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So kreativ kämpfen Frauen in Kairo gegen sexuelle Belästigung auf offener Straße

Sexuelle Belästigung ist ein Problem und zwar auf der ganzen Welt. Durch die #MeToo-Kampagne wurde in der westlichen Hemisphäre erst kürzlich darauf aufmerksam gemacht, wie alltäglich solche Übergriffe – leider – sind. In Ägypten ist dieses Problem jedoch noch tiefgreifender, da die Belästigungen ganz öffentlich und sogar am helllichten Tage stattfinden. Laut einer im Jahr 2013 durchgeführten Studie der United Nations Women, sind mehr als 99 Prozent der in Ägypten lebenden Frauen und Mädchen in ihrem Leben schon einmal belästigt worden. Mehr als 82 Prozent haben erklärt, dass sie sich in der Öffentlichkeit nicht sicher fühlen.
Nun haben sich Frauen aus ganz Ägypten zusammengetan, um ein Bewusstsein für diese inakzeptable Situation zu schaffen und um der Angst, auf die Straße zu gehen, entgegen zu wirken.
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Eine dieser Frauen ist die ägyptische Filmemacherin Tinne Van Loon, die mit ihrer Dokumentation "Creepers on a Bridge" zeigen will, dass es verschiedene Formen der Belästigung gibt. "Viele Menschen realisieren nicht, dass auch Starren als Belästigung empfunden werden kann und für die Frauen Kairos ein großes Problem darstellt", erklärt Van Loon. Belästigungen finden hier nicht stillschweigend und hinter geschlossenen Türen statt, sondern einfach auf der Straße. Eine der Hauptbrücken Kairos gilt als Hot Spot der dreisten Starrer.
"Die Männer sagen dann: 'Wie? Starren ist ja wohl total unschuldig. Wenn dich aber 80 Prozent der Männer anstarren, während du einfach nur die Straße überqueren willst und sich dann auch noch kleine Gruppen bilden, kann das sehr unangenehm und einschüchternd sein", erzählt sie weiter.
Eine andere progressive Frauen ist Reem Wael, die eine "Belästigungs-Straßenkarte" ins Leben gerufen hat. Hier können Frauen nach einem Vorfall online Bericht erstatten und so anderen helfen, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen. Als sie das Projekt im Jahr 2010 ins Leben gerufen hat, wurde das Problem der sexuellen Belästigung noch vollkommen aus dem sozialen und politischen Diskurs ausgeschlossen, sagt sie. Heute hat Wael Tausende von Daten, die die Existenz dieses Problems beweisen. Sie hofft, dass die Dokumentation all dieser Fälle dabei hilft, die öffentliche Wahrnehmung zu verändern. Noch immer wird sexuelle Belästigung in Ägypten einfach so hingenommen und den Frauen selbst in die Schuhe geschoben. Oft heißt es, dass Frauen diese negative Aufmerksamkeit durch ihr Verhalten verursachen würden.
"Die Rechtfertigungen, die wir so hören, sind alle an das veraltete Bild der Frau in unserer Kultur gekoppelt: Wieso geht sie denn auch alleine auf die Straße; ihre Schuld, wenn sie so lacht und schau doch mal, wie sie sich bewegt und kleidet. Sie ist ja im Dunklen noch draußen...", gibt Wael den gefährlichen, gesellschaftlichen Tenor Kairos wieder.
Die 21 Jahre junge Basma El-Gabry hat eine andere Lösung für sich gefunden. "Seit ich mich mit dem Motorroller fortbewege, wurde ich nicht mehr belästigt", erzählt sie im Interview. "Ich habe das Gefühl, dass ich am Hebel sitze", erklärt sie weiter.
Das Gefühl der Selbstbestimmung und Grenzenlosigkeit wollte sie mit anderen Frauen teilen und hat einen Roller-Club namens "Girls Go Wheels" gegründet. So möchte sie anderen Frauen das Fahren beibringen und ihnen bei der Finanzierung eines eigenen Rollers helfen.
"Meine Vision ist es, dass es die Frauen Ägyptens schaffen, veraltete Tabus zu brechen und jene Traditionen abzuschaffen, die uns einschränken."

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