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Zu Besuch bei der Berliner Domina Lady Kat Rix

Neben Peitschen, Gasmasken und anderen Sex-Spielzeugen saß ich in einem Domina-Studio und wartete auf Kat. Die 35-Jährige lebt seit vier Jahren in Berlin und ist als professionelle Domina tätig. Das war nicht immer so: Neben ihrem Kunststudium hat die gebürtige Niederländerin als Kellnerin gearbeitet. Doch irgendwann hatte sie keine Lust mehr, anderen Leuten zu dienen.
Lady Kat Rix - so ihr Künstlername - wirkte sympathisch und nahbar. Statt Lack und Leder trug sie Spitzendessous und begrüßte mich mit einem verschmitzten Lächeln: „Mein Gast war gerade sehr laut. Hat voll Spaß gemacht! Hast du uns gehört?“ Mit Refinery29 sprach sie ganz offen über ihren Beruf und die Vorurteile, mit denen sie deshalb zu kämpfen hat.
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Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Jeder Tag ist neu und ich kann jeden Tag neu sein. Für jemanden wie mich, der kreativ ist und die Herausforderung sucht, ist es perfekt! Ich brauche das, denn sonst wird mir schnell langweilig. In diesem Job muss ich mich ständig weiterentwickeln und immer wieder Neues lernen und ausprobieren. Das macht mich glücklich.
Wie wurdest du zur Domina?
Es war schon immer eine Fantasie von mir, aber ich habe mich nie getraut, das wirklich zu machen, weil es so ein Tabuthema ist. Doch ich brauchte das Geld und dann habe ich eine Anzeige gesehen, in der stand: „Freundliches Team. Kein Alkohol. Keine Drogen.“ Ich habe all meinen Mut zusammengenommen, bin hingegangen und war positiv überrascht. Alles war ganz sauber und entsprach nicht diesem Bild von einem Puff oder einer dreckigen Ecke mit weinenden Damen. Ich konnte damals zwar noch kein Deutsch, habe aber trotzdem mit dem Job angefangen und gemerkt: Das macht mir richtig Spaß! Außerdem werde ich gut bezahlt und nach einer Stunde habe ich den ganzen Tag frei und kann mich meiner Kunst widmen. Ich entwerfe zum Beispiel eigene Latex-Kostüme.
Bist du eher hart oder herzlich?
Ich sage immer, dass ich keine klassische Domina bin. Diese ganz strenge, distanzierte, kalte, gemeine Frau bin ich nicht. Ich bin sehr erotisch und sehr sinnlich. Für mich ist SM ein ganz breites Spektrum. Viele meiner Kunden wollen nur ein bisschen mehr Schärfe. Das muss nicht heißen, dass sie direkt ganz hart ausgepeitscht werden. Sie müssen nicht unbedingt auf dem Boden liegen und Schmerzen haben. Ich bin zwar sehr flexibel und kann auch ganz hart sein, aber ich finde es auch schön, wenn man einfach schaut was passiert, wenn der Mann gefesselt daliegt und ich ganz sanft mit meinen Nägeln auf seiner Haut entlangfahre. Du kannst auch mit feinfühligem Kontakt ganz viel machen. Es muss nicht immer so extrem sein. Ich bin mehr für die Leute da, die einfach den Knopf ein kleines bisschen härter drehen möchten. Ich spiele unheimlich gerne mit Macht, Intensität und Gefühl.
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Hast du dich mit deinem Job auch persönlich verändert?
Total. Ich merke das, wenn ich einen Rückfall habe und sage: „Ich kann das nicht entscheiden. Bitte mach das für mich.“ Dieses Kleinmachen von mir selbst - das geht bei der Arbeit nicht. Wenn ein Mann hier steht und mich anschaut, dann muss ich ALLES machen. Ich muss für eine Stunde sehr aktiv sein. Das hat mich wiederum in meinem Leben sehr aktiv gemacht. Ich kann nicht nur daliegen und warten, was passiert. Der Job hat mich zu einer dominanteren und stärkeren Frau gemacht. Ich sage dann einfach: „Ich entscheide jetzt! Keiner muss das für mich machen!“ Meine Arbeit inspiriert mich sehr und ich finde es schön, wenn ich zwei oder drei Tage in der Woche hier im Studio bin. Diese sexuelle Energie bringt ganz viel in meinem Leben.
Was löst dieses Machtgefühl in dir aus?
Das macht ganz viel mit mir. Vor allem für Frauen ist es sehr wichtig. Ich war es immer gewohnt, während dem Sex einfach dazuliegen, verwöhnt zu werden und der Mann kümmert sich um alles. Das kann natürlich auch sehr schön sein. Aber wenn DU im Bett die Kontrolle hast, dann kannst du besser herausfinden, was DU wirklich willst oder auch brauchst. Du erlebst dann deine Sexualität auf ganz neue Weise und hast mehr Spaß auf einer anderen Ebene. Du traust dich dann mehr - auch im Leben.
Erinnerst du dich an deinen allerersten Gast?
Ich kann mich an das Gefühl erinnern. Ich dachte damals: „Ich stehe hinter der Tür und der Gast ist im Zimmer. Ich gehe da jetzt rein und bin diese dominante Diva.“ Ich war ziemlich aufgeregt und wusste nicht genau, wie ich das machen soll. Aber als dann die Tür aufging, hat es einfach Klick gemacht und ich war genau das: Diese Diva. Ich war stark und dominant. Es hat mich beim ersten Mal wirklich überrascht, dass das von ganz allein passiert, ohne großes Schauspiel.
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Wer bucht eine Session bei dir?
Vierzig Prozent meiner Gäste sind Stammkunden. Sie sind zwischen 18 und 95 Jahre alt (lacht). Ich habe mal einen 95-jährigen gehabt, der nicht für SM-Sex kam. Er hatte schon seit über zehn Jahren keinen Orgasmus mehr. Wir haben dann verschiedene Sachen ausprobiert und dann kam er endlich wieder zum Höhepunkt, nach so langer Zeit! Das war wirklich wunderbar. Ich mag das, wenn jeder Gast anders ist. Dann kann ich immer etwas Neues ausprobieren. Manche von ihnen wissen genau, was sie wollen und kommen mit einem langen Wunschzettel. Andere wollen experimentieren oder eine bestimmte Fantasie ausleben. Ich habe auch ganz viele Anfänger und super hübsche Männer. Sie sind so schön, dass ich ein Bild von ihnen machen und direkt an eine Porno-Agentur schicken könnte (lacht). Ich habe auch schon ein paar Mal Pärchen bei mir gehabt. Ich liebe es einfach, wenn ich der Frau zeige, was sie alles mit ihrem Mann anstellen kann.
Ist ein gewisses Vertrauensverhältnis mit deinen Gästen wichtig?
Vertrauen ist das A und O. Ich denke, von meiner Homepage und einem Telefongespräch merkt der Gast schon vorab, dass ich ganz freundlich bin. Ich bin nicht diese böse Domina, sondern bin total auf Augenhöhe mit ihnen. Außerdem bin ich ganz ehrlich mit dem, was ich mache und was ich nicht mache. Jede Domina hat ihre eigenen Vorlieben und das ist auch gut so. Manche Frauen bieten Sex an - die finden das super und antörnend - aber ich mache das nicht. Wenn mein Gast hierher kommt, bin ich ganz normal und er sagt mir dann, was er gerne möchte. Danach geht er duschen und erst dann kommt die Domina in mir zum Vorschein. Das Vertrauen kommt mit der Zeit, aber viele Männer sind so geil und aufgeregt, dass sie sich von ganz alleine fallenlassen.
Welche Vorurteile nerven dich am meisten?
Ein paar alte Freunde, denen ich von meinem Job erzählt habe, haben es nicht verstanden. Ich musste ihnen alles erklären - wie der Job funktioniert und wie es wirklich ist. Sie haben einfach so viele Vorurteile und denken: „Du bist Sexarbeiterin? Das heißt: Du bist ein Junkie. Du bist arm. Du siehst schlecht aus.“ Wenn du an eine Sexarbeiterin denkst, was siehst du? Du siehst eine weinende und müde, schlecht geschminkte Frau mit kaputten Strümpfen. Und wenn ich von meinem Job erzähle, haben sie genau dieses Bild von mir und fragen mich: „Was läuft in deinem Leben schief? Geht es dir schlecht?“ Aber das ist überhaupt nicht so! Wenn man diese Arbeit mit Liebe und Leidenschaft macht, dann kann das sehr wertvoll und toll sein. Alle Damen, die hier arbeiten, sind einfach wunderbar. Sie sind so leidenschaftlich und ich kenne keine Einzige, die diesen Job nicht super gern macht. Was für eine herrlich normale und starke Frau, die eine Zufriedenheit ausstrahlt, wie ich sie selten gesehen habe. Nach dem Interview ließ mich folgender Gedanke nicht mehr los: Wir sollten öfter über den Tellerrand hinausschauen und nicht vorschnell über Menschen und Berufe urteilen. Lady Kat Rix ist verdammt stolz auf ihre Arbeit - und mal ehrlich: Ist das nicht die Hauptsache?

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