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Alles nur Selbstdarstellung? Was junge Netzkünstlerinnen uns eigentlich sagen wollen

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Foto: Arvida Byström, Untitled, 2014
In Leipzig, einem der wichtigsten Geburtstorte der Frauenrechte in Deutschland, ging gerade die Ausstellung „Virtual Normality – Netzkünstlerinnen 2.0“ zu Ende, die sich mit Kunst von Künstlerinnen beschäftigt, deren Werke allesamt „im Zeitalter des Internets“ entstanden sind und sich mit dem Topos der digitalen Selbstinszenierung beschäftigen. Die Kuratoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, was den weiblichen Blick einer Generation junger Frauen, der jahrhundertelang von einem männlichen überschattet wurde, im Angesicht einer neu entflammten Debatte um Sexualität, Identität und Weiblichkeit heute eigentlich ausmacht. Sie alle arbeiten primär mit digitalen Medien und fühlen sich als Digital Natives im Netz zu Hause. Mit welchen Herausforderungen und Fragestellungen sehen sich junge Frauen dort konfrontiert? Was wollen sie uns wie mitteilen? Und welche ästhetische Sprache benutzen sie dafür?
So wie bisher jede einzelne Welle des Feminismus in der Vergangenheit eigene Themen auf ihre Agenda setzte und explizite Bildsprachen dafür hervorgebracht hat, kristallisieren sich auch heute neue Positionen und damit einhergehende Ausdrucksweisen heraus. Während Künstlerinnen der zweiten Feminismus-Bewegung in den 1970er Jahren besonders körperbezogene Arbeiten geschaffen und kämpferische Töne angeschlagen haben, um den in der Öffentlichkeit oft nackt inszenierten, weiblichen Körper zurückzuerobern, treffen wir heute erstaunlicherweise auf beinahe hyperfeminine Tendenzen, Fotos und Videos, die mit besonders mädchenhaften und niedlich anmutenden Ästhetiken spielen.
Ihr Material ist fast immer ihr eigener Körper, den sie in ihren sehr privaten und intimen Kontexten mit Ironie, Übertreibung und teils grotesken Mitteln gekonnt inszenieren. Der jetzt erschienene Bildband zur Ausstellung zeigt darüber hinaus auch, in welchen Themen- und Lebenswelten sich diese Künstlerinnen bewegen und was es in der Instagram-Ära bedeutet, Frau*, Mann*, Autor*in oder Künstler*in zu sein.
Neben einer Einführung von Anika Meier, die die Ausstellung nicht nur kuratiert, sondern auch den Katalog mit herausgegeben hat, finden sich in dem Band auch spannende Textbeiträge von Ronja von Rönne, die sich der Frage widmet, warum wir eigentlich alle ständig im Internet abhängen, den Bloggern und Künstlern darin aber keine Anerkennung schenken. Kathrin Weßling kritisiert, wie der weibliche Körper bis heute noch immer wahrgenommen und kommentiert wird, während Gabriele Schor in einem Interview nicht nur darüber spricht, was den Begriff der feministischen Avantgarde der 1970er Jahre geprägt hat, sondern auch die Verbindungen von damals und heute herausstellt.
In der folgenden Slideshow präsentieren wir euch vorab eine Auswahl der künstlerischen Positionen sowie Themen, die in dem Katalog Beachtung finden. Hier könnt ihr den wirklich sehens- und lesenswerten Bildband, veröffentlicht auf Deutsch und Englisch, bestellen.
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