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Eine neue Studie belegt, wie viele Menschen sich wirklich am Arbeitsplatz outen

In den letzten zehn Jahren hat sich die Situation von LGBTI am Arbeitsplatz deutlich verbessert. Dennoch gibt es noch immer viel Diskriminierung zu beklagen, insbesondere gegenüber Trans-Personen.
Die Zahl der lesbischen und schwulen Beschäftigten, die am Arbeitsplatz offen mit ihrer sexuellen Identität umgehen, hat sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Studie "Out im Office?!", die am Mittwochvormittag von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin vorgestellt wurde. Bei der vom Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung (IDA) in Kooperation mit der Hochschule Fresenius durchgeführten Studie wurde insgesamt 2.884 lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Beschäftigte zu ihrer Arbeitssituation befragt. Das Ergebnis: Knapp ein Drittel (29 Prozent) der Befragten spricht mit allen Kollegen offen über ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität. Bei der ersten Out-im-Office-Studie im Jahr 2007 war das Versteckspiel noch größer: Damals waren nur 13 Prozent offen am Arbeitsplatz. 31 Prozent der Befragten sprechen nach wie vor mit niemanden oder nur mit wenigen Personen im Job über das Thema. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei 52 Prozent.
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Diskriminierungserfahrungen weiter auf hohem Niveau
Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten, die angeben, bereits Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt zu haben, unverändert hoch. Mehr als drei Viertel der Befragten berichten davon. Fast vier von zehn Befragten beklagen zudem sexuelle Belästigungen im Job. "Die Befragung zeigt leider deutlich: LSBT*-Personen erleben am Arbeitsplatz Ausgrenzung, Mobbing und Belästigungen", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. "Wir sehen aber auch: Das gewandelte gesellschaftliche Klima schlägt sich in den Unternehmen nieder. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können heute offenerer mit ihrer sexuellen Orientierung umgehen als noch vor zehn Jahren. Unternehmen können und sollten das unterstützen – indem sie Diskriminierung sichtbar ahnden und eine offene Unternehmenskultur fördern, zum Beispiel durch mehr Diversity-Trainings."
Größere Probleme bei Transpersonen und Bisexuellen
In der neuen Stichprobe konnte der Anteil transgeschlechtlicher Beschäftigter verzehnfacht werden, so dass erstmalig belastbare Aussagen zur Arbeitssituation dieser Personengruppe getroffen werden können. Unter den befragten transgeschlechtlichen Beschäftigten – wie auch bei Bisexuellen – ist ein Coming-out am Arbeitsplatz auch 2017 deutlich seltener als bei lesbischen und schwulen Beschäftigten. 69 Prozent der Trans-Personen bzw. 56 Prozent der bisexuellen Beschäftigten gehen nicht oder nur gegenüber wenigen Kollegen offen mit ihrer geschlechtlichen bzw. sexuellen Identität um. Weit häufiger als jede andere Gruppe erleben transgeschlechtliche Beschäftigte direkt arbeitsplatzrelevante Diskriminierung, also zum Beispiel Kündigungen, Versetzungen oder verweigerte Einstellungen. Bei Transpersonen liegt der Anteil bei 26 Prozent, bei allen Befragten "nur" bei zwölf Prozent. Als Reaktion auf die Ergebnisse fordert der Lesben- und Schwulenverband Unternehmen dazu auf, sich für Diversity-Strategien und innerbetriebliche Antidiskriminierungsrichtlinien einzusetzen. Zumdem müsse der rechtliche Diskriminierungsschutz im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ausgebaut werden. "Es ist nicht weiter hinzunehmen, dass Angestellte von Religionsgemeinschaften vom Diskriminierungsschutz ausgeschlossen werden. Außerhalb des Bereichs der Verkündigung muss für diese Beschäftigen das allgemeine Arbeitsrecht gelten", forderte LSVD-Sprecherin Stefanie Schmidt.

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