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Wie die Vergangenheit meines Partners auch mich belastet

Wenn man als Frau mit fast 30 Single ist, dann muss man sich auf ein einige Dinge gefasst machen. Damit meine ich nicht die Fragen von Bekannten, Verwandten und Freunden: »Warum läuft es nicht mit den Männern?«, »Möchtest du nicht auch einmal eine eigene Familie haben?«, »Du wirst jetzt 30, tick tack usw., da bleibt nicht mehr viel Zeit!«
Nein, ich meine die Dinge, auf die man sich bei Männern gefasst machen muss. Klar, zum einen gibt es da merkwürdige Marotten, die sich jeder im Laufe seines Lebens angewöhnt. Der Pizzamann hat alle Möbel aus seiner Wohnung verkauft, um freier zu leben, mein Ex ist zu Hause mit Adiletten rumgelaufen – da fällt mir die Affäre ein, die Hausschuhe hatte, welche aussahen, als hätte sie jemand aus einem Kriegsgebiet gerettet.
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Mir ist klar, dass jeder Mann, den ich jetzt kennenlerne, bereits eine Vergangenheit mit einer anderen Frau hat.

Und dann gibt es da noch das Gepäck, mit dem jeder durch sein Leben reist. Mir ist klar, dass jeder Mann, den ich jetzt kennenlerne, bereits eine Vergangenheit mit einer anderen Frau hat. Oder eben auch mit mehreren. Jeder hat sein Gepäck. Ich reise auch nicht mehr ohne. Und obwohl manche Dinge bestimmt nicht ganz spurlos an mir vorbeigezogen sind, bin ich doch der Meinung, ich sei nur mit Handgepäck unterwegs.
Jetzt hat sich der Hochzeitsmann breitgemacht. Ich mag ihn genau, wie er ist. Ich mag seinen Körper und seinen Geruch. Wenn er neben mir liegt, dann will ich ihn anfassen, wenn ich Nachrichten von ihm lese, dann grinse ich ganz dämlich. Ich mag mit ihm schlafen und mit ihm reden, ich mag seinen Stil (ich habe eine große Schwäche für Männer, die sich gut anziehen können) und seinen Humor.
Ich mag, wie er die Dinge sieht und ich mag die Zeit, die ich mit ihm verbringe. Ich hab das Gefühl, ich könnte ihm alles erzählen und er würde nicht urteilen. Mittlerweile mag ich sogar seine lustige Art, „frägt“ und nicht „fragt“ zu sagen. Er gibt mir das Gefühl, dass ich ganz ich selbst sein kann und dass das total ok ist. Klingt alles irgendwie perfekt.
Allerdings hat er auch mehr als Handgepäck dabei. Nicht irgendwelche Macken, die ich herausgefunden habe, sondern eine Ex-Frau, zwei Kinder und eine Vasekto-Irgendwas. Auf den ersten Blick nicht zu erkennen, weil sein Gepäck nicht in Berlin steht und er somit wirkt wie ein Handgepäckreisender.
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Nach meinen Gepäckbestimmungen zählt das nicht mehr als Handgepäck. Für mich ist das praktisch wie Sperrgepäck mit Übergewicht plus einem roten „Fragile“-Aufkleber.

Aber nach meinen Gepäckbestimmungen zählt das nicht mehr als Handgepäck. Auch nicht als Handgepäck plus Laptoptasche. Für mich ist das praktisch wie Sperrgepäck mit Übergewicht plus einem roten „Fragile“-Aufkleber.
Aber warum? Eigentlich bin ich ziemlich gut darin, im Moment zu leben und mir keine Gedanken über die Zukunft zu machen. Und mal ganz im Ernst: Vielleicht haben wir in zwei Tagen, Wochen oder Monaten die Nase voll voneinander. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es anders ist. Jedenfalls bei mir. Und das heißt für mich, dass ich mich auch mit seinem Gepäck auseinandersetzen sollte.
Im Moment, muss ich gestehen, noch mit einem sehr egoistischen Hintergrund. Der erste Punkt ist, dass ich Reisen liebe. Der Kulturschock dabei kann gar nicht groß genug sein. Ein Wochenende an der Ostsee mag zwar ganz nett sein, unter Kulturschock verstehe ich aber etwas anderes. Bei diesem Punkt fällt er schon einmal raus. Seine Urlaubstage verbringt er mit seinen Kindern. Na gut, damit kann ich leben.
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Und ich finde es ganz großartig, dass er sich Zeit für seine Kinder nimmt. Nichts ist schlimmer als ein Vater, der sich nicht um seine Kinder kümmert. Wenn ich an die Beziehung zu meinem Vater denke, dann bin ich wahnsinnig glücklich darüber, so einen tollen Papa zu haben, der immer für mich da war und noch ist, mich unterstützt (auch dann, wenn wir anderer Meinung sind und streiten, weil er denkt er wüsste, was für mich das Beste sei) und obwohl ich schon längst erwachsen bin, noch immer mein Held ist und vermutlich auch immer bleiben wird.
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Was passiert, wenn ich irgendwann ein Kind will? Prinzipiell mag ich nämlich immer genau das haben, was ich nicht haben kann.

Von daher soll der Hochzeitsmann ruhig alle mögliche Zeit mit seinen Kindern verbringen, damit die später auch auf so eine schöne Zeit zurückblicken können. Ich kann auch mit Freunden reisen. Wenn ich dann allerdings weiter denke, wird es schwieriger. Was passiert, wenn ich irgendwann ein Kind will? Prinzipiell mag ich nämlich immer genau das haben, was ich nicht haben kann.
Ich gehe davon aus, dass es beim Kinderwunsch dann wohl doch etwas anders läuft. Ein Mann, der schon zwei Kinder und eine Vasekto-Dingens hinter sich hat, erweckt bei mir nicht zwingend den Eindruck, dass er richtig Lust auf ein weiteres Kind hat. Man kann dieses Vasekot-Dingens zwar wieder rückgängig machen (oh je, oh je, das muss doch furchtbar schmerzhaft sein), aber die Frage ist, ob er das überhaupt wollen würde.
Was passiert, wenn ich es also plötzlich will und er nicht? Trenne ich mich dann nach fünf Jahren von ihm oder stecke ich dann meinen eigenen Wunsch zurück? Mal abgesehen davon, dass wir erstmal zusammenkommen und dann fünf Jahre durchhalten müssten.
Und was ist, wenn ich den Mann jetzt sausen lasse, sich der Kinderwunsch bei mir aber nie durchsetzt? Bereue ich es dann? Und wie ist es beim Thema Hochzeit? Gut, heiraten ist mir nicht so wichtig. Ich würde auch nicht meinen Namen abgeben wollen.
Etwas übermotivert habe ich mit meinem Ex Freund gewettet, dass ich beim 5-km-Lauf schneller bin als er und dann seinen Namen annehmen würde. Ich habe leider verloren, er hat es nie vergessen, aber zum Glück Schluss gemacht. Das Problem mit dem Namen hat sich also geklärt. Ich finde das sowieso furchtbar. Warum muss die Frau ihren Namen abgeben? Das ist doch ein Teil ihrer Identität.
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Ich möchte selbst entscheiden können, ob ich ein Kind will oder nicht und heiraten oder eben auch nicht. Und eigentlich möchte ich das gemeinsam mit meinem Partner neu entdecken und erleben.

Naja, wie auch immer, am meisten stört mich das Gefühl, nicht die Wahl zu haben. Ich möchte selbst entscheiden können, ob ich ein Kind will oder nicht und heiraten oder eben auch nicht. Und eigentlich möchte ich das gemeinsam mit meinem Partner neu entdecken und erleben.
Ich will dann nicht wissen, wie das mit einer anderen Frau war. Fühlt es sich anders an, wenn man jemanden heiratet, bei dem man weiß, dass er schon einmal dachte, dass er den Rest seines Lebens mit einer anderen Frau verbringen will? Und es dann nicht geklappt hat? Oder denkt man dann, klar hat es mit ihr nicht geklappt, war ja nicht ich.
Jetzt, wo ich das gerade schreibe, frage ich mich aber auch, was denn noch als Handgepäck gilt. Jemand, der von seiner Ex-Freundin betrogen wurde und seitdem krankhaft eifersüchtig ist, der ist dann ja wohl auch mit etwas mehr unterwegs als nur Handgepäck. Wenn ich einen Plan gehabt hätte, dann hätte ich mir sicher etwas Anderes vorgestellt.
Leider ist das mit Plänen und mir so eine Sache. Wie soll es auch nach Plan laufen, wenn es gar keinen gab. Und jetzt ist da plötzlich dieser Mann, dem ich am Anfang gar keinen Platz machen wollte, der sich aber irgendwie in mein Leben reingequetscht hat und jetzt würde ich ihn gern dort behalten. Auch mit Sperrgepäck.

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