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Warum ich es beruhigend finde, dass MILF-Pornos im Internet so abgehen

Als Fergie im letzten Jahr mit den Milchtüten winkte, versammelten sich die Supermütter der Entertainment-A-Liga für das Musikvideo zum Track „M.I.L.F“. Alessandra Ambrosio, Kim K., Ciara oder Chrissy Teigen fühlen sich also sexy und nicht objektiviert mit dem Titel. Und da sind sie nicht die Einzigen: Die Abkürzung für „Mom I’d Like to Fuck“ ist abseits von Stiflers Mom längst im Mainstream angekommen, gesellschaftlich gar akzeptiert. Es gibt grüne MILF-Smoothies und MILF-Workouts für Mütter, die nach einer Geburt wieder fit werden wollen – ja, und dann gibt es ja noch die MILF im Porno. Mature-, Cougar- oder Mom-Sex lauten die gängigen Subgenres in der Branche. Allein im letzten Jahr wurden bei Pornhub.com über 25 Milliarden Porno-Suchanfragen gestartet – auf Platz 3 der eingegebenen Vorlieben steht MILF (dichtgefolgt vom Begriff Stepmom). Auf der Seite sind 28,5 Milliarden Besucher im Jahr, 81 Millionen pro Tag, 50.000 Suchanfragen in der Minute, mehr als vier Millionen neue Videos im letzten Jahr – kurz gesagt: Die Zahl der Ödipus-Fantasien ist enorm. Da kann man nicht mehr von einer Nischenvorliebe sprechen, nein, die Mehrheit der Porno-Konsumierenden legt eindeutig Hand an, wenn Mutti im Video zu sehen ist.
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Die Statistik überraschte mich schon. Fickliche Mütter – was ist nur mit der Gesellschaft los? Bevor ich gedanklich ausholen konnte – ob dieser Trend Frauen auch noch unter Druck setzt, nach einer Schwangerschaft sexy zu sein und wie fragwürdig die W-Vorlagen sind –, manifestierte sich ein anderer Gedanke. Immerhin kann man es ja auch positiv formulieren: In den Sexfilmchen sehen die wenigsten Darstellerinnen aus wie in Fergies Musikvideo. Die MILFs der Pornobranche sind ganz normale Frauen, meist zwischen 30 und 50, mit unterschiedlichen Kleidergrößen und Vorlieben. Das bedeutet doch, dass ein gesünderes, natürlicheres und emanzipierteres Frauenbild im Mainstreamporno stattfinden kann? Immerhin sind Mütter meist nicht die mit dem kindlichen Körpern oder einer unnatürlichen Vamp-Attitüde. Sie können sich durchsetzen, stehen im Leben und lassen sich nicht mehr unterdrücken. Oftmals vergnügen sich die Ladys mit jüngeren Männern und geben den Ton an. Ich als Frau finde mütterliche Attribute sowieso sexy: Güte, Reife, Herzlichkeit, Mitgefühl. Es gibt so viele Qualitäten, die ich allgemein schätze, aber dem Porno niemals zugeordnet hätte.
Geile Mütter sind also eine Riesensache im horizontalen Filmgeschäft. Und Frauen, die sich weder optisch noch inhaltlich mit der Branche in Verbindung gebracht hätten, sehen dadurch die große Karriere oder zumindest einen Bonus für die Familienkasse. In Deutschland sitzt derzeit Dirty Tina auf dem Thron der beliebtesten Pornomamas. Zwei Jahre in Folge bekam sie den „MILF Award“ der Erotikmesse Venus verliehen. Zuvor verkaufte Martina Versicherungen, jetzt verkauft die 49-Jährige ihre erotischen Abenteuer vor der Kamera. Ihr Ehemann filmt und schneidet. Auch ihre Kinder wissen Bescheid.
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Ich frage die Männer in meinem Freundeskreis, was sie über MILFS denken: Allesamt streiten ab, Dirty Tina zu kennen. Aber über Sex mit einer Frau, die reifer ist und Kinder hat, haben sie nach ein paar Bier dann schon was zu sagen: „Mit Älteren hat man oft den besseren Sex. Sie wissen ganz genau, was ihnen Spaß macht und kennen ihren Körper. Da geht es nicht mehr so um Optik und Gefallen, sondern um Qualität beim Vögeln“, sagt Simon, 29. „Ich sollte mal ein Paket ausliefern und die Dame an der Tür bat mich rein. Es war wie im Film! Sie hatte nur einen Bademantel an und erzählte, dass sie so einsam sei und ob wir zusammen etwas trinken können. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich schlief mit ihr und sie steckte mir 50 Euro in die Jeans. Die Geschichte ist mir peinlich, denn die Frau war knapp 30 Jahre älter, aber der Sex war heiß“, erzählt ein Kumpel, nennen wir ihn Adrian. „Für mich ist eine MILF so eine krasse Frau, die den Alltag so krass managt, dass sie sich im Bett dann komplett fallen lässt. Die Vorstellung finde ich ehrlicherweise schon auch geil“, trägt Peter – seine Freundin ist Anfang 20 – bei. Am Tisch wird jetzt heiß diskutiert, wie eine MILF überhaupt aussieht und dabei wird mir klar: Jeder hat seine eigene Definition und damit auch eine bestimmte Fantasie.
Meine Definition und Herleitung des Pornotrends ist natürlich auch subjektiv, aber die Vorstellung, dass die Mutterfigur ein Sexideal ist und sich manche Frauen durch diesen Titel nach Schwangerschaften begehrt fühlen, gefällt mir definitiv besser, als die Tatsache dass der Suchbegriff „German Teen“ in Deutschland auf Platz 5 bei Pornhub ist.

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