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Ich weigere mich, ein Vermögen für deine Geburtstagsparty auszugeben

Foto: Inga Seliverstova/Pexels.
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, warum es für uns alle ein Anlass zum Feiern ist, dass jemand an einem bestimmten Tag den Geburtskanal der eigenen Mutter verlassen hat. (Auch wenn ich zugeben muss, dass die Erfindung von Geburtstagstorte ein echter Geniestreich war.) Und obwohl sich manche von uns bei der eigenen Geburtstagsfeier auf einen Kuchen und ein Gläschen Sekt beschränken, ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass immer mehr Leute ihren „großen Tag“ eher im Stil von „My Super Sweet 16“ zelebrieren wollen. Ganz nach dem Motto: „Mehr ist mehr“, und „Ich bin hier der Hauptcharakter“. 
Natürlich macht es dich nicht automatisch zu einem schlechten Menschen, bloß weil du dir zum Geburtstag große Zahlenballons und 700 Fotos von der Party wünschst. Mit dieser Form von Geburtstagskind befreundet zu sein, kann aber leider ganz schön anstrengend sein – und vor allem teuer. Wenn es nämlich nicht nur bei einer Party bleibt, sondern sich die Feier in zahlreiche Teil-Events aufsplittet, die den gesamten Tag (oder auch mehrere) einnehmen, erfordert das meistens verschiedene Outfits, Eintritts-, Fahrt- oder andere Kosten, und damit insbesondere jede Menge Geld. Und für viele von uns kann dieser eine schöne Tag dann viele finanziell belastete Wochen mit sich ziehen.
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Das kennt auch die 28-jährige Celeste* nur zu gut. Eine ihrer Freundinnen besteht nämlich jedes Jahr auf ein solches Riesen-Event zu ihrem Geburtstag. „Bei ihrer letzten Party habe ich über 270 Euro ausgegeben. Ich wünschte, ich wäre mutig genug gewesen, um einfach abzusagen – sie ist aber eine sehr enge Freundin, und niemand der anderen Gäste beschwerte sich über die Kosten. Ich wollte nicht als Einzige meckern und dann von ihr als schlechte Freundin betrachtet werden“, erzählt sie.
Gerade angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten kann es sich sehr rücksichtslos anfühlen, wenn Freund:innen von dir erwarten, dass du viel Geld für ihre Geburtstage hinblätterst. Laut der Psychotherapeutin Lisa Bruton kann diese Erwartungshaltung in vielen Fällen aber schlichtweg mit dem Charakter dieser Leute zusammenhängen. „Meistens sind die Menschen, die ihre Geburtstage ganz groß und mit vielen Gästen feiern wollen, sehr extrovertiert. Sie haben Spaß an Partys und mögen es, ihre Freund:innen um sich herum zu versammeln“, erklärt sie.
Dabei können aber auch andere Faktoren eine Rolle spielen. „Manchmal hängt diese Erwartungshaltung mit dem finanziellen Hintergrund der jeweiligen Person zusammen. Wenn sie in einem finanziell gut gestellten Haushalt aufgewachsen ist, geht sie tendenziell eher davon aus, dass es anderen auch so geht. Wenn sie dann doch einen Beruf ausübt, in dem man eher mehr Geld verdient, sind ihr andere finanzielle Kapazitäten vielleicht gar nicht so bewusst“, erklärt sie.
Natürlich sind extravagante Geburtstagsfeiern nicht die einzigen teuren Events, mit denen viele Gäste (oft stillschweigend) hadern. Meist geht es dabei um große Lebensmeilensteine – wie die Hochzeit, oder die vorausgehenden Junggesell:innenabschiede, oder Babypartys und Kindergeburtstage. Obwohl es natürlich wichtig ist, jede Chance zu nutzen, um mit unseren Freund:innen das Leben zu zelebrieren, scheint der Druck, feiern zu müssen – und das auch online zu präsentieren –, nie nachzulassen. Leider erfordert er eben einen nicht endenden Geldfluss. 
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Im Fall der 27-jährigen Patricia* hat sich das Ganze in den letzten drei Jahren nur nochmal verschlimmert, weil ihre Freund:innen immer größer und teurer feiern wollen. Inzwischen gibt sie im Durchschnitt mehr als 350 Euro pro Party aus. „Die aufwendigste Feier bisher war definitiv ein Städtetrip für den 30. Geburtstag einer Freundin. Da gab ich irgendwas zwischen 600 und 700 Euro aus! So viel Geld auszugeben, macht mich echt nervös, und ich mache mir andauernd Sorgen um meine Finanzen. Gleichzeitig sind mir meine Freundschaften aber auch unheimlich wichtig. Deswegen fühle ich mich dazu verpflichtet, so viel zu bezahlen“, sagt sie.
Obwohl die Events selbst meist nur einen Tag oder maximal ein langes Wochenende einnehmen, können sich die daraus hervorgehenden finanziellen Probleme über lange Zeit erstrecken. „Nachdem ich einmal zu viel für einen Geburtstag einer Freundin ausgegeben habe, musste ich mich daraufhin zwei Wochen lang von Nudeln ernähren. In der Zukunft möchte ich das definitiv besser hinkriegen und befreundeten Geburtstagskindern vorschlagen, dass wir lieber was zu zweit machen, das ich mir auch leisten kann“, sagt Patricia.
Freund:innen die eigenen finanziellen Grenzen klarzumachen, ist etwas, was die Finanzexpertin Bola Sol im Hinblick auf Geburtstagsfeiern immer empfehlen würde. „Sei dabei ganz ehrlich und direkt. Du kannst das so formulieren: ‚Ich freue mich über die Einladung, bin aber gerade dabei, X abzubezahlen oder für Y zu sparen.‘ Wichtig ist, dass du deinem Gegenüber kommunizierst, dass du achtsam mit deinem Geld umgehen möchtest“, erklärt sie.
Sie warnt allerdings davor, dabei zu konkret zu werden, indem du beispielsweise eure Gehälter erwähnst. Stattdessen rät sie zu entspannteren Gesprächen über Geld und darüber, wie es dich im Alltag beeinflusst. „Vielleicht lässt du das Thema Geld dazu immer wieder nebenbei in eure Gespräche einfließen – zum Beispiel, indem du davon erzählst, dass deine Handyrechnung jetzt teurer ist, du mehr für Heizkosten zahlen musst oder deine Miete erhöht wurde. Teile deine Erfahrungen, anstatt konkrete Zahlen zu nennen. Wenn ihr ein Gruppentreffen plant, frage alle nach ihrem jeweiligen Budget und erstelle vielleicht eine Umfrage dazu, wie viel ihr jeweils auszugeben bereit wärt.“
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Natürlich ist es leichter gesagt als getan, mit Freund:innen über die eigenen Finanzen zu sprechen, und für viele von uns ist es ein sehr unangenehmes Thema. Manche von uns fühlen sich außerdem wie schlechte Freund:innen, wenn wir eine Einladung absagen – und so ging es auch der 32-jährigen Niamh, die vor Kurzem zu einem >900-Euro-Geburtstagstrip eingeladen wurde.
„Wenn ich bisher versucht habe, mich vor solchen Events zu drücken, hat mir meine Freundin dazu immer ein schlechtes Gewissen eingeredet. Sie tut so, als würde ich sie damit persönlich im Stich lassen. Meistens versuche ich dann, ihr etwas Günstigeres vorzuschlagen. Leider komme ich mir dabei vor, als würde ich sie dazu zwingen, sich mit etwas ‚Mickrigem‘ zufrieden zu geben. Sie ist damit auch nie happy“, erzählt Niamh.
Noch schlimmer ist, dass sie nach solchen Situationen immer das Gefühl hat, ihre Freundin hätte danach ein genaues Auge darauf, was Niamh so unternimmt. „Wenn ich danach mit Freund:innen unterwegs bin oder irgendwas anderes mache (selbst, wenn es kein Geld gekostet hat), wird sie manchmal wütend, weil sie glaubt, ich würde diese anderen Leuten ihr vorziehen. Das hat sich definitiv negativ auf unsere Freundschaft ausgewirkt und ist ein sensibles Thema zwischen uns“, sagt sie.
Der Groll, der entstehen kann, wenn verschiedene Einstellungen zum Geldausgeben miteinander kollidieren, ist Bruton zufolge in Freundschaften aber leider unvermeidbar. „Um eine robuste Freundschaft aufzubauen, müsst ihr euch darin üben, mit euren Unterschieden, Meinungsdifferenzen und verschiedenen Prioritäten umzugehen. Wie viel Geld du ausgeben möchtest, ist dahingehend nichts anderes als die Frage, wie viele Dates oder wie viel Sex du haben willst, oder wie viel du trinken oder feiern willst“, erklärt sie.
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Weil wir uns oft dafür schämen, nicht so viel Geld ausgeben zu können oder zu wollen, ist es leider schwer, unseren Freund:innen gegenüber konkrete finanzielle Grenzen zu ziehen. „Dabei bist du ja vermutlich nicht die einzige Person in deinem Freundeskreis, die sich Gedanken oder auch Sorgen um das eigene Geld macht. Es ist wichtig, dass du klarmachst, dass du natürlich trotzdem gern teilnehmen würdest und dir diese Person wirklich am Herzen liegt – aber dass du eben auch auf dich selbst aufpassen musst“, erklärt Bruton und ergänzt, dass es immer besser ist, deine eigene finanzielle Realität zu akzeptieren, anstatt einen Groll zu entwickeln, weil du dich den Ausgaberwartungen anderer Leute unterwerfen musst.
Wenn du also eine teure Einladung ausschlagen möchtest, empfiehlt Sol, dir Alternativen zum gemeinsamen Feiern zu überlegen. „Wirf einen Vorschlag in den Raum – nach dem Motto: ‚Ich achte gerade mehr auf meine Ausgaben, würde aber gerne auf andere Art mit dir feiern.‘ Dann kannst du eine budgetfreundliche Option vorschlagen, wie ein selbst gekochtes Essen oder einen Filmabend zu Hause“, sagt sie.
Vielleicht hast du manchmal das Gefühl, dass deine Freundschaften auf großen gemeinsamen Erlebnissen fußen. Eine wahre Freundschaft kann ein unangenehmes Gespräch aber durchaus überleben. „Es gibt ganz verschiedene Währungen, die du in eine Freundschaft einfließen lässt. Manche schenken am liebsten Zeit, andere Spaß, andere Fürsorglichkeit. Wir sollten uns deswegen nicht nur auf die Währung des Geldes fixieren. Keine Freundschaft sollte nur darauf aufbauen“, erklärt Bruton.
Du wirst im Leben nicht drumrumkommen, auch mal Freund:innen mit hohen Erwartungen zu haben. Du kannst in einer solchen Situation aber sehr wohl kontrollieren, wie du damit umgehst. Ob du nun ganz direkt erklärst, dass dir eine sehr teure Zahnbehandlung bevorsteht, oder lieber ganz subtil andeutest, wie teuer du die Miete oder Lebensmittel gerade findest: Für eine gesunde Freundschaft ist es entscheidend, ganz ehrlich miteinander umzugehen. Und je ehrlicher du dahingehend bist, was du dir zu feierlichen Anlässen leisten kannst (anstatt dir einfach irgendeine Ausrede auszudenken), desto eher vermeidest du enttäuschte Erwartungen von deinen Freund:innen in der Zukunft.
Denk dran, dass Freund:innen, die wirklich mit dir feiern wollen, ganz egal ist, wie ihr das tut – und dich auch nicht unter Druck setzen werden, dich ihren hohen Ansprüchen zu fügen. Zu verstehen, dass deine Freund:innen gerne auf bestimmte Art feiern, bedeutet nicht, dass du zwangsläufig dabei sein musst, und es ist völlig in Ordnung, eine günstigere Alternative neben dem Haupt-Event vorzuschlagen. Denn Liebe bedeutet nicht, 200 Euro für ein Brunch hinblättern zu müssen.
*Namen wurden von der Redaktion geändert.

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