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5 Millennials verraten, warum Gartenarbeit zu ihrer seelischen Gesundheit beiträgt

Das Erste, das Sarah sieht, wenn sie morgens die Augen aufmacht, sind ihre geliebten Grünpflanzen. „Wenn ich sie gieße oder zur Sonne drehe, habe ich das Gefühl, gebraucht zu werden – ohne mich dabei von außen unter Druck gesetzt zu fühlen. Es ist wie Baldrian für meinen ständig grübelnden Geist.“ Die 26-jährige Schottin beschreibt ihr Zimmer im Londoner Bezirk Camden als „kleinen grünen Zufluchtsort“. Eine Art Miniatur der traumhaften Landschaft ihrer Heimat, die sie so vermisst. Sarah leidet an Schlafproblemen und Angststörungen. Außerdem macht sie sich meistens zu viele Gedanken. Dieses Jahr ist es besonders schlimm, aber die Pflanzen helfen ihr dabei, mit den Symptomen umzugehen.
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Ausflüge in die Natur und Gartenarbeiten können beruhigend wirken und weitere positive Auswirkungen haben. So kann laut eines Berichts von Friends of the Earth Europe aus dem Jahr 2017 das Selbstwertgefühl gestärkt und das seelische Wohlbefinden verbessert werden. Einer der wichtigsten Vorteile von Gartenarbeit ist laut Thrive, einer Wohltätigkeitsorganisation, die kranke Menschen und Personen mit Behinderungen durch Gartentherapie hilft, die „verbesserte seelische Gesundheit, welche entsteht, weil man einen neuen Sinn im Leben hat und etwas erreicht.“
Auch der britische Rapper Professor Green, dessen Dokumentation „Suicide and Me“ Einblicke in die Hintergründe des Suizids seines Vaters gibt, ist überzeugt vom positiven Einfluss, den Gartenarbeit haben kann. So sagt er bei der Eröffnung des Royal Horticultural Society’s Feel Good Gardens – ein therapeutischer Garten, der in Zusammenarbeit mit der NHS, dem staatlichen Gesundheitssystem Großbritanniens und Nordirlands, entstanden ist –, dass er seinen eigenen Garten liebt. „Je mehr Zeit wir in der Natur verbringen und weg von Smartphone, Deadlines und Co. sind, desto besser geht es uns.“
„Wenn du Verantwortung für etwas übernimmst, fühlst du dich gebraucht. Du hast eine Aufgabe“, so die klinische Psychologin und Telegraph-Kolumnistin Linda Blair. Man bekommt sozusagen die doppelte Dosis an Endorphinen, weil man an der frischen Luft ist und sich um Pflanzen kümmert – also etwas Aktives macht. Das macht nicht nur Spaß, sondern bringt auch noch Vorteile für die Gesundheit mit sich. Blair sagt außerdem, dass diese Art von Behandlung praktisch keine negativen Nebenwirkungen hat und dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass man auch langfristig daran Freude hat. Zudem ist sie eine tolle Vorbeugungsmaßnahme.
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Kirsty, 28, hat einen kleinen Schrebergarten, in dem sie verschiedene Obst- und Gemüsesorten sowie Blumen anbaut. Aufgrund einer traumatischen Schwangerschaft und Geburt, entwickelte sich bei Kirsty eine posttraumatische Belastungsstörung. Als sie sich mit natürlichen Behandlungsmethoden auseinandersetzte, kam das Thema Gartenarbeit immer wieder auf. Also bewarb sie sich für einen Schrebergarten. Mittlerweile erntet sie nicht nur frisches Gemüse, sondern berichtet auch auf ihrem eigenen Blog über ihre Erfolgserlebnisse. „Mein Schrebergarten ist mein Zufluchtsort. Er hat einen enormen Einfluss auf meine mentale Gesundheit und ich weiß nicht, wie es mir ohne ihn gehen würde“, so Kirsty.
Kirstys Geschichte klingt inspirierend und man bekommt direkt Lust, selbst etwas anzupflanzen und die Sorgen einfach zu begraben. Aber besonders in Großstädten ist es gar nicht so leicht, an einen Schrebergarten ranzukommen, denn die Wartelisten sind lang. Auch in Berlin, ähnlich wie in London, muss man teilweise sogar Jahre warten! Doch Psychologin Linda Blair sagt, dass es nicht immer gleich ein ganzer Garten sein muss. „Sogar eine einzige Zimmerpflanze kann einen Unterschied machen. Man übernimmt Verantwortung, schafft etwas und lebt in der Gegenwart.“ Wenigstens für einen kurzen Moment mache man sich keine Sorgen über Vergangenheit oder Zukunft.
Natasha, 22, hat ähnliche Erfahrungen gemacht wie Kirsty. Die Gartenarbeit hat Licht in ihre dunkelsten Stunden gebracht. „Es war sehr befriedigend, etwas zu sehen, das wächst und gedeiht – vor allem an den Tagen, an denen ich wegen meiner Depression und Angststörung Probleme hatte, die einfachsten Aufgaben zu bewältigen, wie duschen oder essen.“ Natasha hatte nicht wirklich über die therapeutische Wirkung der Pflanzen nachgedacht, die sie zum Einzug in ihre neue Wohnung bekam. Aber sie stellte schnell fest, dass es sie beruhigte, sich um die Gewächse zu kümmern. Sie begann, Kräuter anzubauen, die sie nun auch beim Kochen verwendet. Ihre wachsende Sammlung an Sukkulenten und Blumen umfasst mittlerweile auch ein Scheidenblatt, das im Englischen den schönen Namen Peace Lily trägt, und einen großen Geldbaum, der im Englischen irgendwie auch hübscher klingt: Jade Plant und Glück bringen soll.
Liam, 32, begann mit dem Gärtnern nachdem er 2017 – nach jahrelangem Kampf – sein erstes eigenes Haus mit Garten kaufte. Da er freiberuflich als Grafikdesigner arbeitet und dadurch vielen Unsicherheiten ausgesetzt ist, plagen ihn oft Ängste, die teilweise überwältigend sind. Doch durch den Garten hat er nun die Möglichkeit, zwischendurch immer mal wieder abzuschalten und das Stresslevel runterzufahren. Glücklicherweise kann er im flexibel von zu Hause arbeiten und so oft in seine kleine Oase gehen. Er sagt, dass der Garten lösbare Probleme kreiert. Er kann für einen Moment seine eigenen Themen vergessen und sich voll und ganz auf die Pflänzchen besinnen. Blair sagt, dass das besonders heutzutage unglaublich wichtig für unseren Kopf ist. „Technik hat so einige Nachteile und einer davon ist unser Unvermögen, uns auf eine Sache zu konzentrieren.“ Sie sagt, dass der lösungsorientierte Umgang mit Pflanzen, sei es ein Topf mit Küchenkräutern auf der Fensterbank, hübsche Sukkulenten, die du in der Gärtnerei um die Ecke gekauft hast oder Gemüse, das du anbaust, sehr wichtig für deinen Kopf sein kann.
Für die 26-jährige Schottin Sarah brachte das Gärtnern noch einen weiteren, unerwarteten Vorteil mit sich, der einen Durchbruch für jede*n bedeuten kann, der*die psychische Probleme hat: Es ist ein tolles Thema für Unterhaltungen! „Meine Mutter und meine Oma sind große Gartenfans. Jetzt kann ich ganz einfach mit ihnen ein unverfängliches Gespräch darüber führen – ohne den Druck, etwas Persönliches von mir erzählen zu müssen.“ Gartenarbeit kann also auch dazu beitragen, neue und alte menschliche Kontakte auf Trapp zu halten.

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