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Mein Freund sieht super aus & deshalb fühle ich mich scheiße

Foto: Natalia Mantini.
Mein Freund zieht gerade ein Trainingsprogramm durch, das eigentlich für angehende Navy Seals konzipiert wurde. Er will definitiv nicht zum Militär – aber er läuft, sprintet, schwimmt, hebt Gewichte, hüpft, springt Seil – und trainiert rigoros nach diesem Plan. Wir haben sehr unterschiedliche Auffassungen davon, was Spaß bedeutet.
Während mein Freund quasi bald den Iron Man mitmacht, geht meine körperliche Verfassung eher in eine andere Richtung. Der Übergang von Uni zu Arbeit hat meinen Körper härter getroffen als gedacht. Ich bin als Leistungssportlerin aufgewachsen und habe mir auch in der Uni noch ausreichend Zeit für mein Training frei geräumt. Nach der Uni wurde der Zugang zu Sport wieder teurer und meine Motivation ging gen Null. Außerdem war ich gestresst von der Jobsuche und hörte auf, Bewegung allgemein zu priorisieren. Als ich dann meinen ersten Vollzeitjob hatte, habe ich ihn gehasst und meinen Kummer in Essen gesteckt. Seit ich vor drei Jahren die Uni beendet habe, geht es mit meinem Körper bergab. Scheinbar bin ich einfach unfähig, einen 40-Stunden-Job, Steuererklärungen, Einkäufe und regelmäßigen Sport unter einen Hut zu bringen.
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Meinem Freund geht es komplett anders: Während des Studiums hat er angefangen seine Essgewohnheiten genauso zu organisieren, wie seine Hausaufgaben. Jeden Morgen macht er sich vor 8 Uhr einen Proteinshake. Ich habe versucht mitzumachen, aber sie wirken nie so appetitlich wie Pancakes oder Brot. Ich bevorzuge es außerdem ganz einfach, wenn meine Smoothies so aussehen wie ein Mango Slushie.
Allerdings waren unsere Trainings- und Essgewohnheiten nicht immer so unterschiedlich. Am Anfang unserer Dating-Phase, wog er ungefähr 15 Kilo mehr und seine Diät umfasste Chicken Wings, Bier und Chicken Nuggets. Zu der Zeit habe ich nicht viel getrunken und meine Leidenschaft für deftiges Essen war noch nicht so präsent. Also war ich diejenige, die Sport trieb, gesund aß und vernünftige Portionen zu sich nahm, während er um 2 Uhr nachts massenhaft frittiertes Essen bestellte.
So sehr ich es auch hasse es zuzugeben: Ich glaube, ich mochte es „die Gesündere“ von uns beiden zu sein. Nicht, weil ich mich überlegen fühlen oder besser aussehen wollte als er. Ich mochte aber das Gefühl, dass mein Körper bereits fit ist, anstatt ihm beim Zerfall zuzusehen. Ich habe das Gefühl, ich würde in unserer Beziehung hinterherhinken, wenn mein Freund seinen Körper optimiert und ich nicht. Ich brauchte nie Hilfe, um in Form zu sein und ich genoss es, ihn zu ermutigen, mehr zu tun. Es ist ziemlich schwer, sich angesichts der Tatsache, dass er das jetzt für mich tut, nicht scheiße zu fühlen. Davon ihn anzuspornen, es mit den Wings und dem Bier etwas langsamer angehen zu lassen, hin dazu ihn zu fragen, ob er mir dabei hilft, meine Gewohnheiten zu ändern, war kein leichter Rollentausch. Und auch für mein Selbstbewusstsein war das kein Fest.
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Langfristig will ich wieder auf demselben Level mit ihm sein, auch wenn er es nie von mir verlangen würde.

Dann ist da noch das Schuldgefühl. Selbstauferlegt, aber unumgänglich. Wenn dein*e Partner*in in besserer Form ist als du, fallen dir die Essens- und Work-out-Unterschiede selbst in den kleinsten Momenten auf. Jedes Mal, wenn ich Fish & Chips bestelle, sehe ich das Hähnchen und den Salat, und meinen Freund beim Joggen vor meinem inneren Auge. Sich in Fisch, Fritten und Majo zu verlieren macht eben nur halb so viel Spaß, wenn dir frisches Obst gegenübersteht.
Ich habe nun beschlossen, es frei nach der „akzeptiere, was du nicht ändern kannst“-Methode zu machen und habe meinem Freund gesagt, dass ich Hilfe brauche. Ich brauche Hilfe beim Disziplinieren, dabei, mich auf das gesunde Essen zu konzentrieren – aber sanft, nicht schnell und laut. Behutsam muss es laufen, denn langfristig will ich wieder mit ihm auf demselben Level sein, auch wenn er es nie von mir verlangen würde.
Und es funktioniert. Mit der Unterstützung meines Freundes versuche ich so oft wie möglich zwei Kilometer zu laufen. Es ist zwar nicht so viel wie bei ihm, oder wie bei meinen früheren Läufen, aber es bringt Routine zurück. Und eins ist klar: Nur weil dein*e Partner*in besser in Form ist als du, heißt das nicht, dass du dein Leben grundlegend verändern musst. Du musst dir deine eigenen Ziele setzen und dir bewusst machen, dass deine Ziele nichts mit denen deines Partners/deiner Partnerin zu tun haben – und sie müssen sich auch nicht überschneiden. Und Navy-Seal-Lifestyle hin oder her, auch mein Freund greift manchmal nach den Pommes und den Chicken Wings. Gott sei Dank!
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