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Ich zahle über 100.000 € für meine Hochzeit & fühle mich ausgeraubt

Willkommen bei Taking StockIn dieser Kolumne beantwortet die Finanzberaterin Paco de Leon alle schwierigen, emotional aufgeladenen Fragen rund ums Geld. Die letzten drei Jahre waren viele von uns dazu gezwungen, unsere finanziellen Prioritäten auf den Kopf zu stellen, und Taking Stock soll dir dabei helfen, den Durchblick zu behalten.
Diese Woche geht es um die steigenden Kosten einer Hochzeit. Dazu teilen sechs Refinery29-Leserinnen ihre guten und schlechten Erfahrungen mit uns.
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Melina, 31
Melina hatte zwei getrennte Hochzeitsfeiern – eine für Freund:innen, eine für die Familien in verschiedenen Städten –, die jeweils rund 4.500 Euro kosteten. „Wir haben definitiv an allen Ecken und Kanten gespart, hielten das Ganze aber so elegant wie möglich“, sagt sie. „Ein Trick, den ich bei der Hochzeitsplanung gelernt habe: Sag nie, dass etwas für eine Hochzeit ist. In einem Blumenladen hieß es zum Beispiel, ein Tischgesteck für eine Hochzeit würde 270 Euro kosten. Ein sehr ähnlicher Strauß im selben Laden ohne den Hochzeitskontext kostete uns hingegen nur rund 90 Euro. Bei einer Feier servierten wir Appetizer und hatten eine offene Bar, bei der anderen Feier gab es ein Buffet und eine Bar zur Selbstbedienung.“
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Melina und ihr Partner bezahlten ihre Hochzeit(-en) mit ihren Ersparnissen, ohne die finanzielle Unterstützung ihrer Freund:innen und Familien. Um Kosten zu sparen, verzichteten sie auf eine:n Hochzeitsplaner:in, erstellten eine eigene Hochzeits-Playlist, anstatt eine:n DJ zu buchen und bastelten einen Großteil der Deko selbst. „Eine Mikro-Hochzeit war auch super, um eine strikte Gästeliste zu erstellen und die Ausgaben für Essen, Alkohol etc. gering zu halten“, erzählt sie. „Eine Location hatte ein 20-Gäste-Limit.“
Für zwei Dinge gaben sie aber doch etwas mehr aus: für die Fotos und ihre Outfits. „Wir wollten unbedingt schicke Fotos haben“, sagt sie. „Mein Mann und ich sind außerdem große Modefans, das musste also sein. Ich trug ein Brautkleid von Jacquemus, er einen Anzug von Rick Owens.“
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Alex, 27
Obwohl Alex und ihr Partner ein Budget von etwa 77.000 Euro festgelegt hatten, belaufen sich die Ausgaben für die Hochzeit derzeit auf etwa 100.200 Euro – und sie sind noch nicht sicher, ob das auch wirklich alles ist. Alex’ Familie übernimmt rund 35 Prozent der Kosten. „Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass das Budget so hoch ausfiel, weil meine Familie gewisse Ansprüche an die Hochzeit hatte“, sagt sie.
Um sich die Hochzeit leisten zu können, essen Alex und ihr Verlobter nur noch selten auswärts und haben ein Sparkonto mit besonders hohen Zinsen eröffnet. Trotzdem hat sie das Gefühl, ausgeraubt zu werden.
„Mein Verlobter und ich haben das Glück, dass wir uns dieses Budget leisten können. Wir sind gleichzeitig aber sehr enttäuscht davon, was wir für dieses Geld bekommen“, erzählt Alex. „Freund:innen von mir, die auch gerade geheiratet haben, geht es ähnlich.“
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„Sogar simple Upgrades (wie schönere Stühle oder Teller) waren eine Qual, weil wir die Partnerfirma unseres Veranstaltungsorts nutzen müssen, die sich um sowas kümmert. Dadurch haben wir quasi keine Chance, irgendwas selbst zu machen. Diese Firma haut 40 Prozent für jeden Gegenstand obendrauf, den wir von anderen Firmen mieten. Das wurde aber gar nicht erwähnt, als wir uns für diese Location entschieden.“
„Wir geben schon Kontra und stellen viele Nachfragen. Ich frage mich aber, wie viele andere Paare unter dem Druck nachgeben und einfach zahlen“, sagt sie. „Bei unserem aktuellen Budget sollte man meinen, dass man dafür eine echte Luxushochzeit bekäme. Nix da!“
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Kelsea, 34
Kelsea heiratete 2015 und hatte ursprünglich ein Budget von rund 14.000 bis 18.000 Euro eingeplant. Weil sie und ihr jetziger Mann vorher nicht unbedingt für die Hochzeit gespart hatten, fiel es ihnen leichter, während der 18 Monate langen Verlobung alles nach und nach zu bezahlen. „Bei den ‚harten‘ Kosten (Veranstaltungsort, Deko, Blumen, Foto- und Videograf:innen) hielten wir uns strikt ans Budget“, sagt sie. „Insgesamt haben wir wohl fast 25.000 Euro ausgegeben. Dazu gehörten die rund 2.300 Euro für mein Hochzeitskleid und 1.000 Euro für den Anzug meines Mannes, was wir beides nicht im Budget einberechnet hatten.“
Zu ihrer Hochzeit kamen 275 Gäste. „Wegen unseres Budgets gab es deswegen viel ‚Do it yourself‘ und viele Kompromisse. Wir wünschten uns aber eine große Feier, also machten wir das auch“, erzählt sie. „Wegen unserer langen Gästeliste konnten wir viele Locations direkt ausschließen. Guter Alkohol war uns wichtig, aber weil das für vier Stunden pro Gast bei jeder Location rund 30 bis 35 Euro gekostet hätte, hätte das unser Budget direkt platzen lassen. Wir mussten also eine Alternative finden.“
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Kelsea und ihr Partner wurden also kreativ. „Wir heirateten in der Kapelle einer Universität. Das kostete uns nur rund 1.000 Euro“, sagt sie. „Unser Hochzeitsempfang fand dann in der Cafeteria meiner Grundschule statt. Diese Location hatte ich mir nicht ausgesucht; das war die Idee meiner Mutter, und sie wollte einfach nicht nachgeben, also tat ich es. Wir durften dort umsonst feiern und hatten die Cafeteria das ganze Wochenende für uns. Noch dazu durften wir dort so viel Alkohol ausschenken, wie wir wollten. In den sechs bis acht Monaten vor der Hochzeit kauften wir also Alkohol in großen Mengen“, erzählt sie.
Für die Blumen – inklusive Kelseas Brautstrauß, zehn Sträuße für die Brautjungfern und etwa 13 Tischblumen – gaben die beiden unter 900 Euro aus. Mit der Hilfe einer Freundin, die sich mit Grafikdesign auskennt, bekam Kelsea ihre Einladungen samt vorgedruckten Umschlägen für unter 550 Euro.
Kelseas Eltern, die geschieden sind, boten dem Paar finanzielle Unterstützung für die Hochzeit an. „Mein Vater lebt weit weg, also eröffneten wir ein gemeinsames Bankkonto, auf das er gelegentlich etwas einzahlte. Er steuerte insgesamt rund 6.800 Euro bei, und auch meine Mutter überwies mir monatlich so viel Geld, wie sie sich eben leisten konnte.“
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Claire, 32
Obwohl Claires Budget bei 23.000 Euro lag, gaben sie und ihr Partner dann doch nur etwa 5.700 Euro aus. „Letztlich konnten wir es beide nicht rechtfertigen, so viel Geld für nur einen Tag auszugeben. Also hatten wir am Ende eine kleinere, günstigere Hochzeit und blieben weit unter unserem Budget“, erzählt sie. „Die Brautjungfernkleider waren ein echtes Schnäppchen, weil ich sie für jeweils 57 Euro im Sale bekam. Die Blumen für die Tische kamen vom Markt (je 29 Euro), und wir steckten sie in Marmeladengläser. Die Sträuße für mich und die Brautjungfern kosteten insgesamt 110 Euro. Der Empfang – mit Kellner:innen, dem Essen, Wein, Sekt zum Anstoßen, Drinks und unbegrenzten Softdrinks, Tee und Kaffee – kostete etwa 3.000 Euro. Danach zahlten wir noch zusätzliche 70 Euro für das Frühstück der fünf Gäste, die kein Hotelzimmer brauchten.“
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„Der Fotograf war nur kurz da und kostete 345 Euro“, erzählt Claire weiter. „Das Hotelzimmer für die Hochzeitsnacht kostete 160 Euro und fühlte sich ein bisschen extravagant an, weil wir nur eine kurze Taxifahrt entfernt wohnen. Es war aber toll, alle am nächsten Morgen zum Frühstück nochmal zu sehen. Mein Secondhand-Kleid wirkte mit rund 750 Euro ziemlich teuer, war aber im Vergleich zu anderen Kleidern echt ein Schnäppchen und hätte brandneu bei etwa 1950 Euro plus Änderungskosten gelegen. Und der Anzug des Bräutigams kostete bloß 100 Euro.“
Claire und ihr Partner entschieden sich für eine kleinere Hochzeit mit nur 26 Gästen, was die Kosten gering hielt. Wenn sie alles nochmal machen könnte, würde sie mehr Geld für die Fotos ausgeben. Claires Mutter übernahm die Kosten für das Kleid, ihr Make-up, ihre Schuhe und Blumen, die sich auf 1270 Euro beliefen.
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Aly, 32
Alys Hochzeitsbudget lag bei 9.000 Euro, doch gab sie am Ende nur 7.700 Euro aus. „Die Blumen kaufte ich im Großhandel und lieh mir Vasen aus. Dadurch war das ein bisschen DIY“, erzählt sie. „Auch nach der Zeremonie war DIY angesagt: Es gab Wein und leichte Snacks, die ich selbst zubereitet hatte.“
Ihre Eltern steuerten rund 2.300 Euro bei, und Aly und ihr Partner legten vor der Hochzeit ein bisschen Geld beiseite. Außerdem konnten sie auf ihre Ersparnisse zurückgreifen. „Zwischen der Verlobung und der Hochzeit lagen nur acht Wochen. Wir brauchten also unser Erspartes“, sagt sie.
„Die größte Ausgabe war das Dinner für 30 Leute im Restaurant (rund 4.100 Euro)“, erzählt sie. „Das Abendessen musste natürlich sein!“ Die beiden sparten laut Aly vor allem in drei Punkten: indem sie abseits der Haupthochzeitssaison heirateten, in einer nichttraditionellen Location feierten (in einem Buchladen) und die Gästeliste kurz hielten. „Wir hatten eine sehr kleine Zeremonie und ein kleines Dinner und feierten mit mehr Freund:innen ein paar Tage später in einer Brauerei“, sagt sie.
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Kate, 28
Kates Budget lag ursprünglich zwischen 18.000 und 27.000 Euro; inzwischen hat das Paar für die bevorstehende Hochzeit aber bereits etwas zwischen 36.000 und 46.000 Euro ausgegeben, inklusive der Kosten ihrer Kleidung, ihrer Hochzeitsband und Flitterwochen. „Ich mache alles selbst, was ich selbst machen kann, und bin trotzdem über dem Budget. Mir ist aber klar, dass mein ursprüngliches Budget für eine Hochzeit mit 150 Gästen unrealistisch war“, sagt Kate. „Ich habe mir Kunstblumen von Shein gekauft und bastle die Sträuße und Gestecke selbst, um Geld zu sparen. Wir haben uns außerdem eine Location ausgesucht, wo wir alles selbst mitbringen dürfen.“
„Als alles gebucht war, rechneten wir zusammen, was wir pro Monat bis zur Hochzeit dafür beiseitelegen sollten“, erklärt Kate, wie sie dafür sparten. „Wir suchten uns auch ein Datum aus, das noch zwei Jahre hin war. Dadurch hatten wir genug Zeit, um bis dahin alles abzuzahlen.“
Die größte Ausgabe war bisher die Miete für die Location. „Wenn wir die nicht gefunden hätten, wären wir vermutlich einfach durchgebrannt und hätten irgendwo zu zweit geheiratet, weil uns keine andere Location gefiel und die alle unheimlich teuer waren“, sagt sie. „Obwohl wir für die Location schon im Voraus 10.000 Euro zahlen mussten, sparen wir beim Alkohol und Essen, weil wir das selbst mitbringen. Wichtig war uns haitianisches Essen, weil mein Verlobter von dort kommt. Genauso wichtig war unsere Regel: Wenn du mich oder meinen Verlobten noch nie getroffen hast, bist du nicht eingeladen – egal, ob du mit uns verwandt bist. Das hat uns sehr dabei geholfen, die Gästeliste klein zu halten – und damit auch das Budget.“
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