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Botox mit Mitte 20 – gute Idee oder verwerfliche Zeiterscheinung?

Artwork by Anna Jay
Botox. Ja oder nein? Es ist eins dieser Themen, zu denen jeder Mensch mindestens eine Meinung hat. Boulevardblätter lieben es, mit dem Finger auf Frauen in der Öffentlichkeit zu zeigen, die versuchen den Zeichen der Zeit zu entkommen, genauso, wie sie es weiterhin verehren, diejenigen niederzumachen, die zu ihren Falten und zur Alterung im Allgemeinen stehen. Botox hat es also definitiv nicht einfach. Fragt man Schönheitschirurgen nach der beliebtesten Maßnahme, so antworten sie einstimmig Botox. Es ist unangefochten an der Spitze, wenn es darum geht, Falten und Runzeln auszumerzen. Es wird außerdem großteilig als sicher angesehen – eine US-Studie aus dem Jahr 2014 bestätigte eine negative Nebenwirkung auf 3.333 Botox-Patienten – und unterliegt als verschreibungspflichtige Prozedur weitaus strengeren Regularien als Laserbehandlungen oder Faltenunterspritzung mittels dermalen Fillern. Nun stellt sich die Frage: Mit Mitte 20 einige hundert Euro für Spritzen auszugeben, um erste Fältchen glätten zu lassen – ist das purer Wahnsinn oder etwa eine Entscheidung, die von gutem Gespür für Haut und Kosmetik zeugt? Und vor allem: Wird man dadurch früher oder später schlimmer aussehen als ohne Botox? „Wenn ich einen Ferrari kaufe und ihn zertrümmere, fahre ich ja auch nicht zehn Jahre später damit in die Werkstatt und sage ‚Hey, ich habe ihn noch nie zur Prüfung vorbeigebracht, könnt ihr ihn jetzt reparieren?‘”, sagt Dr. Askari Townshend, Gründer der Londoner ästhetischen Klinik Askinology. „Ob man nun einen sichtbaren Schaden am Ferrari hat oder nicht, man bringt ihn definitiv regelmäßig zur Werkstatt, um ihn in einem durchweg guten Zustand zu haben, sodass man nach zehn Jahren noch immer einen Top Wagen hat. Genauso verhält es sich mit der Haut. Immer wieder ein bisschen, so hält man sie gesund und schön.“ Dr. Townshend ist ein Verfechter des präventiven Botox; seiner Meinung nach verhält es sich mit der Haut wie mit eingetragenen Lederjacken, denen man zwischendurch eine Pause gönnt, um die Falten und Knicke wieder zu glätten. Doch nicht jeder sieht das genauso.
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Viele Mittzwanziger lassen sich Botox ins Gesicht spritzen, um Falten zu glätten, die noch gar nicht da sind.

Dr. Maryam Samani

Dr. Maryam Zamani
, Augenärztin an der Cadogan Klinik in London, glaubt nicht an vorbeugende Botoxbehandlungen. Wie viele andere des Kontra-Lagers beteuert Dr. Zamani, dass ein früher Einstieg in den Umgang mit Botox Geldverschwendung sei und im schlimmsten Fall zur frühzeitigen äußeren Alterung führt. „Viele Menschen fangen mittlerweile in ihren 20ern damit an, sich Botox ins Gesicht spritzen zu lassen, um Falten zu glätten, die noch gar nicht da sind. Diese Fältchen kommen durch normale, körperliche Bewegung zustande und ergeben sich ganz natürlich, sind jedoch in den 20ern so gut wie nie sichtbar, sondern entwickeln sich meist erst im Laufe der 30er.“ Wer nach dem richtigen Einstiegsalter für Botox fragt, könne ihrer Meinung nach auch fragen „wie lang ein Stück Schnur“ ist: Jede Haut ist anders und altert anders. Gene, Hauttyp, ethnische Hintergründe und der eigene Lebensstil spielen dabei eine Rolle. „Ich sehe junge Frauen, 23, 25 Jahre alt, sie rauchen seit 10 Jahren und gehen ins Solarium. So sehen sie oft älter aus als eine Frau mit 35, die sich diesen Einflüssen nicht aussetzen.“ „Man muss die Person behandeln, die gerade vor einem sitzt, und nicht ihr Alter“, so Dr. Sarah Tonks, Chirurgin an der Omniya-Schönheitsklinik in Knightsbridge. Sie empfiehlt Menschen mit „hypermobilen“ Gesichtern – bedeutet: viel Lachen, viel Stirnrunzeln, hochgezogene Augenbrauen und böse Blicke – durchaus über frühes Botox nachzudenken, um die frühzeitige Erscheinung von Falten & Co. zu lindern, bzw. vorzubeugen. „Wenn jedoch noch nichts zu sehen ist und die Person auch kein hypermobiles Gesicht hat, sehe ich keinen Sinn darin, so früh mit Botox anzufangen“, fügt Tonks hinzu. Auch Dr. Jonquille Chantrey erklärt ihre Bereitschaft dazu, hyperaktive Gesichter, solche mit starken Gesichtszügen, schon früher mit Botoxinjektionen zu behandeln als es in der Regel der Fall ist – jedoch, so besteht sie, nicht bevor der oder die Patient*in das 28. Lebensjahr erreicht hat. Sie betont außerdem, dass man sich dessen bewusst sein sollte, dass Falten und Runzeln oft zur Persönlichkeit gehören, dass sie diese abrunden und nicht zwangsläufig etwas sind, das man verstecken sollte.
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Wenn Falten die Persönlichkeit ergänzen, rate ich von Botox ab.

Dr. Jonquille Chantrey
„Es kommt ein bisschen darauf an, wo die Falten im Gesicht verlaufen. Wenn sie Teil der Person sind, wenn sie ihren Charakter ausmachen, dann empfehle ich meistens, noch etwas mit dem Botox zu warten“, sagt Dr. Chantrey. „Für mich sind Lachfalten kein unschönes Gesichtsmerkmal, wenn sie zum Gesicht passen und den Ausdruck intensivieren und verschönern.“ Und doch bleibt die Frage: Bringen frühzeitige Botoxbehandlungen Langzeitschäden mit sich? Dr. Zamani sagt ja. Die Muskeln um die Augen und Augenbrauen über lange Zeit zu paralysieren, führe ihrer Meinung nach zu einer Atrophie – was den Muskelschwund durch Unternutzung bedeutet; etwa, wenn man einen gebrochenen Arm eingipst und ihn nach mehreren Wochen herausnimmt. Kleinere Gesichtsmuskeln bedeuten außerdem weniger Volumen in der Beschaffenheit der Haut, was wiederum ein Anzeichen für Alterung sein kann. Dr. Townshend andererseits ist der Meinung, dass das kein valides Argument sei, unter anderem weil die Muskeln im Gesicht so klein sind, dass selbst ihr Schwund nicht ersichtlich wäre. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich eines Tages die Straße entlang laufe und mir jemand sagt, meine Stirn sehe aus, als würde sie unter Atrophie leiden.“ Dr. Chantreys sagte jedoch, sie sieht Probleme darin, dass junge Leute sich „überspritzten“. „Ich sehe, dass ihre Augenbrauen vorzeitig einsacken. Wenn zu schnell, zu viel Botox gespritzt wird, senken sich die Augenbrauen oft wesentlich früher als gewohnt.“ Ein ähnliches Problem trifft auch auf die Behandlung von Krähenfüßen zu: „Wer seine Lachfalten zu früh aggressiv behandelt, glättet Stellen um die Augen herum, die sofort künstlich wirken, weil sie einfach nicht natürlich so vorkommen würden. Ein Lachen kann so nicht mehr normal aussehen“, sagt sie. Und obwohl die unmittelbaren Folgen vorzeitiger Botoxbehandlungen sich mit der Zeit zurücksetzen, weist Dr. Chanterey daraufhin, dass es mehr als vier Monate dauern kann, bis der sichtbare Effekt von Botox wirklich abklingt.

Niemand braucht Botox. Wer trotzdem beschließt nachzuhelfen: auch in Ordnung.

Natürlich gibt es auch non-invasive Möglichkeiten, die Straffheit und Festigkeit der Gesichtshaut in den 20ern beizubehalten, so Dr. Townshend. Eine regelmäßige Pflegeroutine ist hierbei von primärer Bedeutung, damit der Haut zusätzlich Vitamine zugetragen werden. Die zweite goldene Regel lautet Sonnenschutzfaktor. Die dritte: Pflegekuren oder -masken, die reich an Alphahydroxysäuren sind, welche der natürlichen Faltenbildung entgegenwirken. Natürlich braucht niemand Botox. Doch wer beschließt, etwas nachhelfen zu lassen: Das ist absolut in Ordnung! Doch wenn es darum geht, frühzeitig Hand anlegen zu lassen, sollte man noch einmal darüber schlafen, sich mit Fachärzten unterhalten und ausgiebig abwägen. Dr. Chantreys Ratschlag zum Abschied: „Wenn es eine rein kosmetische Angelegenheit und die Patientin unter 25 Jahre alt ist, und die zu behebenden Fältchen wirklich minimal oder gar nur Hinweise darauf sind, dass dort in 10 Jahren mal eine Falte sein wird, dann rate ich wirklich davon ab, sich zu schnell auf Botox einzulassen. Aber das ist nur meine Meinung.“

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