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Wie der Brexit unseren Shoppingalltag beeinflussen könnte

Illustration: Anna Sudit
Vor zwei Tagen war es dann soweit. Die britische Premierministerin Theresa May unteschrieb am Dienstag den Brief an die Europäische Union, in dem der EU-Austritt Großbritanniens beantragt wurde. Am Mittwoch wurde dieser Antrag dem EU-Ratspräseidenten überreicht und der Brexit wurde Realität. In den kommenden zwei Jahren stehen sowohl Großbritannien als auch den EU-Ländern harte Verhandlungen bevor, denn die Briten sind die erste Nation, die die EU verlässt. Das EU-Parlament wird das Vereinigte Königreich regelmäßig und allen Bereichen spüren lassen, dass es mit dem Austritt eine fatale Entscheiung getroffen hat. Die Briten wiederum möchten mit aller Bestimmtheit zeigen, dass sie hinter ihrem Entschluss stehen und den Brexit zu ihrem Erfolg machen werden. Doch wie wird der Abschied von England, Nordirland, Wales und Schottland unseren Alltag beeinflussen? Werden wir in Zukunft mit Zöllen auf unsere Bestellungen bei The Outnet oder Asos rechnen müssen? Was passiert mit der London Fashion Week? Und was wird aus dem Traum vom Modestudium in London? Welche Probleme kommen auf die Designer von Mode made in UK zu, sobald Großbritannien „goodybe“ gesagt hat? Wir möchten einen konzentrierten Blick darauf werfen, was der Brexit für die Modeindustrie und unser Shoppingverhalten bedeutet.
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Shopping
Der Brexit war eine knappe Entscheidung, mit rund 51% der Stimmen für einen Austritt und ein Faustschlag ins Gesicht für alle Kreativen und Jungen des Landes. Großbritannien ist Heimat vieler großartiger und erfolgreicher Modehäuser und -unternehmen, die Modeindustrie ist einer der größten Wirtschaftszweige mit einem Jahreumsatz im Milliardenbereich. Einer der wichtigsten Punkte der Brexit-Verhandlungen ist ein Freihandelsabkommen mit den EU-Staaten. Es wäre nicht nur für die Modeindustrie ein Desaster, wenn Steuern und Zölle den Handel verkomplizieren und vor allen Dingen verteuern würden. Dies beträfe nicht nur Bestellungen von Kleidung und Ware aus dem Ausland sondern auch das Beschaffen von Rohware, wie Stoffe oder Leder, zur Produktion im Inland. Sollten sich Großbritannien und die EU-Mitgliedstaaten hier nicht auf ein faires und durchführbares Handelsabkommen einigen, wird dein Onlineshopping zum teuren Spaß. Doch sei beruhigt: ein Freihandelsabkommen ist Priorität Nummer eins.
Studieren und Arbeiten
Universitäten in Großbritannien beherbergt zahllose Studenten aus dem europäischen Ausland. Brauchen diese nun ein Visum, um zu studieren? Und was ist mit den ganzen Arbeitern aus Osteuropa, die in den Produktionsstätten Textilien fertigen? Immerhin sind rund 70% der Arbeiter aus dem europäischen Ausland. May möchte das Thema Immigration über wirtschaftliche Interessen setzen. Es sollen nur gut ausgebildete Arbeiter ein Arbeitsvisum erhalten, Studenten, deren Studium von Nutzen für Großbritannien ist, ebenfalls. Alles sehr vage, alles noch nicht Spruchreif. Dank fehlender Subventionen seitens der EU wird das Studium in Großbritannien jedoch für alle vor allem eines werden: noch teurer.
London Fashion Week
Der British Fashion Council sieht derweil sehr schwarz und hat gar das Ende der London Fashion Week prophezeit. Seitdem der Brexit per Volksentscheid beschlossen wurde, hält der BFC regelmäßige Rundgespräche mit Entscheidern, Kreativen und Politikern ab, um der Modeindustrie eine feste Stimme und einen guten Standpunkt zu verleihen. Regelmäßige Umfragen des Council unter den Designern spiegelt die Stimmung und Ängste wider und ist die Basis für die Verhandlungen. Um das geistige Eigentum an ihren Entwürfen zu sichern, müssten Designer ihre Kollektionen im eurpäischen Ausland und in Großbritannien sichern. Für alle Besucher der London Fashion Week und zeigende Designer aus dem europäischen Ausland wäre die Modewoche mit viel Bürokratie verbunden. Dies könnte die Fashion Week extrem schwächen.
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Die Guten Seiten
Der Brexit kann aber auch gute Seiten haben. So erlebte die die Modeindustrie einen Exportboom, da dank des Werteverlustes vom Pfund Ware so günstig war wie lange nicht zuvor. Ein interessanter Gedanke ist auch der Verlagerung der Produktion ins Inland. Um Zölle und Steuern zu sparen würde echte Mode made in UK wieder einen Wachstumsschub bekommen. Dies ist allerdings Zukunftsmusik, da es schlicht an der Infrasturktur fehlt und sehr große Investitionen nötig wären. Eine Chance stellt der Brexit auch für die deutsche Modeindustrie dar. Viele Kreative könnten sich entschließen, etwa in Berlin zu studieren, statt in London und einige Designer haben bereits angekündigt, über einen Standortwechsel nachzudenken. Somit könnte Deutschland als Modeland gestärkt werden und die Berliner Fashion Week einen neuen Push bekommen.
Natürlich ist dieser Artikel nur eine Übersicht des Möglichen und eine Einschätzung dessen, was wir bereits wissen. Der Brexit ist ein großes Überraschungsei und in den kommenden zwei Jahren wird sich der Wind sicher noch einige Male drehen. Auch beeinflusst der Austritt natürlich noch viel mehr Bereiche, als nur die Modeindustrie oder die Ausbildung. Mit dem möglichen Loslösen von Schottland, dem so schön genannten Scoxit, werden die Karten bald vielleicht schon wieder neu gemischt. Es steht aber ausser Frage, dass der Brexit keine Entscheidung der Jungen war und ihnen, im Gegenteil, in so vielen Bereichen das Leben schwerer machen und Steine in den Weg legen wird. Wir dürfen nicht in Grenzen denken und müssen unseren Geist immer weltoffen halten, das ist das aller wichtigste.

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