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Wir planten beim 2. Date einen gemeinsamen Urlaub

Foto: Meg O'Donnell.
Seit mein Ex und ich uns vor über vier Jahren während eines Städtetrips getrennt haben, mache ich einen weiten Bogen um Pärchenurlaube. Eigentlich. Denn Ende letzten Jahres half mir ein spontanes zweites Date dabei, diese Abneigung schneller als erwartet wieder abzulegen. Als jemand, die Beziehungen ein bisschen merkwürdig und kompliziert findet, war es aber eine überraschend positive Entscheidung, beim zweiten Date zu planen, mit einem Typen in ein anderes Land zu fliegen. So bizarr sich das auch anhört: Ein Trip zu einem Zwiebel-Festival in der Schweiz im November mit einem Kerl, den ich kaum kannte, war zwar gewagt – aber ich bin unheimlich froh darüber, dass ich mich darauf eingelassen habe.
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Wir teilen eine Vorliebe für Abenteuer. Unser erstes Date war richtig gut gelaufen; nachdem die Bar zugemacht hatte, torkelten wir noch stundenlang angetrunken durch die Stadt und redeten über Gott und die Welt. Ich wusste, dass er jemand Besonderes war, als er einfach hinnahm, dass ich mir die geschmolzene Toblerone, die wir zum Frühstück im Bett genascht hatten, aus dem Bauchnabel pulte. In seiner Gesellschaft fühlte ich mich direkt wohl und sicher.
Als es dann zum zweiten Date kam, standen wir uns demnach schon ziemlich nah. Er erwähnte, er würde in drei Monaten zu einem Zwiebel-Festival in die Schweiz reisen (er ist Reisejournalist). „Was zur Hölle hat die Schweiz mit Zwiebeln zu tun?“, fragte ich lachend. „Wenn du es rausfinden willst, kann ich dich gerne als Begleitung mitnehmen“, erwiderte er. Es waren nur zwei Übernachtungen, und das Hotel war schon gebucht – also organisierte ich mir spontan einen Flug. Wir einigten uns darauf, eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen, falls wir es uns in den nächsten Monaten doch anders überlegen sollten. Das hielt den Druck gering. Daraufhin lernten wir uns weiter so natürlich wie möglich kennen, ohne den Trip als eine Art „Deadline“ zu betrachten.
Bevor es dann losging, meldete ich mich bei der Psychotherapeutin Beverley Blackman. Sie erklärte mir: „Prinzipiell helfen neue Erfahrungen Paaren dabei, sich näher zu kommen. Es ist eine gute Möglichkeit, um gemeinsam zu lachen, wenn ihr beide zusammen etwas Neues erlebt. Wenn man eine Beziehung aus ihrem normalen Kontext entfernt, sie vom Zuhause, der Familie, dem Job, Freund:innen und so weiter distanziert und in eine neue Umgebung verpflanzt, verlagert das den Fokus auf die Beziehung an sich – und auf die Partner:innen darin. Mit jemandem zu reisen, ist eine sehr gute Art, diese Person schnell kennenzulernen, weil ihr viel Zeit zusammen verbringt. Diese Erfahrung zwingt euch beide dazu, ehrlich zu sein, zu kommunizieren, zu erklären, zu erzählen, zu verhandeln und zuzuhören.“
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Ich musste einen anderen, günstigeren Flug buchen als er, der 30 Minuten nach seinem abhob. Als wir uns trafen, um zusammen zum Flughafen zu fahren, fragte ich ihn, wo denn sein Gepäck sei, als ich meinen Handgepäck-Rollkoffer in den Bus hievte. Er zeigte auf einen winzigen Rucksack – und mir wurde schnell klar, wie minimalistisch er veranlagt ist. Am Tag davor hatten wir festgestellt, dass wir von unterschiedlichen Terminals losfliegen würden; also setzte ich meine Reise allein fort, bis wir uns dann in der Schweiz wiedersahen. Als ich aus dem Gate kam, wartete er schon mit einem breiten Grinsen und einem Mini-Schild auf mich, das er mit einem Zettel aus seinem Notizblock gebastelt hatte: „ELIZABETH MCCAFFERTY VIP.“ Ich hatte definitiv einen Guten gefunden!
Wir mussten um 5 Uhr morgens aufstehen, um zum Zwiebel-Festival zu kommen – ein schweizerisches Volksfest, das es schon seit dem 15. Jahrhundert gibt. Ich hüpfte aus dem Bett, bereit für den großen Tag, schaltete alle Lampen an und füllte den Wasserkocher. Er snoozte noch 25 Minuten lang und zog sich ein Kissen über den Kopf. Es brauchte ein paar alberne Zwiebel-Wortwitze, um ihn richtig aufzuwecken (einem Wortspiel-Wettbewerb kann er nämlich nicht widerstehen).
Wir fanden schnell raus, dass es zur Tradition des Festivals gehört, Leute mit Konfetti zu bewerfen und sich gegenseitig einen Plastikhammer um die Ohren zu hauen. Traditionell wird dort auch früh Alkohol getrunken – also taumelten wir mit Sekt in der Hand durch die Straßen und fischten uns farbenfrohe Papierfetzen aus den Klamotten und Haaren, von denen ich heute immer noch hier und da welche finde. So sehr wir auch in diese Kultur eintauchen wollten, wurde es doch mit der Zeit etwas anstrengend, dauernd so heftig wie möglich Konfetti ins Gesicht geworfen zu bekommen. Ich war erleichtert, dass es ihm genauso ging – also flüchteten wir, um den restlichen Tag im Hotel-Pool zu verbringen. Während wir durch diese komische Mischung aus Zwiebeln und Konfetti zurück zum Hotel schlenderten, machte sich in uns beiden ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit breit. Das Festival war so locker, so albern gewesen, und ich fühlte mich ihm näher als zuvor. Die Tatsache, dass wir beide kein Problem damit hatten, das Festival früher als geplant zu verlassen, gab mir das Gefühl, wir seien ein Team.
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Wenn es darum ging, Aktivitäten zu planen, hatten wir ungefähr dasselbe Budget und Bewusstsein für unser Geld. Wir verbrachten nicht viel Zeit damit, Pläne für den Trip zu schmieden – wodurch er sogar noch glatter lief, weil wir uns nicht damit stressen mussten, eine To-Do-Liste abzuhaken. Stattdessen verbrachten wir den Großteil der Zeit damit, durch die Stadt zu schlendern und die Gegend zu erkunden. Wir hatten keine Erwartungen oder widersprüchlichen Meinungen dazu, was wir machen wollten. Es fühlte sich also ziemlich entspannt an, gemeinsam durch die kalten Schweizer Straßen zu spazieren.
Am nächsten Tag probierten wir verschiedene Restaurants aus, bummelten durch die Shoppingstraße und besuchten ein Museum. Wir weigerten uns, eine völlig überteuerte Toblerone zu kaufen (und auch da waren wir uns zum Glück einig). Die Tatsache, dass der Urlaub so kurz war, sorgte dafür, dass wir uns sogar noch mehr Zeit gewünscht hätten – anstatt uns bei einem längeren Trip irgendwann auf die Nerven zu gehen. Auf dem Weg zum Flughafen unterhielten wir uns dann darüber, welche anderen Trips wir zusammen unternehmen könnten. Das einzige Problem, das ich hatte, war, dass er seine Zahnbürste aus seiner Tasche fischte, weil er darin etwas suchte, und die Bürste einfach in seine offene Jackentasche stopfte. „Oh mein Gott, ich flehe dich an, die Zahnbürste irgendwo anders hinzumachen, wo sie nicht alles berührt!“, lachte ich schockiert.
Am Flughafen trennten sich unsere Wege dann wieder. Als wir zu Hause gelandet waren, rannte ich zu seinem Gate, um ihm stolz die zwei Toblerone-Riegel zu präsentieren, die ich deutlich günstiger als in der Schweiz bekommen hatte. Als ich ihn aus der Ferne sah – ebenfalls mit zwei Toblerone in der Hand –, wurde mir klar, dass wir zu der Art Pärchen geworden waren, bei der ich sonst eigentlich immer die Augen verdrehe, weil ich insgeheim neidisch auf diese Leute bin.
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Mir ist klar, dass das jetzt ganz schön kitschig klingt. Als jemand, die aber schon mehrmals unglücklich verliebt war, war es bei Weitem kein so alarmierendes Zeichen, beim zweiten Date schon einen gemeinsamen Urlaub zu planen, wie ich vermutet hätte.
Und obwohl das für mich gut ausging, ist es superwichtig, immer auf deine Sicherheit zu achten – vor allem, wenn du mit jemandem verreist, den oder die du noch nicht gut kennst.
„Wenn du jemanden nicht gut kennst, ist es wichtig, Grenzen zu ziehen und diese auch deutlich zu kommunizieren. Mache dich der Dinge bewusst, mit denen du dich unwohl fühlen würdest“, empfiehlt Blackman. „Außerdem solltest du sicherstellen, dass du während der Reise auch mal Zeit für dich hast, um darüber nachdenken zu können, wie es läuft und wie du dich fühlst – oder melde dich bei einem Freund oder einer Freundin, mit dem oder der du darüber sprechen kannst.“
„Verreise auch nicht zu lange. Ein langes Wochenende oder ein par Tage reichen anfangs total aus. Das wird eine intensive Zeit – also seid gut zueinander und zu euch selbst. Es ist immer verlockend, im Urlaub mehr Alkohol zu trinken. Alkohol kann aber die Hemmungen lockern. Wenn du mit jemandem Neuen zusammen bist, solltest du dir daher selbst Grenzen setzen – zu deiner eigenen Sicherheit, und damit sich deine Urlaubsbegleitung nicht um eine betrunkene Person kümmern muss, die sie noch nicht gut kennt.“
In einer neuen Beziehung direkt einen gemeinsamen Urlaub zu buchen, kann der Beginn einer Horrorstory sein – muss aber nicht. Eine solche Reise erfordert viel Mühe und Rücksicht (und klar ist sie vielleicht etwas merkwürdig!), kann aber eine tolle Möglichkeit sein, euch näher zu kommen. Und da wir auch 2023 immer noch zusammen sind, war unser Schweiz-Trip wohl der Grundstein für viele weitere gemeinsame Abenteuer.
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