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Halt, Stop! Wie du ganz ohne Yoga mehr Achtsamkeit in deinen Alltag bringst

Illustration: Anna Sudit
Bevor ich mit diesem Artikel beginne, möchte ich, dass wir die Energieblockaden in unserem Geist und Körper lösen und unsere Mondenergie wecken. Hierzu schließen wir die Augen, halten die Hand im Vishnu-Mudra (das heißt, dass du den Zeige- und Mittelfinger nach unten klappst) und verschließen das rechte Nasenloch mit dem Daumen, während wir durch das linke Nasenloch einatmen. Anschließend atmen wir durch das rechte Nasenloch aus, während wir das linke mit dem Ringfinger geschlossen halten. Du atmest jeweils so lange ein, bis deine Lungen mit Luft gefüllt sind und hältst den Atem für etwa vier Sekunden.
Was wir gerade gemacht haben, nennt sich Mondatmung. Warum wir das gerade gemacht haben? Weil heute internationaler Yogatag ist. Meine Beziehung zu Yoga ist sehr ambivalent. Vor zirka zwei Jahren habe ich im Schnitt dreimal die Woche an einer Power-Vinyasa-Klasse teilgenommen und habe mich so gut und ausgeglichen gefühlt, wie nie zuvor. Gleichzeitig liegt die Zynikerin in mir in einem Dauerclinch mit der indischen Lehre für einen gesünderen Geist und ein ganzheitliches Leben auf dem Weg zur Erleuchtung.
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Was mir immer wieder aufstößt, ist die Tatsache, dass das Praktizieren von Yoga zu einer sehr elitären Angelegenheit geworden ist. Yoga ist ein Lifestyle, den man anderen gerne unter die Nase reibt. Das Lustige ist, dass man dagegen gar nichts tun kann. Es ist, als wäre man fremdbestimmt. Ab der Sekunde, in der ich regelmäßig Yoga praktizierte, konnte ich gar nicht anders, als allen davon zu erzählen. Ungefragt, versteht sich.
Ich verrate euch aber jetzt ein Geheimnis: Yoga, das ist viel mehr als teure Kurse in einem durchgestylten Studio. Du kannst deinen Alltag mit ein wenig Disziplin ziemlich easy entschleunigen, achtsamer werden, Dinge gelassener angehen und dann allen davon erzählen oder auch nicht. Klingt super, oder?
Den Anfang machst du mit wirklich bewusster Wahrnehmung. Morgens nach dem Aufstehen ist die erste Tat des Tages nicht der Griff zum Smartphone, sondern das Schließen der Augen und das bewusste Aufwachen. Wie war dein Schlaf? Was hast du geträumt? Worauf freust du dich am heutigen Tag? Welche Herausforderungen kommen auf dich zu? Das lässt du dann mal kurz sacken und greifst noch immer nicht zum Handy. Beim Frühstück (immer noch die erste und wichtigste Mahlzeit des Tages!) tauschst du den schwarzen Kaffee mit einer ayurvedischen Kräuterteemischung und kaust mal ganz bewusst dein Essen. Dadurch erleichterst du nicht nur deinem Magen die Verdauung, du absorbierst, wenn du Glück hast, auch ein wenig Prana (Lebensenergie) aus deinem Essen.
Auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit oder zur Uni trennt sich bereits die Spreu vom Weizen. Ich stelle die wüste Behauptung auf, dass eine morgendliche Fahrt in der Berliner U8 auch den ausgeglichensten Yogi aus der Bahn werfen kann. Es ist meine persönliche empirische Studie: Unsere Mitmenschen sind die Stressoren Nummer Eins in unserem Leben. Wer an einem Samstagnachmittag den Alexanderplatz kreuzen kann, ohne Mordgedanken zu entwickeln, hat in meinen Augen schon die Erleuchtung erlangt. Der Trick ist, die Opferhaltung abzulegen und Verantwortung für das eigene Sein zu übernehmen: Du musst die Herausforderungen deines Lebens meistern. Dazu gehören auch Menschen, ja. Wer negativ denkt, wird Negatives erleben. Wenn dich etwas aufreibt, zähle innerlich bis zehn und denke daran, dass es dir in ein, zwei Minuten schon gar nicht mehr so wichtig erscheint. Versuche, dich in die Person hineinzuversetzen und hab immer dein Karmakonto im Hinterkopf.
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Wenn das alles nichts hilft, versuch öffentliche Verkehrsmittel zu meiden und halte dich von Menschenansammlungen fern. Damit fahre ich seit Jahren sehr gut und empfinde fast so etwas wie Freude, wenn ich mich an einem verkaufsoffenen Sonntag in die Innenstadt von Berlin verirre. Gleiches gilt für Ausbildung und Beruf. Es gilt, Herausforderungen anzunehmen, Stresssituationen mit Verstand zu bewältigen und sich einzugestehen, wenn man einer Aufgabe nicht gewachsen ist. Ich habe als Freelancerin gelernt, auch mal Nein zu sagen, wenn mein Arbeitspensum zu hoch ist. Man muss nicht alles machen, sondern die Sachen, die man anpackt, ordentlich erledigen.
Feierabend, Wochenende, Saufeeeen! Denk da noch mal drüber nach. Alkohol ist ja schön und gut, aber wie wäre es mal mit einer kleinen Trinkpause? Ist doch gerade ohnehin angesagt. Alkohol verfälscht Emotionen, wirkt enthemmend und ist eine bewusstseinsverändernde, legale Droge. Alkohol macht auch eine Menge Spaß und nichts kommt gegen einen richtig guten Negroni an, ich weiß. Aber vielleicht kann man es mal so sehen: Wer auf Alkohol verzichtet, spart Geld, wacht ohne Kater auf, muss morgens nicht reihenweise peinliche Storys von Instagram löschen und allen von der eigenen Willensstärke erzählen. Gleiches gilt übrigens für Zigaretten.
Zeit, ins Bett zu gehen. Wie wäre es, heute mal nicht mit Sabber im Mundwinkel vor einer Netflix-Serie in den Schlaf zu driften? Du legst eine Uhrzeit fest, zu der du ins Bett gehen möchtest und beginnst eineinhalb bis zwei Stunden davor zur Ruhe zu kommen und Körper, Geist und Prana zu harmonisieren. Alle unnatürlichen Lichtquellen werden ausgeschaltet. Das Smartphone wird lautlos gestellt und aus dem Schlafzimmer verbannt. Gleiches gilt für den Laptop und das Tablet. Wichtig ist auch, nichts mehr zu essen und zu trinken. Dann kannst du entweder meditieren, Affirmationen aufsagen oder den Geist stimulierende Lektüre lesen, bevor du das Licht ausmachst.
Ist doch eigentlich alles gar nicht so schwer, oder? Unterstützt wird dein neuer ganzheitlicher und bewusster Lebensstil von regelmäßigen Yogaklassen. Am Ball bleibst du, indem du wirklich jedem davon erzählst, wie viel besser dein Leben nun ist. In unserer bigotten Gesellschaft voller koksender Veganer brauchst du auch nicht zu verzagen, wenn du mal einen schlechten Tag hast, in der S-Bahn pöbelst und abends deinen Kummer in Wodka Tonic ertränkst.
Der Weg ist das Ziel. Namasté.

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