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Ketamin: Die gefährliche Partydroge hat in der Depressions-Therapie Heilungspotential

Foto: Rachel Cabitt
Seit ich in Berlin wohne, komme ich häufiger mit Drogen in Berührung. Und damit meine ich nicht, dass ich sie konsumiere, sie sind einfach präsenter und kommen öfter in Unterhaltungen vor. Aber Drogen sind nicht nur in Großstädten wie Berlin ein Thema, auch in ländlich gelegenen Kleinstädten wie Vöhrigen in Bayern, wird konsumiert. Da gibt es kein Berghain und das braucht es auch nicht, denn Trips kannst du auch zu Hause oder im Büro haben. Kokain, LSD, Ecstasy und Marihuana waren mir bereits ein Begriff, Ketamin hingegen kam mir zum ersten Mal während meiner Recherche zu neuartigen Behandlungen bei Depressionen unter. Bei zweimal wöchentlicher Verabreichung, natürlich nur unter ärztlicher Aufsicht, werden die Depressionen von Patient*innen mit akuter Suizidgefährdung innerhalb weniger Stunden gelindert, so berichtet das Ärzteblatt.
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Ketamin in der Medizin

Die Erkenntnis, dass der Stoff im Gehirn die Glutamat-Menge vermindert und so das bei Depressiven nicht vorhandene Gleichgewicht wieder herstellt, ist neu. Ursprünglich wird das chemische Mittel nämlich sowohl in der Tier- als auch in der Notfallmedizin als Betäubungsmittel zur (Voll-)Narkose für kurze chirurgische Eingriffe verwendet. In Wasser aufgelöst wird es von dem*der Anästhesistin intravenös je nach Körpergröße und -gewicht des*der Patientin verabreicht. Wer auf die Idee kam, ein so starkes Betäubungsmittel, das sogar Pferde über mehrere Stunden lahmlegen kann, am Wochenende zu schniefen und sich damit den Partyabend zu „versüßen“? Ich habe keine Ahnung. Aber irgendwer macht scheinbar immer den Anfang.

Ketamin als illegale Droge: Einnahme & Wirkung

Von Vitamin K als Partydroge erzählte mir eine Bekannte auf einer Party. Doch ihre Erfahrungen damit hörten sich alles andere als gesund an, ganz anders als der Kosename suggerieren mag. „Ich steckte mitten in der K-Hölle, der Sog war so krass. Noch Tage später fühlte ich mich schwach.“ „Welcher Sog?“, fragte ich. Irgendwie klangen ihre Beschreibungen völlig zusammenhangslos, aber diese Beobachtung machte ich schon öfter. Einen Flash mit Worten zu erklären fällt vielen schwer, aber das, was ich hörte, machte mir die Droge alles andere als schmackhaft.
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Der Keta-Trip wird gewöhnlich mit dehydriertem Ketamin in Puderform geschnieft oder oral eingenommen. Fast direkt nach dem Konsum fühlt man sich aufgeputscht, verspürt eine deutliche Schmerzlinderung. In manchen Dosierungen, die jedoch mit auf der Straße oder beim Dealer gekauftem Stoff unmöglich einzuschätzen sind, wirkt es sogar halluzinogen und versetzt eine*n in gar Trance-artige Zustände, die mehrere Stunden anhalten können. Aber genau die Dosierung ist das Problem. Während die eine Line eine scheinbar gute Zeit bereitet, kann die andere zum Höllentrip oder im schlimmsten Fall zu einer Überdosis führen.
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Lang- und Kurzzeitschäden von Ketamin-Konsum

Vielleicht lag die schwammige Erinnerung an die Keta-Hölle meiner Bekannten daran, dass ihr Gehirn bereits Schaden genommen hatte. Eine Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit, insbesondere des Erinnerungsvermögens, ist eines der am häufigsten beobachteten Symptome von Konsumierenden. Auch aus dem Konsum resultierende Psychosen und Wahnvorstellungen werden immer häufiger beobachtet. Bei Langzeitabhängigen bildet sich sogar die Gehirnmasse zurück, wie ein Forschungsteam aus China herausfand.
Wer denkt, dass der Satz „Einmal ist kein Mal“ auch bei Drogen zutrifft, täuscht sich. Selbst bei einmaligem Konsum – bei dem es in den seltensten Fällen bleibt – gibt es erhebliche Risiken. Experten warnen vor Herz-Kreislauf-Problemen, die sich bei Mischkonsum mit anderen Substanzen wie Alkohol noch verschlimmern und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen können. Außerdem weiß man nie, ob man einen psychedelisch angenehmen oder einen Horror-Film schieben wird. Nach einem angenehmen Kinoabend mit Popcorn, bei dem man in eine Parallelwelt eintaucht, hört sich letzterer nämlich nicht an. Keta-Konsument Paul beschrieb seine Erfahrungen für die Vice-Reihe „Bad Trips“ wie folgt: „Es hat sich angefühlt, als wäre ich verblödet. Mein Verstand war wie abgeschnitten von meinem Körper. Ich konnte mich nicht bewegen. Zwischendurch wollte ich mich vom Bett aufrichten. Aber mein Körper führte den Befehl aus meinem Kopf nicht aus.“
Ähnliche, jedoch verminderte Erfahrungen schilderten auch einige Depressions-Patient*innen während der ärztlich begleiteten Therapie per Infusion mit medizinischem Esketamin. Sie wissen jedoch, dass die streng beobachte Mirkodosierung sie nicht auf eine psychedelische Reise schicken, sondern ihren teils jahrelangen Suizidgedanken ein Ende bereiten soll. Da das medizinische Esketamin im Rahmen einer Psychotherapie meist intravenös verabreicht wird, kann der oder die Mediziner*in die Dosis des weder verunreinigten noch gestreckten Ketamins innerhalb kürzester Zeit anpassen, sodass dem*der Behandelnden ein schlechter Trip weitestgehend erspart bleiben kann – eine Überdosis in diesem Kontext unmöglich. Bei meiner Bekannten und anderen Konsument*innen hingegen, die eine negative Erfahrung mit Ketamin machten, sind keine Ärzt*innen anwesend. Sie müssen allein durch die K-Hölle gehen.
Wer sich in Deutschland aufhält und Hilfe braucht oder jemanden kennt, der*die abhängig ist und Hilfe benötigt, kann sich unter der 01805 - 313031 (0,14-0,42 € / Minute) an die Sucht- & Drogen-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wenden oder bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. über die nächstgelegenen Einrichtungen und Selbsthilfegruppen informieren.
Refinery29 befürwortet in keiner Weise den Konsum von illegalen Drogen.

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