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Freitags kommt Frau P. – Mein Leben und Lieben in L.A.

Hier gibt’s jede Woche Highlife in Tüten.

Wer ist Frau P.? Die Berliner Autorin treibt es gern bunt, bekennt immer F­arbe und wird (was sie selbst ärgert) immer noch rot. Sie ist laut, ihr Rostkehlchen-Lachen (lieblich ist anders…) unüberhörbar. Sie hasst Langeweile, Ja-Sager und Männer ohne Eier. Dafür liebt sie Rührei mit Speck.
Touchdown in 11 Stunden und 50 Minuten. Knapp 12 Stunden also, bis mein Herz wieder getouched ist. Berührt, ergriffen, erfüllt. 100 Prozent Californication im Blut. Ich kann es immer noch nicht glauben. Endlich wieder Illi in Cali. Mein Gott, wie habe ich Venice vermisst. Ich war meinem alten Zuhause die letzten Jahre irgendwie untreu geworden – East Coast statt West Coast, New York statt Los Angeles. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis mich die Sehnsucht wieder einholen würde. Platz 19A. 19 ist meine Glückszahl, A steht für… Amerika! Ich schließe die Augen… und erinnere mich, wie ich zuletzt vor fünfeinhalb Jahren in den Flieger nach Los Angeles gestiegen war. Damals hatte ich gerade als Stellvertretende Chefredakteurin beim OK! Magazin aufgehört, es gewagt, Last Minute einen Chef-Posten bei der größten Tageszeitung auszuschlagen und stattdessen den Flug nach L.A. zu buchen. „Das kannst du doch nicht machen!“, meinten genau die, die es selbst gern getan, sich aber nie getraut hätten. Warum sollte ich ihre Angst zu meiner machen? Also war meine ganz einfache Antwort: „Warum denn nicht?“ Auf und davon! Jetzt oder nie! Bereit für neue Abenteuer, für eine neue Reise des Lebens. 2010 flog ich mit gebrochenem Flügel nach Lala-Land. Auch wenn ich nur verliebt ins Verliebtsein gewesen war, war ich traurig wegen der gescheiterten Beziehung. Also ab zum Seele-Streicheln nach California, wie es so oft und so gut von meinen geliebten Red Hot Chili Peppers besungen wird. Wo alles möglich ist, wo ich schon vieles Unmögliches erlebt hatte. Bereits die Jahre zuvor, als ich noch als Chefreporterin der BILD am Sonntag mindestens einmal im Monat in die Staaten flog.
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California, rest in peace
Simultaneous release
California, show your teeth
She’s my priestess, I’m your priest
Yeah, yeah
Red Hot Chili Peppers, „Dani California"

Ich saß mit Angus Young und Brian Johnson von AC/DC rauchend und lachend in der Suite des legendären Four Seasons, wo ich auch mit Hollywoodstar Michael Douglas geflirtet und mit Pop-Ikone Madonna um Antworten gefightet hatte. Ich fand mich im besungenen Hotel California wieder, wo ich spontan nach einem meiner Shootings (ich glaube, es waren die Backstreet Boys) mit einem Ex-Gitarristen von Michael Jackson, einem Ex-Lover von Claudia Schiffer und einem Ex-Model von Ich-weiß-es-einfach-nicht-mehr vor einem der Surfer-Zimmer saß. Weder Room noch Ruhm-Service. Lediglich mitgebrachte Flaschen aus der Kette 7-Eleven. Ich lernte im Urth Café ganz nebenbei am Nebentisch die amerikanische PR-Agentin von Franka Potente kennen, ich stürzte in Culver City in einer eher abgeranzten Karaoke-Bar mit dem Friseur (sorry, ich meine natürlich Hair-Stylist) von Sängerin Pink ab.

Welcome to the Hotel California
Such a lovely place (such a lovely place)
Such a lovely face
Plenty of room at the Hotel California
Any time of year (any time of year)
You can find it here
The Eagles, „Hotel California“


All das ist L.A.! All das ist möglich! Wenn nicht hier, ja, wo denn dann?
Am liebsten denke ich aber an ganz andere Momente zurück: wie ich in Flip Flops und Board Shorts auf meinem Beach Cruiser in die Pedalen haue. Zwischen den flachen Häusern direkt am Strand entlang die Pacific Avenue hinunter. Mit „Sweet Disposition“ von The Temper Trap im Ohr blinzele ich in die Sonne und atme den Duft des Ozeans ein. Hach… So fühlt sich Freisein an, wenn man das Leben auf sich regnen lässt. Alles ganz leicht. Ich fliege vor Glück. Direkt zu meinem Date mit Josh. Der mich auf seiner kleinen Terrasse mit Blick auf die niedlichen Venice-Brücken mit frisch zubereiteten Crêpes überrascht. „And some Mimosas, darling?“, fragt er grinsend. Und wir genießen das Prickeln. Nicht nur im Glas. Während direkt vor unseren Augen David Duchovny aka Hank Moody eine Szene mit seiner nervig-pubertierenden „Californication"-Serien-Tochter Becca dreht. All das ist L.A.! All das ist möglich! Wenn nicht hier, ja, wo denn dann? Wir hatten uns auf einer dieser Gallery Openings in der Nähe von Venice’ Hot Spot Abbot Kinney kennengelernt. Er der jüdische Schriftsteller aus Los Angeles, ich die deutsche Journalistin aus Hamburg. Ich hätte schwören können, Josh sei schwul. Und der Groschen war auch dann immer noch nicht gefallen, als er mich den Tag drauf via Facebook fragte, ob wir nicht ausgehen wollen. Das klingt im Amerikanischen ja immer so schön unverfänglich. Als er abends mit frisch geschnittenen Erdbeeren samt Wein (natürlich alles in den braunen Papiertüten getarnt, so, wie man es aus den Filmen kennt) am Venice Pier auf mich wartete, hätte es eigentlich spätestens klingeln müssen. Aber so bin ich, ich schnall das ganz oft einfach nicht. Wir gingen bei Sonnenuntergang den Boardwalk gen Santa Monica spazieren, kuschelten unter einer Decke auf der Dachterrasse des Erwin Hotels, tanzten in seinem Wohnzimmer zu Songs der Stones. Danach begleitete er mich sogar mit dem Fahrrad zurück zu meinem dreistöckigen Beach Condo, wo ich als Untermieterin bei einer Amerikanerin wohnte. Genau dort holte er mich am Abend drauf mit seinem Motorrad ab, weil er Tickets für Massive Attack beim Radiosender gewonnen hatte und mich vorher zum Koreanischen BBQ einladen wollte. Vor mir laufen die Bilder von mir auf heißen Reifen ab, dazu „Unfinished Sympathy“ im Ohr. Warum ist aus uns nichts geworden, frage ich mich? Und sehe im nächsten Augenblick meinen Ex-Freund Matthias vor unserer Haustür in Venice stehen… Ich schrecke hoch, im Flieger nach Los Angeles. Alles nur ein Traum? All das ist L.A.! All das ist möglich! Wenn nicht hier, ja, wo denn dann?

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