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Doktorandin, 27: So lebt es sich mit 50.800 € Jahresgehalt in Köln

Willkommen bei Money Diaries! Einem Format, in dem wir das allgegenwärtige Tabu Geld angehen. Wir fragen echte Menschen, wie sie ihr hart verdientes Geld sieben Tage lang ausgeben – und verfolgen jeden Cent. Diese Woche: Eine 27-jährige Doktorandin, die in Köln lebt, monatlich an verschiedene Organisationen spendet, eine Teilpatenschaft für eine Kuh hat und gerne andere Menschen zum Essen einlädt. 
Beruf: Wissenschaftliche Mitarbeiterin 
Branche: Öffentliche Verwaltung 
Alter: 27
Ort: Köln 
Jahresgehalt (brutto): 50.784,93 €
Monatliches Einkommen (netto): 2.579,22 €
Anzahl deiner Mitbewohner:innen: 1
Pronomen: sie/ihr
Ich bin eine 27-jährige Doktorandin, habe vor einem Jahr mein Studium abgeschlossen und arbeite seit Anfang 2022 in Vollzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Neben der Vollzeitstelle arbeite ich an meiner Promotion. Ich wohne in einer Zweier-WG und bin in einer festen Beziehung. Seit ich in Vollzeit arbeite, achte ich auf jeden Fall weniger auf mein Geld, aber habe mir nach einigen sehr teuren Monaten vorgenommen, zu meinen alten, sparsamen Gewohnheiten zurückzukehren und meine Altersvorsorge vorzubereiten. Bisher hatte ich jedoch noch keine Zeit, mich wirklich mit Sparplänen auseinanderzusetzen.
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Monatliche Ausgaben 

Wie viel Miete zahlst du?
Meine Warmmiete beträgt 590,03 Euro, die Nebenkosten rechnet unser Vermieter ab und schickt uns dann ggf. Anfang des Jahres die Nachzahlungsrechnungen zu. Zur Warmmiete kommen noch Internetkosten von 12,95 Euro dazu.
Zahlst du einen monatlichen Kredit oder Ähnliches ab?
Bisher habe ich keinen Kredit aufgenommen.
Hast du etwas gespart? Wenn ja, wie viel hast du auf der Seite liegen?
Seit Anfang des Jahres konnte ich etwas zur Seite legen, insgesamt habe ich 5.000 Euro auf dem Konto. Zusätzlich habe ich einen Bausparvertrag in Höhe von 2.958,77 Euro, den meine Mutter für mich abgeschlossen hat, sowie ein altes Konto, auf dem 1.220,79 Euro liegen. 
Was gibst du noch an monatlichen Fixkosten aus?
Ich habe eine Urban-Sports-Club-Mitgliedschaft für 59 Euro im Monat, die letzten drei Monate konnte ich eine Rabattaktion nutzen und habe 29 Euro gezahlt. Monatlich werden 19,09 € für meinen Handyvertrag abgebucht. Ich habe gemeinsam mit zwei Freundinnen eine Teilpatenschaft für eine Kuh und zahle dafür 8,33 € im Monat. An Spenden werden monatlich von SOS Kinderdörfer 10 Euro (bzw. 30 Euro vierteljährlich), von Care Deutschland 5 Euro und von Greenpeace ebenfalls 5 Euro abgebucht.
Einmal pro Jahr zahle ich insgesamt 95 Euro als Beitrag für die Mitgliedschaft in verschiedenen Vereinen. Dann hatte ich bis Juli noch einen 25-Euro-Mitgliedsbeitrag im Orchester, der allerdings ab August weggefallen ist.
Legst du etwas für deine Rente zurück?
Ich habe im öffentlichen Dienst eine gesetzliche Rentenversicherung, privat aber nicht.
Wie hast du dich in der Zeit deines Studiums finanziert und musstest du etwas dafür zahlen? 
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Ich habe insgesamt sieben Jahre studiert und wurde in dieser Zeit von meinen Eltern in Höhe des BAföG-Satzes unterstützt. Daher hatte ich das Privileg, nebenbei nicht arbeiten zu müssen. Reisen habe ich durch Sparen sowie die Summe, die ich durch ein halbes Jahr Gastroarbeit nach dem Abi angespart hatte, finanziert.
An der Uni war ein Semesterbeitrag von 250 bis 350 Euro erforderlich sowie einige Bücher, die ich auch vom Unterhaltsgeld finanziert habe. Die restliche Literatur habe ich in der Bibliothek ausgeliehen.
Welche Rolle hat Geld in deiner Kindheit gespielt? Wurde in deiner Familie offen über Geld gesprochen?
Geld hat glücklicherweise keine große Rolle gespielt. Meine Eltern haben zwar nicht viel verdient, wir hatten aber ein Eigenheim und daher etwas mehr finanziellen Spielraum. Mein Vater war trotzdem sehr verschlossen, wenn es ums Geld ging und hat uns immer glauben lassen, es gäbe nicht genug. Ob das stimmt, weiß ich nicht, wir hatten auf jeden Fall alles Nötige zum Leben. Es wurde nicht viel über Geld gesprochen und auch selten um Geld gebeten. Wenn doch, dann endete es immer in langen Diskussionen mit meinem Vater, er gab es uns dann aber trotzdem. Freizeitaktivitäten und Urlaube wurden immer so günstig wie möglich in der Natur und mit Zelten unternommen, was wir als Kinder sehr genossen haben.
Wann bist du zu Hause ausgezogen?
Ich bin mit 19 Jahren, das war im März 2015, ausgezogen. Seitdem wohne ich in WGs.
Bist du finanziell unabhängig? Und wenn ja, seit wann?
Mein ganzes Studium war ich auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen. Seit Anfang 2022 bin ich finanziell unabhängig, nachdem ich angefangen habe, in Vollzeit zu arbeiten.
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Gibt es jemanden, zum Beispiel aus deiner Familie oder eine:n Partner:in, der oder die in irgendeiner Weise Geld für dich auslegt oder zurücklegt?
Nein, größere Schulden habe ich bisher vermieden.
Was war dein erster Job und wie hast du ihn bekommen?
Mein erster Job war in der Gastronomie als Bedienung. Damals habe ich einfach an den lokalen Restaurants und Bars nach Schildern geschaut, die Bedarf angezeigt haben und mich dann angeboten. Dort habe ich fünf Euro pro Stunde verdient. Ich durfte das Trinkgeld behalten, aber musste zehn Prozent des Umsatzes einer Schicht an die Küche abgeben, so belief sich der Stundenlohn an trinkgeldarmen Tagen auf unter vier Euro. 
Machst du dir aktuell Geldsorgen?
Nein, aber ich mache mir Gedanken um meine Altersvorsorge und um Finanzierungsmöglichkeiten, um vielleicht in ein paar Jahren aus der Stadt etwas mehr ins Grüne ziehen zu können.
Hast du etwas geerbt oder erzielst du passives Einkommen?
Nein.
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Montag
Ich bin über das Wochenende zu Besuch bei meiner Schwester und habe mir den Montag noch frei genommen. Wir stehen gegen 9:30 Uhr auf und frühstücken, wir wollen gleich in die Stadt. Morgen bin ich auf einen Henna-Abend in der Familie meines Freundes eingeladen und habe weder Kleid noch Schuhe, das muss dringend erledigt werden. 
13:00 Uhr: Im Kaufhaus zahle ich einen Euro für einen Toilettenbesuch.
14:45 Uhr: Ein Kleid habe ich nicht gefunden, weil mir die Auswahl zu teuer war. Allerdings habe ich jetzt einen Termin zum Wimpernlifting inklusive Färben und Augenbrauen. Ich wollte das schon länger ausprobieren und nehme die eventreiche Woche zum Anlass, das zu tun. Ich zahle dafür 70,50 € inklusive Trinkgeld und bin ganz zufrieden mit dem Effekt, auch wenn es sich noch etwas komisch anfühlt.
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Um 17:00 Uhr gehe ich mit meiner Schwester in einem koreanischen Restaurant essen. Ich lade sie ein und zahle 34,50 € inklusive Trinkgeld.
Anschließend nehme ich um 18:45 Uhr den Zug nach Köln. Auf der Fahrt überweise ich einer Freundin 10,70 € für ein gemeinsames Geburtstagsgeschenk, dann organisiere ich Kleid und Schuhe bei einer Freundin, die sich bereit erklärt, mir beides für den morgigen Abend zu leihen.
Mein Freund holt mich am Bahnhof in Köln ab und wir fahren mit der Bahn zu mir. Ich habe Hunger, aber es ist zu spät zum Kochen und wir beschließen, einfach schlafen zu gehen.
Tagesfazit: 116,70 €
Dienstag
9:00 Uhr: Ich habe einen Friseurtermin. Strähnchen, Farbe und Schneiden. Ich bin froh, dass ich für den Tag Urlaub genommen habe, der Termin dauert dreieinhalb Stunden und ich zahle 240 € inklusive Trinkgeld. Ich bin überrascht über den Preis, weil ich in dem Salon schon einmal dasselbe habe machen lassen und dafür 140 € gezahlt habe. Da ich jedoch das erste Mal wirklich zufrieden mit dem Ergebnis bin und den ganzen Vormittag die einzige Kundin war, sage ich nichts und zahle. Ich tröste mich damit, dass ich ja kein Geld für das Kleid ausgegeben habe. 
Um 14:00 Uhr kommt meine Freundin vorbei, bringt Kleid und Schuhe mit und schminkt mich – was ein Service. 
15:00 Uhr: Die weibliche Seite der Familie meines Freundes holt mich mit dem Auto ab und wir fahren gemeinsam zum Henna-Abend. Zum Essen bin ich leider heute noch nicht gekommen, aber ich schätze, dass es gegen 18:00 Uhr etwas zu essen geben wird. Im Auto bekomme ich aber eine Sprachnachricht von der Braut, dass es nichts Veganes zu Essen geben wird, womit ich die Tage vorher zwar schon geplant, es aber im Stress natürlich wieder vergessen hatte. Ich rufe deshalb meinen Freund an und bitte ihn, mir einen Falafel-Wrap mitzubringen.
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18:00 Uhr: Ich habe den Wrap, den mein Freund bezahlt hat, bekommen und kann endlich essen. Auf Wunsch meines Freundes überweise ich für ihn noch einmal 10,70 € an meine Freundin für seinen Beitrag zum gemeinsamen Geburtstagsgeschenk. Da mein Freund und ich solche Zahlungen nicht verrechnen, zähle ich das auch zu meinen Ausgaben. Wir kommen erst sehr spät ins Bett.
Tagesfazit: 250,70 €
Mittwoch
Ich quäle mich aus dem Bett, um ins Büro zu gehen. Um 13:00 Uhr mache ich Mittagspause und hole mir in der Mensa ein Gericht für 2,60 €. Ich esse sehr gerne in der Mensa, da ich selten Zeit zum Kochen habe und dadurch ein vernünftiges Essen zu sehr günstigen Preisen bekomme. Nach dem Essen brauche ich Koffein und nehme mir noch einen Kaffee für 0,70 € aus dem Bistro mit ins Büro.
Nach Feierabend nehme ich den Zug nach Frankfurt, meine Gastmutter von meinem Schuljahr in den USA vor zehn Jahren ist dort für den Abend auf einem Zwischenstopp. Die Zugfahrt hatte ich schon letzte Woche gebucht. Meine Mutter kommt auch noch dazu und gemeinsam gehen wir essen. Meine Gastmutter bezahlt. Um 23:00 Uhr nehme ich wieder den Zug nach Köln und bin um 01:30 Uhr im Bett.
Tagesfazit: 3,30 €
Donnerstag
Vormittags mache ich Home-Office, mittags gehe ich ins Büro. Davor treffe ich mich noch mit meinem Freund auf einen Kaffee, er zahlt. Später gehen wir zusammen in die Mensa, ich zahle beide Gerichte und Mitnahmeboxen für insgesamt 6,40 €.
Nach Feierabend kaufe ich ein paar Lebensmittel für das Wochenende ein und zahle 21,07 €. Zum Abendessen machen meine Mitbewohnerin und ich davon Wraps.
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Tagesfazit: 27,47 €
Freitag
Der Tag beginnt im Homeoffice. Um 08:30 Uhr buche ich eine Olivenölverkostung im Rahmen unseres Urlaubs in Italien, der im September ansteht. Ich zahle 70 Euro für zwei Personen. 
Nachmittags wage ich einen Anlauf, nach Hessen zu meinen Großeltern zu fahren, die Deutsche Bahn macht mir aber einen Strich durch die Rechnung. Ich strande an einem kleinen Bahnhof und gebe aufgrund der geringen Chance, in eine der sehr verspäteten Bahnen zu passen, mein Vorhaben auf und beschließe, zurück nach Köln zu fahren. Um die Wartezeit bis zur Rückfahrt zu überbrücken, hole ich mir eine Kugel Eis für 1,20 €. In Köln angekommen spazieren mein Freund und ich zu unserem Lieblingscafé und holen veganen Kuchen, damit wir auf der morgigen Hochzeit, auf die wir eingeladen sind, nicht leer dastehen. Vor Ort trinken wir noch einen Kaffee. Ich zahle 16,90 € für Kaffee und Kuchen. Um 19:00 Uhr machen wir eine kleine Fahrradtour zum Verein meines Freundes und ich schaue dort seinem Fußballspiel zu. Auf dem Rückweg gegen 23:00 Uhr holen wir uns Snacks und Getränke im Supermarkt, wir wollen uns in den Park legen und die Sternschnuppennacht genießen. Ich zahle 18,35 €. Wir sind allerdings so müde von der Woche, dass wir nach den ersten paar Sternschnuppen schon gegen den Schlaf kämpfen und entscheiden, nach Hause zu gehen.
Tagesfazit: 16,45 €
Samstag
Wir fahren gegen 11:00 Uhr los, um zur Hochzeit des Bruders meines Freundes zu fahren. Wir werden etwa zwei Stunden unterwegs sein und holen uns deshalb bei einer veganen Bäckerei belegte Brötchen und Croissants sowie Kaffee. Ich zahle für alles 17,90 €.  Kurz bevor wir ankommen, halten wir noch bei einem Drogeriemarkt und ich hole Deo, Haarspangen und Blasenpflaster für 7,75 €.
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Die Hochzeit geht bis in die Nacht. Wir schlafen bei einem Bekannten, um nicht nach Köln zurückfahren zu müssen. 
Tagesfazit: 25,65 €
Sonntag
Wir schlafen aus und fahren dann zu der Familie meines Freundes. Dort frühstücken wir und fahren dann weiter zum Fußballspiel seines Bruders, das auf dem Weg nach Köln liegt. Vor Ort zahle ich 11 Euro für eine Portion Pommes und drei Apfelschorlen.
Danach fahren wir nach Köln, wo wir gegen 19 Uhr ankommen und uns direkt ins Bett legen. Wir haben noch einige Snacks von Freitag übrig, die wir zum Abendessen umfunktionieren. Die Woche war wirklich sehr anstrengend und ich bin froh, endlich zu Hause zu sein.
Tagesfazit: 11 €
Zusammenfassung: 
Essen & Trinken / Gastronomie: 130,62 €
Entertainment: 70€
Kleidung & Kosmetik: 318,25€
Transportkosten (Bahn, Auto, …): 0€
Weitere: 21,40€
Kosten insgesamt: 540,27 €
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Dein Fazit: 
Diese Woche war natürlich keine „normale” Woche. Insbesondere die Kosmetikbehandlungen, die diese Woche aufgrund der Events anstanden, kommen sonst nie oder nur ein- bis zweimal im Jahr vor. Normalerweise habe ich zweimal im Jahr einen Friseurtermin, aber weil er mir diesmal definitiv zu teuer war, werde ich mir die Haare erst mal wieder selbst schneiden und nachfärben. Diese Ausgaben werde ich also nicht regelmäßig haben. Allerdings ist mir aufgefallen, wie oft ich für andere Menschen beim Essen und Trinken mitbezahle. Fast keine Ausgabe in der Gastronomie diese Woche habe ich nur für mich getätigt. Auch wenn ich sehr gerne Menschen einlade und das auch gewohnheitsmäßig tue, wenn ich mit jemandem unterwegs bin, sollte ich das in Zukunft vielleicht ein bisschen weniger regelmäßig machen. Dadurch könnte ich fast die Hälfte der Ausgaben für Essen und Trinken in einer Woche einsparen.
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Ich habe mir ebenfalls schon länger vorgenommen, weniger oft auswärts zu essen, aber in solchen Wochen, in denen ich nur unterwegs bin, gelingt mir das gar nicht. Grundsätzlich habe ich jedoch schon damit gerechnet, dass diese Woche sehr teuer wird. Das Einzige, was wirklich wehgetan hat, waren die Friseurkosten. Mit den Erkenntnissen dieser Woche und dem erhöhten Bewusstsein hoffe ich, in Zukunft meine Ausgaben ein bisschen besser im Griff zu haben.
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