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#DirtyThirty: Wieso 9-to-5 Jobs veraltet sind & wir neue Arbeitsmodelle brauchen

#DirtyThirty: Maren Aline Merken ist 30 Jahre alt,Wahlberlinerin mit Herz für die Hauptstadt und dennoch ständig unterwegs. Ob auf Recherchereise im kunterbunten Indien, auf der Suche nach den neusten Foodtrends im lebhaften Johannesburg oder beim leicht chaotischen Familien-Kaffeeklatsch in ihrer Geburtsstadt Düsseldorf – sie ist neugierig, begeisterungsfähig, wortverliebt und gar nicht mal so spießig, wie sie selbst sich Ü30-Frauen als Teenager vorgestellt hat. Immer hungrig auf Neues feiert sie das Leben mit der 3 vorne – und versteht bis heute nicht, wie man Angst vor dem 30. haben kann.
Als ich Kind war, hatte meine Mutter einen Halbtagsjob. Nebenbei hat sie außerdem in der Notfallpraxis geschuftet und teilweise Nachtschichten geschoben. Mein Vater hatte als Schreinermeister bei der Stadt typische Arbeitszeiten: Um kurz nach sechs hat er das Haus verlassen und gegen 17 Uhr war er wieder zuhause. In meinem Kopf, in meinen Schulbüchern, meinem Umfeld – überall war klar: Wenn man erwachsen ist dann arbeitet man fünf Tage die Woche und den ganzen Tag.
Als ich mich nach dem Studium gleich ins Freelancertum stürzte, sah mein Tag natürlich gleich ganz anders aus. Nichts da 9-to-5, nix mit fünf Tage die Woche. Meine sieben Tage waren komplett ausgefüllt und wenn auch nicht 24 Stunden am Tag gearbeitet wurde, flexibel musste man sein und improvisieren können. Wie viele von euch wissen, ist mir das auch heute noch am liebsten. Ich liebe es, arbeiten zu können was ich möchte. Morgens um sechs anzufangen und dann mittags entspannt ein paar Stunden etwas anderes zu machen. Oder aber unter der Woche mal frei haben und dafür das Wochenende durcharbeiten. Was aber ist mit den Festangestellten im 21. Jahrhundert? Mit denen, die sich ihren Tag nicht selbst einteilen können oder dürfen?
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Auch das ist ein Irrtum, der sich beständig hält: Wer nicht im Büro anzutreffen, nicht präsent ist, der arbeitet eben nicht genauso effektiv wie die anwesenden Kollegen.

Home und Remote Office sind schon längst keine Fremdworte mehr, genauso wenig wie Vertrauensarbeitszeit oder die Drei bis Vier-Tage-Woche. Alternative Arbeitsmodelle boomen, vor allem auf Seiten der Mitarbeiter – mit Vorgesetzten und Chefs muss man vielerorts noch immer um jede Stunde Home Office kämpfen, argumentieren und erklären. Und das ist mehr als dumm. Studien haben ergeben das Menschen im Home Office deutlich effektiver arbeiten.
Bei einem Versuch der Uni Stanford kam heraus, dass Callcenter-Mitarbeiter, die ihre Arbeit von zuhause aus erledigten, ihre Produktivität um 13 Prozent erhöhten. Außerdem waren sie seltener krank, machten am Tag weniger Pausen und schafften ein deutlich höheres Arbeitspensum, als zu Zeiten im Office. Auch die Zufriedenheit mit dem Job wurde deutlich besser und Kündigungen gingen zurück. Für mich mehr als verständlich. Ich arbeite effektiver, wenn ich dann arbeiten kann, wenn ich am konzentriertesten bin. Ich bin fest davon überzeugt, dass es gerade in kreativen Berufen eine Farce ist, dass jemand 8 Stunden am Stück konzentriert kreativ arbeiten kann. In der Mittagspause schaffe ich es Wäsche zu waschen, ich kann Arzttermine wahrnehmen, wenn ich es möchte, und meine Katzen machen den Arbeitstag auch irgendwie abwechslungsreich. In letzter Zeit taucht überall der Begriff der Vier-Tage-Woche auf und damit ist nicht zwingend ein herkömmliches Teilzeitmodell gemeint. Es gibt Arbeitgeber, die haben die 40 Stunden einfach auf vier Tage aufgeteilt und bescheren ihren Mitarbeitern so einen freien Tag mehr, bei vollem Gehalt. Natürlich gibt es auch Arbeitgeber, bei denen man einfach um 8 Stunden reduziert und damit auch ein Fünftel weniger Gehalt bekommt.
Alternativ gibt es Büros in denen wird nur sechs oder sieben Stunden am Tag gearbeitet, weil die Chefs überzeugt sind, dass man sich danach sowieso nicht mehr konzentrieren kann. Und dennoch, diese Chefs und diese Arbeitgeber sind rar. In all meinen festen Jobs musste man um jeden Tag Home Office kämpfen und sich erklären, und hat am Ende doch mit schlechtem Gewissen zuhause gesessen und gemeint, man müsse beweisen, dass man eben arbeite und nicht faul auf der Couch liegt. Auch das ist ein Irrtum, der sich beständig hält: Wer nicht im Büro anzutreffen, nicht präsent ist, der arbeitet eben nicht genauso effektiv wie die anwesenden Kollegen. Was oben genannte und noch viele weitere Studien wiederlegen.
Und es sind nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Unternehmen, die von flexiblen Arbeitsmodellen profitieren. Bis zu dreimal profitabler als ihre Wettbewerber sind Unternehmen mit flexiblen Arbeitsformen laut einer Studie des Economists. Ein Argument, dass Arbeitgeber und Chefs sich zu Gemüte führen sollten.

Ein glücklicher Arbeitnehmer arbeitet besser, schneller, durchdachter.Ein zufriedener Arbeitnehmer verbessert die Stimmung im Betrieb, identifiziert sich mehr mit dem Unternehmen und kündigt nicht so schnell.

In Zeiten des beruflichen und auch digitalen Wandels, in denen immer wieder von Work-Life-Balance die Rede ist, sollten Unternehmen ihre starren Arbeitsmodelle und fixierten Officezeiten überdenken– zeitgemäß sind sie lange nicht mehr. Denn wer flexibel arbeitet und wem entgegen gekommen wird, der ist grundsätzlich zufriedener. Und natürlich geht es bei flexiblen Arbeitsmodellen nicht nur um die Effektivität der Arbeit an sich. Ein freier Tag ermöglicht Angestellten mehr Zeit für die Familie oder Angehörige, aber bietet auch Zeit für Weiterbildungen, das Wahrnehmen von wichtigen Terminen oder außerberufliches Engagement. Außerdem: 9-to-5 in Zeiten von Smartphones? Ich habe keine einzige Freundin, die auch bei festen Arbeitszeiten nicht noch am Abend mal auf dem Handy ihre Mails checkt.
Meine Generation bekommt jetzt Kinder, bildet sich noch mal fort oder hat Eltern, die langsam aber sicher Unterstützung im Alltag benötigen. Nun denkt sich manch einer, nun ja, aber das ist ja nicht Problem des Arbeitgebers. Sehe ich anders: Ein glücklicher Arbeitnehmer arbeitet besser, schneller, durchdachter.Ein zufriedener Arbeitnehmer verbessert die Stimmung im Betrieb, identifiziert sich mehr mit dem Unternehmen und kündigt nicht so schnell.
Als mein Vater im Jahr 2016 einen Unfall hatte, war ich auf diese Flexibilität angewiesen. Zum Glück hat mein Chef mir die Möglichkeit gegeben, von meiner Heimatstadt aus zu arbeiten, mir auch kurzfristig frei gegeben, damit ich damit verbundene Dinge regeln kann, und mich auch sonst entlastet. Ich konnte relativ schnell auf eine Drei-Tage-Woche umstellen und durfte von überall aus arbeiten. Anderen im Unternehmen hat das weniger gut gefallen: Ich habe noch heute aufgehobene Emails von Vorgesetzten, die enden mit Sätzen wie „das ist nicht selbstverständlich“ oder „wann kommst du denn dann endlich wieder und bleibt auch mal hier“, was wenn ein nächster Angehöriger verunglückt schlichtweg unangemessen ist. Das haben zum Glück die meisten ähnlich gesehen. Den anderen wünsche ich auch heute noch, dass sie irgendwann erkennen, was Prioritäten sind und wo Empathie angebracht ist. Und einen Arbeitgeber, der verständnisvoll ist und flexibel.
Denn sind wir ehrlich: Die 40-Stunden-Woche mit festen Bürozeiten hat ausgedient. Nicht nur in der Agenturwelt, sondern auch bei großen Unternehmen. Wer mit der Zeit gehen will, muss flexibel sein. Auch, was seine Mitarbeiter betrifft. #worklifebalance

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