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Der weniger erfüllende Job gab mir die Sicherheit, die ich brauchte

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Illustration: Jordan Barton.
In unserer Reihe Salary Stories gewähren uns Frauen mit langjähriger Berufserfahrung offene Einblicke in den wohl intimsten Teil des Jobs: das Gehalt. Wir werfen einen ehrlichen Blick in die komplizierte Welt der Vertragsverhandlungen, GehaltserhöhungenBeförderungen und Arbeitslosigkeit, in der Hoffnung, damit junge Frauen dazu zu inspirieren, stark für sich selbst einzutreten – und vielleicht auch mal ein paar Risiken einzugehen.
Alter: 30
Wohnort: London
Aktuelle Branche & Jobbezeichnung: Arbeitslos
Aktuelles Gehalt: 0 Euro
Berufserfahrung in Jahren: neun
Einstiegsgehalt: 2014, 23.200 Euro pro Jahr
Größter Gehaltssprung aufwärts: 2018, von 21.000 auf 43.000 Euro pro Jahr
Größter Gehaltssprung abwärts: 2020, von 60.000 auf 47.000 pro Jahr (beides inklusive Boni)
Größtes Verhandlungs-Bedauern: Das Unternehmen, bei dem ich gerade meine Arbeit beendet habe, hat uns nicht über die Änderung unserer Provisionsstruktur informiert. Als ich durch jemanden, der nicht einmal zu meinem Team gehörte, davon erfuhr, war ich wütend. Ich sprach mit unserer damaligen Chefin und sie bat mich, ihr eine E-Mail zu schreiben und ihr mitzuteilen, was ich meiner Meinung nach verdient hatte. In meiner E-Mail mit der Aufschlüsselung aller Verträge, die ich unterschrieben hatte, bat ich darum, die Provisionsstruktur als Zusatz in die Verträge unseres Teams aufzunehmen, wie es ohnehin der Fall sein sollte. Das kam nicht gut an. In einem einschüchternden Gespräch mit dem Geschäftsführer zog ich meine Forderung zurück und entschuldigte mich schließlich dafür, dass ich mich überhaupt zu Wort gemeldet hatte. Mir wurde gesagt, ich sei kein Teamplayer. Ich wies nicht darauf hin, dass es illegal ist, die Provisionsstruktur eines Teams zu ändern und sie ohne das Wissen der anderen zurückzudatieren, sondern entschied mich stattdessen zu schweigen, um meinen Job zu behalten und mich mit dem Führungsteam zu versöhnen. Merkwürdigerweise habe ich zwei Monate später meinen Job verloren, was meiner Meinung nach eine Reaktion auf diese Situation war. Sie haben nur versucht, sich mit der Zeit ein wenig von der Sache zu distanzieren, um ihr Gesicht zu wahren. Am meisten bedauere ich, dass ich so schnell einen Rückzieher gemacht habe, als es darum ging, die Provisionsstruktur in unseren Vertrag aufzunehmen, und dass ich nicht wusste, dass Provisionsstrukturen ein vertraglicher Anspruch sind – es ist wichtig, dass du klarstellst, wie die Provision berechnet wird und wann sie ausgezahlt wird. Wenn du im Verkauf arbeitest oder irgendeine Art von Bonusstruktur vereinbart wurde, solltest du jetzt überprüfen, was in deinem Vertrag steht.
Bester Gehalts-Tipp: Als ich Anfang 20 war, war es meine Priorität, einen Job zu finden, der mir wirklich Spaß macht. Ich verdiente sehr wenig in PR- und Werbejobs, aber ich sagte mir, dass ich die Kreativbranche liebe. Ich wurde wie Dreck behandelt, war extrem arm und versuchte, mit 20.000 Euro in London zu leben, und fühlte mich im Allgemeinen elend. Als ich 26 war, bekam ich einen Job in einem großen Co-Working-Space und mein Gehalt stieg auf 43.000 Euro. Einer der Hauptgründe, warum ich die Branche wechselte, war, dass sich meine Prioritäten geändert hatten: Ich wollte einen Job, bei dem ich etwas Geld sparen konnte. Obwohl der Co-Working-Space-Job nicht besonders erfüllend war, konnte ich so genug sparen, um eine Ausweichmöglichkeit zu haben – Gott sei Dank, denn ich habe sie gebraucht. Ich spreche ständig mit Freund:innen und Bekannten, die sich zwischen dem schlechter bezahlten, erfüllenderen Job und dem weniger erfüllenden, besser bezahlten Job entscheiden müssen. Wenn du dich in dieser Situation befindest, frage dich einfach: Was brauche ich im Moment, um mich sicher zu fühlen? In meinen Augen ist es in Ordnung, eine Zeit lang den weniger erfüllenden Job zu machen, wenn du weißt, dass er einen Sinn hat. Wenn du denkst, dass der weniger erfüllende Job dir das Leben und die Seele raubt und das wenige Geld dir keine Sicherheit oder Stabilität gibt, dann lass es sein.
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