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Ich bin 24 Jahre alt – und seit 10 Jahren in einer Beziehung

Foto: Kelly Victoria.
Ich muss etwas gestehen, das einige vielleicht überrascht: Ich bin 24 – und seit zehn Jahren in einer Beziehung. Wir kamen während der berauschenden Emo-Hochphase zusammen und sind seitdem ein Herz und eine Seele.
Mittlerweile sind wir arme Kreativschaffende. Er animiert, ich schreibe, was bedeutet, dass wir einen Großteil unserer Zeit damit verbringen, zu überlegen, wie wir unsere nächste Mahlzeit bezahlen. 2007 waren wir beste Freunde und ich mit einem anderen Jungen zusammen (Skandal!). Der ist übrigens der einzige andere Mensch, den ich kenne, der in einer ähnlich langen Beziehung steckt. Als ich anfing, meinen aktuellen Freund zu daten, mochte ich ihn zwar richtig gerne, aber ich war ein zynisches kleines Kind mit wenig Lust darauf, ihm nach zwei Tagen auf meinem MSN Namen ewige Liebe zu schwören. Ich nahm einfach jeden Tag, wie er kam, ohne zu erwarten, dass es noch eine Woche, einen Monat oder gar ein Jahrzehnt halten würde. Wir ließen es langsam angehen.
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Und es funktionierte. Ich bin nicht übermäßig romantisch oder sentimental – sogar als Teenager wollte ich nicht mehr als Freundschaft, Liebe und Sex, ohne Blumen oder Fauxmance. Wir kannten uns richtig gut und hatten den gleichen Freundeskreis, weswegen es leicht war, uns zu treffen und unsere Beziehung in unser tägliches Leben zu integrieren. Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem zu schlafen, der nicht mit meinen Freunden klarkommt und sogar meine neuen Bekanntschaften sind vernarrt in ihn. (Deine Freunde sind ein super Barometer dafür, ob jemand ein Idiot ist.) Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie auf meiner Seite wären, sollten wir uns irgendwann trennen. Und das ist völlig in Ordnung.
Ich rechnete fest damit, dass wir uns trennen würden. Ich war zwar nicht unbedingt pessimistisch, aber mir war klar, dass das Haltbarkeitsdatum bei solchen Geschichten meist nicht in allzu weiter Ferne liegt. Als wir nach vier Jahren Beziehung mit der Schule fertig waren, blieben wir in unserer Stadt um zur Uni zu gehen und zogen in ein Haus mit Freunden und dem Hund, den ich mit 17 adoptiert hatte (ich stehe anscheinend wirklich auf Commitment). Das brachte neue Herausforderungen und Streit mit sich. Plötzlich waren wir wie Kinder, die versuchen sich in unbekannten Gefilden zurecht zu finden und mit jungen, unerfahrenen Körpern durch ziemlich erwachsene Aufgaben stolpern. Aber wir wurden auch damit fertig und leben noch immer zusammen, 250 Kilometer von Zuhause. Jung, frisch aus der Uni und ohne Geld über die Runden zu kommen ist nicht gerade leicht, da ist es ziemlich schön, jemanden zu haben, der mit einem leidet.
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Photo: Courtesy of Marianne Eloise.
In einer langjährigen Beziehung zu sein klingt vielleicht nicht so besonders, aber tatsächlich ist es schon schwer genug eine Beziehung am Leben zu erhalten, wenn man erwachsen ist, ganz zu schweigen davon, sie über die prägendsten Jahre deines Lebens zu retten. Wir haben es irgendwie geschafft Schule, Uni, Wegziehen, Freunde, Verknalltsein und Feiern zu überstehen, all die Dinge, die es schwer machen, über längere Zeit hinweg mit dem gleichen Menschen zu knutschen.
Aber das nervigste daran, jung und gebunden zu sein sind andere Leute. Weil wir nicht in den gleichen Kursen und Seminaren saßen und verschiedene Jobs hatten, trafen wir beide viele Menschen, die nichts vom jeweils anderen wussten. Wir mussten also einige Herzen brechen – und Männer werden leider nicht weniger aufdringlich, egal wie viele Jahre die Beziehung schon auf dem Buckel hat. Wir haben uns auch selbst in andere Menschen verknallt, was gesund und schlicht unvermeidbar ist, vor allem, wenn man jung und attraktiv ist. Aber wir haben es geschafft zu vermeiden, etwas Gutes für ein bisschen Spaß auf’s Spiel zu setzen und sind immer ehrlich zueinander.
Wenn Menschen herausfinden, wie lange wir schon zusammen sind, reagieren sie entweder richtig nett oder herablassend. Mir wurde ernsthaft empfohlen, ich solle ihn abservieren, damit ich „leben“ kann – und das nicht einmal von Menschen, die mit mir schlafen wollten. Aber leben ist reisen, arbeiten, Zeit miteinander verbringen, Dummheiten machen und davon lernen. Wir haben all das gemacht und tun es immer noch, gemeinsam und aber auch alleine: Vor drei Monaten bin ich mit einer Freundin durch Europa gereist. Es wäre ziemlich verantwortungslos und launenhaft, eine gesunde und stabile Beziehung zu beenden, nur um zu sehen, was (oder wen) es da draußen sonst noch so gibt. Ich könnte natürlich ohne ihn leben. Aber ich will es nicht.
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Photo: Courtesy of Marianne Eloise.
Das Leben ist hart und es ist schwer, einen Menschen zu finden, den man länger als ein paar Tage – geschweige denn für die turbulentesten Jahre deines Lebens – um sich haben will. Ich bin froh, dass ich diesen jemand schon mit 14 gefunden habe. Wir haben viel Spaß zusammen. Und was am wichtigsten ist: Wir mögen uns als Menschen, nicht nur für das, was wir uns gegenseitig an romantischer Bestätigung geben. Wir hatten wahnsinniges Glück—aber es war auch nicht immer leicht. Wir streiten uns, wir sind anderer Meinung, wir denken manchmal immer noch, dass unsere Beziehung vielleicht nicht zu 100% die allerbeste ist. Ich bin noch immer etwas zynisch und nehme jeden Tag für sich. Ich weiß, dass wir mit 35 vielleicht nicht mehr zusammen sind, aber wir können immer weiter wachsen und versuchen, es am Laufen zu halten. Das Leben ist schwer. Ihr solltet euch also an allem festklammern, was es ein bisschen weniger scheiße und einsam macht.

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