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Mehr als nur Kopfschmerzen: Diese Migräne-Doku zeigt, wie sehr die Krankheit den Alltag beeinträchtigt

Photo: Erin Yamagata.
Emma Larson war 21 Jahre alt und studierte gerade in Paris, als ihre Migräne besonders schlimm wurde. Einmal die Woche bekam sie eine Attacke: Sie konnte nichts mehr sehen, nicht sprechen und dann verwirrte sie der Schmerz zuerst und lähmte sie schließlich.
Zurück in den Staaten versuchte ihre besorgte Mutter Susanna Styron die Krankheit ihrer Tochter zu verstehen. Dafür tauchte sie tief in die Recherche über Migräne ein und fand heraus, dass viele Menschen unter den selben schmerzhaften und mysteriösen Symptomen leiden wie Emma. „Zuerst konnte ich nicht nachvollziehen, was mit Emma passierte oder wie stark sie tatsächlich leiden musste, doch als ich es einmal verstand, wollte ich ihr und anderen Betroffenen helfen.“
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Instinktiv begann die Filmemacherin ihre Tochter zu interviewen und einen Film über Migräne zu drehen. „Mir wurde bewusst, dass der Großteil der Menschen keinerlei Vorstellung davon hat, wie sich eine Migräne anfühlt, da sie sehr komplex und individuell sein kann“, so Styron. Das Ergebnis ist die Dokumentation Out of my head. Darin werden die komplizierten medizinischen Aspekte der Krankheit auf eine verständliche Art und Weise behandelt und mit Stellungnahmen von führenden Migräne-Expert*innen ergänzt. Das Besondere ist jedoch, wie diese Dokumentation es schafft, den Fokus ebenfalls auf die emotionalen Auswirkungen zu legen. So kommt auch Joan Didion zu Wort, die bereits einen sehr ehrlichen Text über ihre Erfahrungen mit der Erkrankung verfasst hat, der Betroffene auf vielerlei Ebenen berührt.
Migränepatient*innen, die übrigens zum Großteil weiblich sind, werden häufig als schwach oder dramatisch gesehen, manche lernen darum durch die Krankheit hindurchzuarbeiten. Mit ihrer Arbeit wollte Styron beweisen, dass diese Vorurteile nicht stimmen, sondern eher das Gegenteil zutrifft. „Es ist an der Zeit, dass sich der Tenor ändert und Patient*innen nicht länger stigmatisiert werden“, so die Regisseurin gegenüber Refinery29.
Warum wird die Migräne immer noch von so vielen nicht richtig verstanden?
Emma Larson: „Ich persönlich glaube, dass viele dieser Missverständnisse tatsächlich mit Sexismus zusammenhängen. Für die meisten ist Migräne eine Frauenkrankheit. Das sieht man auch im Film. Darin wird ein Mann gezeigt, der unter Migräne leidet und von seinen männlichen Freunden und Kollegen immer wieder verschmäht wird. Ihre Frauen hätten Migräne. Migräne sei weiblich und schwach. Meiner Meinung nach hat die Krankheit nie die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient.“
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Susanna Styron: „Hinzu kommen all die damit behafteten Stigmata, unter denen die Diagnose Migräne extrem gelitten hat. Es ist eben kein gewöhnlicher 'Kopfschmerz'. Ich habe Kopfschmerzen ist eben so ein Satz, der oft metaphorisch nur so dahergesagt wird, um etwas zu entgehen, auf das man keine Lust hat. Zudem ist es eine Krankheit, die häufig im Stillen verläuft. Immer, wenn mich Leute fragen, worum es in dem Film geht sage ich ‚Migräne‘ und bekomme die Antwort ‚also Kopfschmerzen‘ und sage ‚Nein, besonders schlimme Schmerzen sind lediglich eines der am weitesten verbreiteten Symptome. Migräne ist eine vielschichtige, neurologische Krankheit.‘”
EL: „So wie unsere Kultur mit unsichtbaren Erkrankungen umgeht, bei denen Betroffene zwar gesund aussehen, es aber bei Weitem nicht sind, ist es schwer, sich von den zahlreichen Irrglauben zu lösen. Fibromyalgie ist ein weiteres Beispiel, es gibt aber Hunderte mehr dieser Art.“
Es scheint so, als würden Migränepatientinnen und -patienten die Angst haben hysterisch oder dramatisch zu wirken, wenn sie ihre Symptome beschreiben, sogar ihrem Arzt gegenüber. Wie kann man lernen für sich selbst einzustehen?
EL: „Da hast du meiner Meinung nach Recht, denn ich arbeite als Sozialarbeiterin; andere zu verteidigen ist mein Beruf. Doch dies für mich selbst zu tun, fällt mir, wie so vielen meiner Kolleginnen, schwer. Ich fühle mich jedes Mal schlecht, wenn ich einen Tag lang ausfalle. Oft fühle ich mich dann schwach, was überhaupt nicht stimmt. In solchen Momenten hilft es, die Unterstützung von Personen wie meiner Mutter oder meinem Partner zu bekommen, die sich tatsächlich mit dem Krankheitsbild meiner Migräne auseinandergesetzt haben. Einen Satz meiner Mutter versuche ich immer wieder zu verinnerlichen: ‚Du verdienst es, dich um dich selbst zu kümmern.‘“
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Historisch werden typisch weibliche Schmerzen abgetan oder gegen sie verwendet. Meiner Meinung nach hat die Krankheit nie die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient.

Emma Larson
SS: „Emma hat schon oft zu mir gesagt, dass sie während einer Migräneattacke arbeiten könnte, wenn sie nur Schmerzen hätte. Aber sie kann nichts sehen und muss sich übergeben.“
In dem Film sieht man Sie mehrere Neurologiepraxen besuchen. Dabei stoßen Sie immer wieder auf sehr ablehnende Haltungen der Krankheit gegenüber. Wieso ist es so wichtig einen Arzt zu finden, dem man vertraut?
EL: „Beide meiner Ärztinnen sind selbst Migränepatientinnen. Für mich war diese Gemeinsamkeit und die damit einhergehende Empathie extrem wichtig und mächtig. Endlich fühlte ich mich gesehen und das war für mich ein großer Teil meines mentalen Genesungsprozesses.“
Hier findest du alle weiteren Informationen zu Out of my head.
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