex mit seinem Kumpel Oliver auf die Malediven gereist war, ging ich zum Fußballspiel meines Neffens. Und dort, mitten in der bayerischen Einöde, sah ich ihn: Oliver. Der eigentlich gemeinsam mit meinem Freund auf den Malediven sein sollte.
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Mit klopfendem Herzen ging ich zu ihm, stellte ihn zur Rede. Und dann brach es irgendwann aus ihm heraus: „Mann, Tanja, der Alexander ist verheiratet. Der Junggesellenabschied, den wir gefeiert haben, war seiner. Und jetzt ist er mit seiner Frau in den Flitterwochen.“

Alexander ist verheiratet. Der Junggesellenabschied, den wir gefeiert haben, war seiner. Und jetzt ist er mit seiner Frau in den Flitterwochen

Da stand ich nun: erstarrt, mit Tränen, die mir über die Wangen liefen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das war doch alles nur eine Lüge. Oder nicht? Wie ich an diesem Tag nach Hause gekommen bin? Ich weiß es nicht mehr. Auch an die darauf folgenden Tage kann ich mich nur noch dunkel erinnern. Was ich allerdings nie vergessen werde, ist die Reaktion von Alexander, als ich ihm mit all dem konfrontierte.
Braungebrannt und gut gelaunt stand er einen Tag nach Urlaubsende vor meiner Haustür. Ich empfing ihn kühl. Woher ich die Kraft dafür nahm? Auch das ist mir bis heute ein Rätsel. Doch ich sagte ihm all das auf den Kopf zu, was ich eine Woche zuvor von seinem Kumpel erfahren hatte. Und er stritt es nicht mal ab.
„Aber Liebling, ich lasse mich sofort wieder von meiner Frau scheiden“, wiegelte dieser dreckige Mistkerl ab. „Können wir nicht einfach so weitermachen wie bisher? Das war doch so schön...“
Mehr sagte er nicht. Dann knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu. Sein Klingeln ignorierte ich. Ebenso seine Anrufe und Nachrichten auf meinem Handy. Ich hatte genug. Wie konnte ich nur auf so einen Typen reinfallen? Wieso war ich so dumm gewesen?
Ich tat mir selbst leid. Nur eine bemitleidete ich noch mehr: Alexanders Ehefrau. Mit der ist er übrigens noch heute verheiratet. Ob er ihr treu ist? Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Ich bin einfach nur froh, dass ich von diesem Typen los gekommen bin.
Protokolliert von Elke Habekost

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