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K.Flay: „Sich Donald Trump beim Sex vorzustellen, wäre selbst mir zu krass!“

Kenneth Cappello
Null Toleranz für Locker Room Talk und Alternative News, für Gender-Diskriminierung, Rassismus und Homophobie: Kristine Meredith Flaherty alias K.Flay zählt mit ihren unmissverständlichen Aussagen zu einer ganz neuen Generation von Indie-Pop-Künstlerinnen, die sich ganz offen gegen die momentanen Verhältnisse im Post-Obama-Amerika aussprechen. Die 31-jährige Sängerin ist regelmäßig ganz vorne bei Protestmärschen dabei und hat dem frisch gewählten US-Staatsoberhaupt mit „The President Has A Sex Tape“ sogar einen eigenen Song auf ihrem neuen Album gewidmet.
Dein neues Album trägt den Titel „Every Where Is Some Where“ - ein ziemlich tröstlicher Name in eher schlechten Zeiten.
Ich hatte den Titel ewig als virtuellen Post-It auf dem Desktop meines Computers. Dort speichere ich das, was mich bewegt. Ich glaube, er soll ausdrücken, dass jeder Ort, sei er noch so seltsam und nichtssagend, von Wichtigkeit sein kann. Dinge und Orte erhalten erst durch uns ihre Bedeutung. Die zweite Message ist, dass alle Menschen im Grunde gleich sind; egal wo auf diesem Planeten sie leben. Wir alle versuchen, uns so gut es geht durchs Leben zu schlagen, glücklich zu sein und unseren Weg zu finden.
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Mit Songs wie deiner ersten Single „Black Wave“ oder „Blood In The Cut“ lässt du ordentlich Dampf ab!
Die Musik ist wie ein Ventil für mich, ohne meine Songs würde ich explodieren. Wobei immer eine Menge Hoffnung mitschwingt. Ich will keine Schwarzweiß-Malerei betreiben, sondern eine positive Message transportieren. Ich glaube, man könnte es einen vorsichtigen Optimismus nennen, der sich irgendwie durch alle meine Lieder zieht. In „Black Wave“ geht es darum, sich all den Herausforderungen und Bedrohungen zu stellen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Eine Art Kampfansage.
Eine Kampfansage mit einem klaren Ziel!
Ich glaube, jeder wird unschwer erkennen, von wem ich spreche. Ein Präsident, der die Menschen belügt und überall nur Hass schürt, ist eine inakzeptable Sache. Er benimmt sich Frauen gegenüber nicht nur respektlos, sondern spricht ihnen sogar das Recht über ihren eigenen Körper ab. Es ist einfach an der Zeit, aufzustehen und zu kämpfen. Gerade unter uns Frauen herrscht im Moment dieser unglaubliche Geist des Widerstands; vielleicht weil wir am stärksten von den Dingen betroffen sind, die momentan falsch laufen auf diesem Planeten.
Kenneth Cappello
Hast du eine Erklärung für diese Explosion rassistischer und
homophober Tendenzen?
Nein. Ich kann es mir auch nicht erklären. Ich glaube aber fest daran, dass der größte Teil der Menschheit immer noch anständig ist und sich nach den Werten von Moral und Anstand richtet. Eines Tages werden folgende Generationen auf diese Wahl zurückblicken und sie als wichtigen Moment der Veränderung betrachten. Als Wendepunkt. Als den Moment, in dem es wieder eine wirkliche Widerstandsbewegung des Volkes gegen das System gab. Gerade für junge Leute sind die momentanen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten der blanke Horror. Aber die Frage ist doch vielmehr, wie man mit dieser Besorgnis umgeht. Man darf sich nicht von der Angst auffressen lassen, sondern muss dagegen ankämpfen und diese negativen Gefühle in positive Energie transformieren. Auf die Straße gehen, seine Meinung sagen, sich ausdrücken - egal auf welche Weise!
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Du bist auch selbst bei Protestmärschen mit dabei!
Natürlich! Ich habe an diesem riesigen Event in Los Angeles Ende Januar teilgenommen. Eine unfassbar ermutigende Erfahrung. Meine ganze Familie war bei Märschen überall im Lande dabei, um gemeinsam auf die Straße zu gehen und für unsere Rechte einzustehen. Ich hoffe, diese Märsche senden ein deutliches Zeichen in den Rest der Welt.
Auf dem Album hast du DonaldTrump mit „The President Has A Sex Tape“ einen ganz besonderen Song gewidmet...
Es geht im Text darum, etwas Heiliges zu beschmutzen etwas seiner Unschuld zu berauben. Ich habe den Song kurz nach der Wahl geschrieben. Es war mir wichtig, diesen neuen Geist einzufangen, der seit der Wahl herrscht. Ich finde, es ist der Auftrag der Kunst, die Dinge zu kommentieren und thematisieren, die seit der Amtseinführung vor sich gehen. Ich würde zwar nicht sagen, dass das Album eine rein politische Platte ist, dennoch ist ein gewisser Rebellionsgedanke definitiv vorhanden. Ich habe mir Trump aber nicht bildlich beim Sex vorgestellt, als ich den Text schrieb. So ein Kopfkinofilm wäre selbst mir zu krass. Es geht nur um die Symbolik, die dahinter steckt. Falls es jemals einen Videoclip zu diesem Track geben sollte, werde ich auf explizite Darstellungen verzichten – versprochen!
Du hast vor deiner Musikkarriere Psychologie studiert. Viele angesehene Experten haben sich öffentlich über Trumps seltsames Verhalten geäußert und ihm eine gewisse mentale Instabilität attestiert. Wie siehst du die Sache?
Sagen wir so: Er weist definitiv eine gewisse Verhaltensauffälligkeit auf. Und das nicht nur im pathologischen Sinne. Ich finde, es ist eine sehr ernste und sehr Besorgnis erregende Sache, sich auf Menschen verlassen zu müssen, die nicht über eine stabile Meinungsbildung und eine klare Sicht über das verfügen, was in der Welt vor sich geht. Menschen, deren Verhalten und Entscheidungen unberechenbar sind. Das ist einfach verstörend. Und um so verstörender ist es, wenn man dieser Person die Macht über ein ganzes Land verleiht.
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Kenneth Cappello
Ist es nicht eine naive Vorstellung, mit Musik die Welt zu verändern?
Ich weiß nicht, ob naiv das richtige Wort ist. Musik kann immer nur ein Teil einer Veränderung sein. Eine Art Denkanstoß, der die Menschen zum Handeln bewegt. Musik ist eine sehr demokratische Kunstform, die keine Altersgrenzen und keine Nationalitäten kennt. Eine universelle Sprache, zu der jeder Zugang hat. Auf der neuen Platte hört man besonders die frühen Alben der Yeah Yeah Yeahs heraus. Ihre Sängerin Karen O hat mich immer schon extrem inspiriert. Eine großartige, direkte und wahnsinnig kreative Frau; nicht nur, was Musik angeht. Einen besonderen Einfluss hatte auch das erste Album von Liz Phair. Ich mag ihre unverschnörkelte Ehrlichkeit. Diese beiden Frauen haben mich mit ihren Denkweisen geprägt und mir neue Sichtweisen auf bestimmte Dinge vermittelt. Es wäre toll, wenn ich das gleiche bei meinem Publikum erreichen könnte.
K.Flaysneues Album „Every Where Is Some Where“ ist am 07.04.2017 bei Universal Music erschienen.

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