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3 Zeichen, die auf soziale Inkompetenz hindeuten

illustrated by Norah Stone.
Versehentlich Mama zur Lehrerin sagen. Im Yoga-Kurs pupsen. Einen Post des oder der Ex liken, der schon 13 Wochen alt ist. Jemandem zuwinken, der nicht dich, sondern eine andere Person angeschaut hat. Wir alle haben schon mal einen peinlichen Moment erlebt, bei dem wir am liebsten im Erdboden versunken wären. Manchen passiert das tatsächlich sehr häufig; so häufig, dass sie das Gefühl haben, sie würden ständig von einer unangenehmen Situation in die nächste stolpern. Ob etwas oder jemand als peinlich oder unangenehm wahrgenommen wird, ist nämlich komplett subjektiv.
Allgemein gesprochen empfinden wir die Momente als cringeworthy oder awkward, in denen es zu „Abweichungen von gesellschaftlichen Erwartungen“ kommt, so Psychologe und Autor Dr. Ty Tashiro. Wichtig zu wissen ist, dass es einen Unterschied zwischen einer Sozialphobie und sozial inkompetentem oder unbeholfenem Verhalten gibt – auch wenn das eine das andere bedingen kann.
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Eins der Hauptsymptome einer Sozialphobie ist die Angst vor Be-oder Verurteilung, sagt Dr. Debra Kissen, klinische Leiterin von Light on Anxiety, einem Behandlungszentrum für kognitive Verhaltenstherapie in Chicago. Die Folge davon ist, dass die Betroffenen oft bestimmte Situationen vermeiden oder eine Phobie, also eine krankhafte Angst, vor peinlichen Erlebnissen entwickeln. Einer Person, die sozial inkompetent ist, fällt es dagegen einfach nur schwer, Situationen richtig einzuschätzen, die Stimmung in einem Raum wahrzunehmen und die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen, so Dr. Tashiro. Das heißt aber nicht, dass sich diese Person sich nicht mehr unter Leute traut. Bevor ich dir einen verrate, wie du mit sozialer Unbeholfenheit umgehen kannst, lege ich dir erst Mal drei Anzeichen dar, die darauf hindeuten, dass du davon „betroffen“ bist.

1. Es fällt dir schwer, Situationen zu interpretieren

Wie bereits erwähnt, besitzen sozial inkompetente Personen oft nicht die Fähigkeit, eine Situation einschätzen zu können. „Und selbst, wenn ihnen theoretisch bewusst ist, wie man sich verhalten sollte, fällt es ihnen schwer, dies auch in die Tat umzusetzen“, erklärt Dr. Tashiro. Wenn sie zum Beispiel in ein Café kommen, sehen sie nur die Theke, realisieren aber nicht, dass da eine lange Schlange von Menschen an der Kasse ansteht und sie nicht einfach vorgehen und ihre Bestellung aufgeben können. Oder aber sie gehen auf eine Party und vergessen, sich der Gastgeberin oder dem Gastgeber vorzustellen. „Verhaltensweisen wie diese können als unhöflich, böswillig oder distanziert wahrgenommen werden. Tatsächlich handeln die Betroffenen aber nicht absichtlich so.“

2. Du hast Probleme damit, mit anderen zu kommunizieren

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„Sozial inkompetente Menschen haben bei ganz normalen sozialen Interaktionen oft das Gefühl, mit Fremdsprachen konfrontiert zu werden“, sagt Dr. Tashiro. Sie können nicht zwischen den Zeilen lesen oder können die Satzmelodie, Betonungen und non-verbale Kommunikation nicht erkennen oder interpretieren. „Dadurch kann es sehr schnell zu Missverständnissen und Fehlkommunikation kommen“. Viele bemerken auch den Wink mit dem Zaunspfahl nicht und wissen zum Beispiel nicht, wenn sie eine Geschichte zum Abschluss bringen sollen, weil die Zuhörer*innen das Interesse verloren haben.
Es kann etwas Zeit kosten, aber mit ein bisschen Übung können auch sozial unbeholfene Menschen lernen, Hinweise zu erkennen. Dr. Kissen macht beispielsweise manchmal bewusst lange Pausen in Gesprächen mit Patient*innen, damit sie lernen, sich an das unangenehme Gefühl (in diesem Fall die Stille) zu gewöhnen.

3. Du tendierst dazu, dich in Themen hineinzusteigern

Sozial inkompetente Personen lieben, was sie tun – manchmal sogar so sehr, dass sie es etwas übertreiben und wie besessen davon werden, warnt Dr. Tashiro. Obwohl es natürlich super ist, Interessen oder eine Leidenschaft für etwas zu haben, kann es zu unangenehmen Situationen kommen, wenn du beispielsweise zu lange von deinem Hobby erzählst, obwohl deine Gesprächspartner*innen nicht so enthusiastisch sind wie du und Modelleisenbahnen nicht so spannend finden wie du.

Mit Unbeholfenheit leben

Wir Menschen haben den Wunsch, verstanden zu werden und Teil einer Gemeinschaft zu sein. Die wenigsten von uns wollen unangenehm auffallen, weshalb es tatsächlich sogar hilfreich ist, peinliche Situationen bewusst wahrnehmen zu können. Es hilft uns dabei, das richtige Verhalten an den Tag zu legen, so Dr. Kissen. Allerdings gibt es Menschen, die sich zu viele Gedanken darüber machen, auf andere eventuell unbeholfen zu wirken oder etwas peinliches zu machen. Ihnen rät sie, sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Dann lachen die Leute eben mal nicht über einen deiner Witze. Na und? Davon geht die Welt nicht unter. Beim nächsten läuft es bestimmt wieder besser. Also versuch, die Situation abzuhaken und nicht zu streng mit dir zu sein oder der Sache zu viel Bedeutung zu geben.
Fazit: Unbeholfenheit ist prinzipiell erst Mal nichts Schlimmes und in manchen Fällen kann sie sogar sehr hilfreich sein. Wenn du allerdings das Gefühlt hast, peinliche Situationen würden dein Leben bestimmen und du möchtest etwas daran ändern, kannst du das mit etwas Übung tun. Wenn du gern souveräner auftreten und nicht mehr in jedes Fettnäpfchen treten möchtest, kannst du dir zum Beispiel ein Vorbild suchen, das du respektierst und dessen Sozialkompetenzen du bewunderst und diese von ihm oder ihr abschauen. Zwar fühlt es sich am Anfang bestimmt etwas komisch an, die Person nachzuahmen, aber mit der Zeit wird es besser. „Es ist wie bei einer neuen Sprache: Je mehr du übst, desto wohler fühlst du dich, sie zu sprechen und irgendwann macht es sogar richtig Spaß“, sagt Dr. Tashiro. Er war früher selbst ein „extrem unbeholfenes Kind“. Wenn er es geschafft hat, sich so sehr zu entwickeln und die Unbeholfenheit nicht nur zu akzeptieren, sondern anzunehmen, schaffst du es auch.

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