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Hör auf, bei Treffen mit Freund:innen so viel Geld auszugeben

Foto: Sophie Hur.
Du hattest dir eigentlich vorgenommen, heute mal sparsamer zu sein, und dir ein 30-Euro-Limit für dein Abendessen mit einer Freundin gesetzt. Plötzlich schlägt sie aber vor: „Wollen wir uns eine Flasche Wein teilen?“, und fragt später: „Hast du Lust auf einen Nachtisch?“ Du traust dich daraufhin gar nicht mehr, die Benachrichtigungen von deiner Banking-App zu lesen. Und auf einmal hast du 80 Euro ausgegeben.
Natürlich wollen unsere Freund:innen nicht, dass wir bei gemeinsamen Treffen beim Geldausgeben in kalten Schweiß ausbrechen. Trotzdem ist es leider nur viel zu leicht, in ihrer Gesellschaft unsere eigenen Grenzen zu ignorieren. Das kennt auch die 28-jährige Joy. „Beim Essen oder Trinken mit Freund:innen lebe ich definitiv nach dem Motto ‚Scheiß drauf‘“, erzählt sie. „Ich gebe mein Geld immer lieber für solche Erfahrungen und schöne Abende aus.“ 
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„Leider passiert das ziemlich oft“, sagt sie. „Letztens ging ich mit ein paar Kolleg:innen in eine Bar in der Nähe vom Büro. Wir hatten eigentlich vorher davon gesprochen, uns nur einen schnellen Drink zu gönnen. Ich bestellte mir ein Bier, um möglichst wenig auszugeben – das kostete 5 Euro –, aber ehe ich mich versah, saß ich im allerletzten Zug und hatte über 70 Euro bezahlt. Und es war erst Dienstag.“ Für Joy kommt es nur selten vor, dass sie ihren Freund:innen widerspricht, wenn die teure Aktivitäten oder Bestellungen vorschlagen – obwohl sie sich eigentlich sehr oft miteinander über Geld unterhalten, insbesondere aufgrund der aktuell gestiegenen Lebenshaltungskosten. Wenn der Spaß aber erstmal im Gange ist, ist es leider viel zu leicht, „Scheiß drauf“ zu sagen und das Geld hinzublättern, vor allem in der Gesellschaft geliebter Menschen. So kann es passieren, dass ausgerechnet deine Freund:innen der größte Negativfaktor für dein Bankkonto sind.
Eine Studie aus dem vergangenen Sommer ergab, dass 36 Prozent der befragten amerikanischen Teilnehmer:innen (aus den Generationen Gen Z und Millennials) mindestens eine Person in ihrem Freundeskreis haben, die sie dazu bringt, zu viel Geld auszugeben – teilweise so stark, dass sie dafür sogar Schulden machten. Tatsächlich gaben sie an, dass gemeinsame Restaurant-, Bar- und Clubbesuche die größte finanzielle Last in ihrem Leben sind, neben Urlauben, Kleidung und Geburtstagen. Sie nannten auch die Hauptgründe dafür: Sie wollten sich nicht außen vor fühlen, es fiele ihnen schwer, nein zu sagen, und sie wollten es ihren Freund:innen recht machen.
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Obwohl es natürlich völlig okay ist, dir auch was zu gönnen, und eine spontane Nacht mit Freund:innen deiner geistigen Gesundheit guttun kann, kann das übermäßige Geldausgeben leider doch starke mentale Konsequenzen haben – vor allem, wenn es regelmäßig vorkommt. Die Beziehung zwischen dem Geldausgeben und der mentalen Gesundheit ist tatsächlich interessant. „Viele Leute geben Geld aus, um sich danach hoffentlich besser zu fühlen. Daraufhin kann es aber zu einem Teufelskreis aus Geldausgeben, finanziellen Ängsten und schlechter Stimmung kommen“, erklärt die Psychologin Dr. Tara Quinn-Cirillo. „Impulsives Geldausgeben kann weitreichende Konsequenzen haben. Wenn Faktoren wie Alkohol oder Gruppenzwang mitspielen, kann es zu wiederholten Verhaltensmustern kommen, aus denen du nur schwer wieder rauskommst.“
Je häufiger wir nämlich eine Regel brechen, die wir uns selbst auferlegt haben – wie ein Budget –, desto eher kommt es dazu, dass wir es immer wieder tun. Dr. Quinn-Cirillo meint dazu: „Obwohl es manchmal ist, unsere Leben flexibel zu gestalten, sollten wir im Umgang mit Grenzen doch konsequent bleiben.“ Wenn innerhalb eines Freundeskreises dann noch verschiedene Einkommensklassen aufeinandertreffen, kann es umso komplizierter werden. Die 28-jährige Roisin* verdient beispielsweise deutlich weniger als ihre Freund:innen. „Meine beste Freundin plante zu ihrem Geburtstag einen aufregenden Tag. Wir fingen mit Brunch in einer edlen Bar an, und hüpften danach von einer Bar in die andere. Obwohl es ein toller Tag war und ich viel Spaß hatte, gab ich dabei doch über 280 Euro aus.“ Dabei half es nicht, dass sie vorher ebenfalls in einer lukrativeren Branche gearbeitet und sich somit ebenfalls an einen teureren Lifestyle gewöhnt hatte, der ihr jetzt mit einem geringeren Gehalt so nicht mehr möglich ist. Schwierig kann es auch sein, wenn du und deine Freund:innen in verschiedenen Lebensphasen steckt und du beispielsweise allein lebst, während sie sich alles mit Partner:innen teilen. Oder du hast ein Kind, ein Haus oder andere finanzielle Verpflichtungen, die sie nicht haben.
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Roisin kennt es leider zu gut, bei Treffen mit Freund:innen zu viel Geld auszugeben. Sie erklärt: „Ich glaube, dass meine Freund:innen nicht immer verstehen, wie viel weniger ich im Vergleich zu ihnen verdiene. Ich bin eine der wenigen in meinem Freundeskreis, die außerdem ein eigenes Haus abzahlen, und ich denke, sie wissen gar nicht, wie viel meines Gehalts dafür draufgeht. Leider fällt es mir trotzdem schwer, Pläne abzusagen, weil ich ungern über Geld rede. Ich glaube, ich mache mir außerdem selbst zu viel Druck, das Leben weiterzuführen, das ich früher hatte – voller teurer Restaurants, Bars und Urlaube.“
Weil sie ebenfalls bei ihren Verabredungen tendenziell zu viel ausgibt, fürchtet sich die 30-jährige Jasmine immer davor, ihren Kontostand zu checken – selbst nach der Gehaltszahlung. „Weil ich letztes Jahr quasi meine ganze Karriere neu gestartet habe, habe ich einige Freund:innen, die dahingehend schon viel weiter sind. Soll heißen: Sie haben mehr Geld als ich“, erzählt sie. Zwar ist das ihren Freund:innen durchaus bewusst, doch muss Jasmine ihnen trotzdem häufiger klarmachen, dass sie sich manches erst wieder gegen Ende des Monats leisten kann, wenn sie ihr Gehalt bekommt. „Oft schlage ich dann stattdessen etwas Kostengünstigeres vor, wie ein gemeinsames Kochen, anstatt ins Restaurant zu gehen, oder einen Spaziergang anstatt eines Abends in einer Bar. Leider kursiert auf TikTok momentan viel Content zu dem Motto ‚Geld kommt wieder, gemeinsame Zeit aber nicht‘, und das hilft nicht gerade.“
Solcher Content fördert einen sorglosen Umgang mit Geld, ganz nach dem Motto: Du kannst immer mehr Geld verdienen, aber hast nicht endlos viele Tage, um Spaß zu haben. Das ist die Gen-Z-Reaktion auf inzwischen veraltete Lebensmottos wie „Work hard, play hard“. Und natürlich macht diese Einstellung auch Sinn, während du gerade mit Freund:innen bei eurem dritten Drink zusammensitzt – am nächsten Morgen ist dein Blick darauf aber womöglich ein ganz anderer. Der Finanzexperte James Jones rät daher zur Vorsicht. „Wenn deine Freund:innen solches Verhalten bestärken, solltest du dringend an deiner finanziellen Selbstdisziplin arbeiten“, rät er. „Du kannst deinen finanziellen Wohlstand nämlich sehr wohl priorisieren und gleichzeitig Spaß mit deinen Freund:innen haben. Dazu setzt du dir am besten klare finanzielle Ziele, sprichst mit deinen Freund:innen darüber und nutzt Apps wie Splitwise, mit denen sich Rechnungen aufteilen lassen, sodass du auch wirklich nur das zahlst, was du auch selbst konsumiert hast – anstatt für das teure Glas Wein deiner Freundin.“
So viele Aspekte unserer Freundschaften haben mit Konsum zu tun, wie Besuche in Bars, Restaurants oder Clubs. Immer mehr Leute wünschen sich aber kostengünstigere Alternativen und treffen sich mit Freund:innen zum Beispiel zu Hause. Dr. Quinn-Cirillo ergänzt: „Wenn wir nur zu Hause bleiben, verpassen wir vielleicht tolle Aktivitäten und Unternehmungen. Wir können aber auch Grenzen ziehen. Es ist so wichtig, kreativ und flexibel zu bleiben. Wenn du ehrlich mit deinen Freund:innen über so etwas sprichst, wirst du womöglich überrascht darüber sein, wie viele von ihnen deine Sorgen teilen. Manchmal verlieren wir uns zu stark im Herdeninstinkt und folgen dem, was andere tun. Um dagegen anzukämpfen, übst du am besten mal, was du in solchen Situationen sagen möchtest.“
Wie auch Joy meint: „Wir haben alle ganz verschiedene finanzielle Situationen. Und da ist es eine völlig individuelle Entscheidung, wie viel Geld wir ausgeben möchten – ohne dafür von anderen verurteilt zu werden.“

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