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Pornos beeinflussen unser aller Sexualität

Das Porno-Business ist knallhart und kann zum Albtraum werden – für die Darsteller, aber auch für unser Sexualleben! Durch Anonymität, unbegrenzte Verfügbarkeit und offen dargestellte Gewalt gegen Frauen, entstehen gravierende Probleme, über die öffentlich selten gesprochen wird: Die ehemalige Pornodarstellerin Shelley Lubben zeigt in ihrem Buch Pornographie. Die größte Illusion der Welt die ungeschminkte Wahrheit ihrer Vergangenheit. Damit will sie die Ahnungslosen aufklären, die Porno-Süchtigen bekehren und denjenigen helfen, die weiterhin in der modernen Form der Sklaverei gefangen sind. Schon mit neun Jahren wurde Shelley durch sexuellen Missbrauch ihrer Kindheit beraubt. Sie flüchtete sich in die Prostitution und war gefangen in der Porno-Hölle. Alkohol, Drogen und Suizidversuche waren nur ein Teil davon. Mit sechsundzwanzig Jahren schaffte sie den Absprung, gründete eine Familie und baute sich ein neues Leben auf. Doch damit ist die heute 48-jährige die Ausnahme von der Regel, denn die Lebenserwartung von Pornodarstellern liegt in Amerika bei 38 (!) Jahren. Die häufigste Todesursache: Geschlechtskrankheiten, Suizid, Gewalt und Drogen. Sindy Sunshine, eine enge Freundin der amerikanischen Buchautorin, war ebenfalls Gefangene der Porno-Spirale: „Mit neun Jahren habe ich bei Klassenkameraden das erste Mal Pornos gesehen. Seitdem gab es in meinem Leben viel sexuelle Gewalt, aber ich kannte es auch nicht anders, weil ich durch Pornos aufgeklärt worden bin. Die Bilder kriege ich bis heute schwer aus meinem Kopf. Ich bin mir sicher, dass Sex im richtigen Kontext bestimmt wundervoll ist. Leider habe ich das noch nicht erleben dürfen. Ich wollte Pornodarstellerin werden, weil jeder vom PornoSTAR spricht und ich dachte, dass man nur so geliebt und akzeptiert wird. So weit ist es zum Glück nie gekommen, weil ich gesehen habe, wie Frauen von Männern degradiert wurden. Das wollte ich mir nicht gefallen lassen, war aber dennoch gefangen in diesem Lebensstil. Ich wollte mich umbringen, wäre fast von einem Balkon gesprungen. Vor zehn Jahren habe ich dann nach einem Ausweg gesucht. Ich las von Shelley Lubben, dem Pornostar, der ausgestiegen war und heute gegen Pornographie kämpft. Ich schrieb ihr und sie antwortete. Sie rief mich an und mein Leben wurde gerettet.“ Im Interview mit Refinery29 spricht Sindy offen: „Es ist nicht einfach für mich, darüber zu sprechen. Ich habe nichts Ruhmreiches vorzuweisen. Ich kehre meine Schwäche nach außen, um anderen zu helfen. Dafür bekomme ich oft Kritik, dabei wünsche ich allen nur eine erfüllte Sexualität. Ich selbst bin immer noch im Heilungsprozess und assoziiere eine Vergewaltigung nach wie vor als etwas, das tolerierbar ist. Pornographie hat für mich und viele andere keine guten Resultate gebracht. Deshalb stehe ich hinter Shelley und habe ihren Verein „Pink Cross“ nach Europa geholt. Es lag mir am Herzen, eine Anlaufstelle für alle Menschen zu bieten, die ein Problem mit Pornos haben.“ Dass gewaltverherrlichende pornographische Darstellungen vor allem für Kinder traumatische Folgen haben, weiß Tabea Freitag. Die Psychotherapeutin beobachtet schon seit Jahren den zunehmenden Porno-Konsum bei Minderjährigen. Der Fall eines 10-jährigen Mädchens, das aufgrund eines Porno-Films verhaltensgestört war, ging ihr besonders nah: „Das Mädchen schilderte, dass sie seitdem alles sexualisiert wahrnimmt. Der Wasserhahn war plötzlich Sexflüssigkeit. Umarmungen oder auch tobende Kinder im Schnee waren für sie ein Symbol für Sex. Das Mädchen leidet darunter, weil sie merkt, dass ihre Kindheit dadurch gestohlen wurde. Obwohl sie es nicht will, hat sie zwanghafte Wahrnehmungen, wie ein klebriger Film, der über allem schwebt.“ „Dr. Sommer“ war gestern: Die moderne Aufklärung findet heutzutage online über Hardcore-Pornos statt. Aber wie soll ein Kind lernen, was „normale“ Sexualität bedeutet, wenn die Darstellungen in Pornofilmen völlig realitätsfremd sind? Was den Teenies damit vermittelt wird, ist: Harter Sex, wenig Worte und möglichst viele Stellungen - das ist geil! Frauen haben beim Geschlechtsverkehr eher die passive Rolle und werden im Grunde nur zur sexuellen Verwertbarkeit benutzt. Tabea Freitag wiederholt in diesem Zusammenhang die Worte eines Schülers, die schon fast bedrohlich klingen: „Guter Sex ist für mich, wenn ich Oral, Anal, SM und Fesseln bekomme.“ Aus Angst, prüde zu wirken, lassen sich viele junge Frauen ohne Widerworte darauf ein. Dass das nicht nur eine Form von sexueller, sondern auch emotionaler Gewalt ist - dessen sind sich die wenigsten bewusst. Emotionale Gewalt beschreibt das Gefühl, wollen zu MÜSSEN, auch wenn man sich eigentlich dagegen sträubt. Das ist gleichermaßen auch ein Raub der eigenen sexuellen Identität und der Fähigkeit, echte Lust zu empfinden. Ein Botschafter für Menschenrechte, der sich schon lange für das Verbot gewaltverherrlichender Pornos einsetzt, ist Professor Dr. Schirrmacher. Er stellt immer wieder fassungslos fest: „Darstellungen, in denen der sogenannte Vergewaltigungsmythos passiert, haben nach wie vor die größten Zugriffszahlen. Die Frau will nicht, aber der Mann ist dann so geschickt oder muskulös, dass sie - während er über sie herfällt - plötzlich doch Spaß daran hat. Das entspricht jedoch nicht der Realität und KEIN Mensch redet darüber. Hinzu kommt, dass in fast allen Darstellungen keine Kondome verwendet werden. Die Jugendlichen, vor allem die Jungs, werden davon massiv geprägt. Sie werden durch die Pornographie zu einer Haltung gegenüber Frauen erzogen, von der wir eigentlich dachten, dass sie längst abgeschafft wäre. Männer werden damit natürlich auch zum Opfer, weil ihnen der echte Spaß einer gemeinsamen Sexualität entgeht.“ Das aktuell beschlossene „Nein heißt Nein“-Gesetz ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, doch wenn an der Ursprungsquelle der Sexualität - der Aufklärung - keine massiven Änderungen vorgenommen werden, dann wird sich an diesem Trend nicht viel ändern. Dabei ist eine erfüllte Sexualität ohne Erniedrigungen und Zwang nicht nur schön, sondern auch erstrebenswert - und genau dafür kämpfen Shelley Lubben und Sindy Sunshine in ihrem Verein „Pink Cross“.

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