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Ich habe 3.600 € für die Hochzeit einer Freundin ausgegeben & ärgere mich

Willkommen bei Taking Stock. In dieser Kolumne beantwortet die Finanzberaterin Paco de Leon alle schwierigen, emotional aufgeladenen Fragen rund ums Geld. Die letzten drei Jahre waren viele von uns dazu gezwungen, unsere finanziellen Prioritäten auf den Kopf zu stellen, und Taking Stock soll dir dabei helfen, den Durchblick zu behalten.
Diese Woche erzählen uns Refinery29-Leserinnen davon, wie sie Tausende Euro für die Hochzeiten von Freund:innen ausgaben – und wie sich das auf ihre eigenen Finanzen ausgewirkt hat.
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Elizabeth, 30
Elizabeth gab über 2.700 Euro für eine Hochzeit aus, die wegen der Corona-Pandemie drastisch verändert werden musste. Ursprünglich hatte es nämlich nur eine Zeremonie geben sollen; wegen COVID entschlossen sich Braut und Bräutigam aber laut Elizabeth dazu, im engsten Familien- und Freundeskreis eine kleine Hochzeitsfeier abzuhalten, gefolgt von drei großen Partys in verschiedenen Städten im ganzen Land.
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„Das Brautpaar erwartete von ihren Trauzeug:innen und Brautjungfern, sie zu allen Feiern zu begleiten. Das war nicht nur sehr teuer, sondern verlangte von uns, uns dafür Urlaubstage zu nehmen“, erzählt Elizabeth. „Bei der am weitesten entfernten Feier war ich nicht dabei. Irgendwo musste ich eine Grenze ziehen! Zusätzlich zu den Reisekosten verlangte die Braut von uns Brautjungfern, für jede Party ein anderes Kleid zu kaufen (diese Kleider mussten wir bezahlen). Auch zum Brautkleidshopping und für ihren Junggesellinnenabschied fuhren wir in andere Städte. Wenn wir dann noch unsere Haare und unser Make-up für die Feiern machen lassen wollten, mussten wir das ebenfalls selbst bezahlen.“
Am Ende hatte Elizabeth rund 1.800 Euro Schulden für die Feier(n) aufnehmen müssen. „Zum Glück halfen mir meine Eltern finanziell ein bisschen aus“, sagt sie. „Ich zahle die Schulden aber immer noch ab.“
„Meine Freundinnen und ich reden dauernd darüber, wie absurd teuer eine Hochzeit heute ist“, erzählt sie weiter. „Ich schätze meine Freundschaften enorm, sollte das aber meiner Meinung nach nicht mit Tausenden von Euros ‚beweisen‘ müssen – für Junggesellinnenabschiede, Verlobungsparty oder die Hochzeit selbst. Nachdem ich lange über diesen Hochzeitszirkus meiner Freundin nachgedacht habe, wurde mir klar, dass ich ein bisschen Abstand von ihr brauchte. Heute wünsche ich mir, ich hätte mich in unseren Gesprächen darüber stärker durchgesetzt.“
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Kate, 32
Eine der teuersten Hochzeiten, an denen Kate beteiligt war, kostete sie über 3.600 Euro – und sie musste riesige Kreditkartenschulden dafür aufnehmen. „Diese Freundin und ich reden nicht mal mehr miteinander“, sagt sie. „Der ganze Prozess geriet finanziell total außer Kontrolle und hat mich gelehrt, dass der große Tag einer anderen Person mich nicht dazu verpflichtet, meine eigenen Finanzen ins Chaos zu stürzen, um ihr Glück zu feiern.“
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„Der Druck ist riesig, der Braut an ihrem Tag das Gefühl zu geben, sie sei etwas ganz Besonderes. Diesen Druck spüren vor allem ihre Brautjungfern und Trauzeug:innen“, sagt sie. „Du willst zu nichts Nein sagen, weil deine Freundin ja happy sein soll. Ich musste aber definitiv lernen, Grenzen zu ziehen und genau festzulegen, wie viel ich für eine Hochzeit ausgeben möchte – und wie viel nicht.“
„Ich glaube, dass die meisten Brautpaare so stark auf ihre eigenen Ausgaben fixiert sind, dass sie vergessen, wie viel ihr Umfeld für ihre Hochzeit eigentlich ausgeben müsste“, erzählt Kate weiter. „Je teurer deine Hochzeit ist, desto größer wird der Druck, der auf deinem engsten Umfeld lastet – vor allem, wenn man die Kosten für Reisen, Kleider, Anzüge, Accessoires, Geschenke, Partys, und so weiter, mit einberechnet. Das nimmt kein Ende. Ich finde, viele Brautpaare könnten ihren Brautjungfern und Trauzeug:innen enorm helfen, indem sie sich darüber Gedanken machen, wie stark sich ihre Feier finanziell auf ihr Umfeld auswirken könnte.“
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Mindi, 30
Auch Mindi gab knapp über 3.600 € für eine Hochzeit im September 2019 aus. „Ich war eine Brautjungfer und musste daher viel Geld für das Brautjungfernkleid, den Junggesellinnenabschied, das Geschenk zum JGA, die Flüge zum JGA, das Hochzeitsgeschenk und die Flüge zur Hochzeit ausgeben“, erzählt sie. „Zum Glück musste ich mir keine Unterkunft buchen, weil ich Familie in der Nähe hatte. Für die Taxifahrt zur und von der Hochzeit musste ich aber ebenfalls selbst aufkommen.“
Obwohl sie sich für die Hochzeit nicht in Schulden stürzte, musste sich Mindi doch vorher ein striktes Budget erstellen und viele Pläne mit anderen Freund:innen und Verwandten ablehnen, um Geld zu sparen. „Als Brautjungfer hatte ich das starke Gefühl, bei jedem Event dabei sein zu müssen – selbst wenn das bedeutete, dass ich viel Geld für etwas ausgab, auf das ich selbst nicht mal so Lust hatte“, erzählt sie. „Die Erwartungshaltung gegenüber Brautjungfern, dass man alles für die Hochzeit stehen und liegen lassen sollte, finde ich extrem anstrengend.“
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Mindi hat selbst Anfang dieses Jahres geheiratet und die Feier wegen ihrer Erfahrungen möglichst kostengünstig gehalten. „Ich hatte keinen Junggesellinnenabschied und auch keine Brautjungfern, um niemandem das Gefühl zu geben, extraviel Geld für meine Feier ausgeben zu müssen“, sagt sie. „Ich persönlich finde, dass Junggesellinnenabschiede völlig außer Kontrolle geraten sind. Es sollte kein Maßstab für deine Freundschaft sein, wenn du es dir nicht leisten kannst oder möchtest, so viel Geld für jemandes Hochzeit auszugeben.“
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Carolyn, 29
Obwohl Carolyn für Hochzeiten bisher keine Schulden aufnehmen musste, haben die Feiern ihren Ersparnissen doch enorm geschadet. Sie sprach zwar mit ihren Freund:innen über die enormen Kosten, fühlte sich aber nie wohl damit, auch die jeweiligen Bräute darauf anzusprechen.
„Bei meinem ersten Junggesellinnenabschied gab ich knapp über 900 Euro aus“, erzählt sie. „Bei der letzten Hochzeit, bei der ich letztes Jahr war, gab es vorher zwei Brautpartys und einen Junggesellinnenabschied. Das kostete mich fast 1.400 Euro, gefolgt von weiteren 90 Euro für das Hochzeitsgeschenk. Die übertrieben extravaganten JGAs und die ganzen Geschenke haben mein Sparkonto ordentlich leergesaugt.“
„Nachdem ich dieses Jahr schon an drei Hochzeiten beteiligt war und nächstes Jahr noch zwei anstehen, will ich selbst nicht mehr heiraten – oder zumindest nicht groß“, sagt sie. „Ich würde es hassen, Leute in so eine unangenehme Situation zu bringen, und Geld ist so ein sensibles Thema.“
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Allison, 30
Bisher hat Allison schon über 1.500 Euro für eine Hochzeit ausgegeben, die noch nicht mal stattfand – und hat immer noch „ein paar Dinge zu erledigen“, weswegen diese Zahl sicher weiter wächst. Für sie war es eine große finanzielle Belastung, an mehreren Hochzeiten beteiligt zu sein.
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„Nach einer toxischen, missbräuchlichen Beziehung hatte ich schon mal Schulden“, sagt sie. „Als ich dann gebeten wurde, bei zwei Hochzeiten innerhalb von 11 Monaten eine Brautjungfer zu sein, musste ich viel weiteres Geld in die Hochzeitskosten stecken. Diese Schulden arbeite ich immer noch ab und überlege mir jetzt sogar, mir einen zweiten Job zu suchen.“
Trotz dieser Bürde hat Allison ihre Gefühle bisher vor ihren Freund:innen und Verwandten geheim gehalten. „Ich habe schon mit frisch verlobten Freund:innen Witze darüber gemacht, dass ich meine Organe verkaufen müsste, um mir ihre Hochzeiten leisten zu können. Dabei habe ich ihnen aber nie gesagt, wie sehr mich das alles wirklich belastet“, erzählt sie. „Gespräche über Geld machen mich generell nervös. Ich wünschte, ich könnte allen versprechen, für sie Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen – das wird finanziell aber sehr schwer für mich.“
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Taylor, 35
Taylor sagt, sie sei schon bei 17 Hochzeiten involviert gewesen und habe inzwischen den Überblick darüber verloren, wie viel Geld sie dafür ausgegeben hat. „Ich mache immer Witze darüber, dass ich wohl inzwischen die Anzahlung für ein Haus zusammenhätte, wenn ich nicht immer Ja gesagt hätte, als ich gefragt wurde, ob ich Brautjungfer oder Trauzeugin sein wolle“, erzählt sie. „Die meisten Freund:innen, an deren Hochzeit ich beteiligt war, besitzen inzwischen eigene Häuser. Ich miete immer noch. Pro Hochzeit habe ich durchschnittlich wohl 1.800 Euro ausgegeben.“
„Obwohl ich natürlich Nein sagen könnte, wenn man mich fragt, ob ich Brautjungfer oder Trauzeugin sein will, oder eine Reise zu einem Junggesellinnenabschied absagen könnte, ist das superschwierig. Es wird quasi von dir erwartet, dass du da mitmachst“, sagt sie. „Trotzdem bin ich natürlich selbst daran Schuld, dass ich mir so einen Druck mache, um eine Freundschaft nicht zu verlieren oder keine Gefühle zu verletzen.“
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„Es ist auch schwer, darüber zu reden. Ein Gespräch über Hochzeitsausgaben ist fast so privat und unangenehm wie ein Gespräch mit einem:einer Partner:in über Finanzen oder eine Gehaltsverhandlung. Geht das nur mir so?“
Taylor findet, dass wir als Gesellschaft sehr viel von Hochzeiten und Brautjungfern erwarten. „Ich hatte drüber nachgedacht, zu meinem 35. Geburtstag Geld zu sammeln, um mir die Reisen leisten zu können, auf die ich zugunsten von Hochzeitskosten in der Vergangenheit verzichten musste“, sagt sie. „Wenn ich jemals heiraten sollte, werde ich die Leute entweder darum bitten, Geld zur Feier beizusteuern, anstatt es für Kleider oder JGAs auszugeben. Und vielleicht mache ich nicht mal das, weil es mir sehr unangenehm ist, Leute um Geld für etwas zu bitten, von dem sie selbst nicht wirklich etwas haben.“
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