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Ich fühle mich so allein, obwohl ich einen Freund habe – Warum Benching weh tut

Wir sind die Generation „Maybe“. Festlegen? Nein, warum auch, immerhin stehen einem ja alle Möglichkeiten offen. In Liebesdingen kann das natürlich zu gewissen Problemen führen. Eine Erfahrung, die auch meine Freundin Jana machen musste. Sie ist ein „Benching“-Opfer, was übersetzt heißt, dass man sie metaphorisch auf der langen Bank sitzen ließ. Erst wurde geflirtet und gedated, dann tauchte ihr Typ plötzlich ab, um wenig später zu einer neuen Datingrunde wieder auf der Matte zu stehen. Es ging immer wieder von vorn los. Über Jahre machte Jana dieses zermürbende Spiel mit.
Als sie vor sechs Jahren Manuel kennenlernte, hielt sie ihn für eine Art Traummann: gut aussehend, charmant und mit einem tollen Job. Man traf sich, mochte sich, liebte sich. Man fing an Pläne zu schmieden, der erste gemeinsame Urlaub, eine gemeinsame Wohnung. Doch aus all dem wurde nichts, denn sobald es ernst wurde, zog Manuel jedes Mal den Schwanz ein und tauchte unter. „Ich kann das nicht“, sagt er, wenn er dann wieder aufgetaucht war. Wie oft musste Jana sich diesen Spruch anhören? Das Problem allerdings war: Jedes Mal, wenn sie sich darauf eingestellt hatte, Manuel endlich hinter sich zu lassen, um einen anderen zu finden, stand er wieder vor der Tür und bettelte um eine zweite (dritte, vierte, fünfte...) Chance. Als hätte er gerochen, dass sich Jana endlich von ihm lösen wollte.
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Aber genau das zeichnet „Benching“ aus. Man will nicht mit einer bestimmten Person zusammen sein, aber sie ziehen lassen und jemand anderes kennenlernen lassen geht auch nicht. Man weiß ja nicht, ob tatsächlich etwas Besseres um die Ecke kommt. Und wenn nicht, dann ist da ja noch…Jana (die bei dieser ins Allgemeine gewendeten Aussage stellvertretend für alle gebenchten Personen genannt wird). Dummerweise hat die konkrete Jana jedes Mal aufs Neue Luftschlösser gebaut und wurde darüber eine Meisterin in mentaler Architektur. Offenbar Frauen haben das zweifelhafte Talent der Aussage „Ich werde mich ändern, denn ich will nur dich“ selbst unter den unwahrscheinlichsten Umständen partout Glauben zu schenken.
Als es dann um den nächsten Urlaub ging und Jana auf gepackten Koffern saß, kam charmanter Weise die Absage per SMS. Als Freundin ist es dann leicht zu sagen: „Jana, der Typ verarscht dich! Such dir endlich einen richtigen Mann, der zu dir steht und sein Leben mit dir verbringen will! Du wirst schließlich auch nicht jünger und willst Kinder haben.“ Okay, den letzten Satz sagt man besser nicht, sondern denkt ihn nur, und auch den ersten Teil kann man sich eigentlich sparen, weil Jana die rosarote Brille bis über beide Ohren trug.
Wie eigentlich jeder bestätigen kann, ist Liebe eine Zumutung. Vor allem weil man manchmal nur schwer begreifen kann, dass man nicht genauso geliebt wird, wie man selbst liebt. Sechs lange Jahre hat Jana das Spiel mitgemacht. Bis sie endlich die Reißleine zog. Mittlerweile hat sie einen tollen Mann kennengelernt, der es ernst meint und das nicht nur sagt, sondern auch zeigt. Er hat sie von der Wartebank abgeholt, auf der Manuel ganz sicher noch sitzt und all der Möglichkeiten harrt, die er wahrscheinlich samt und sonders verpasst.

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