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Deine neuen Möbel riechen so gut? Warum du nicht dran schnuppern solltest

Foto: Erika Long
Stell dir mal vor, du schläfst monatelang auf einer Matratze, die sich inzwischen anfühlt wie ein mittelalterliches Folterinstrument. Jeden Morgen wachst du mit Rückenschmerzen auf. Also entschließt du dich dazu, in eine neue Matratze zu investieren. Und dann, halleluja, kommt das neue Ding bei dir an. Du schneidest sie aus ihrer Verpackung, sie entfaltet sich auf deinem Lattenrost und – dann ist da dieser Duft. Wie ein neues Auto, nur 100x besser. Und er bleibt und bleibt. Das ist die Freisetzung sogenannter Restgase – und die ist gar nicht so schön, wie sie vielleicht riecht.

Was ist diese Freisetzung von Restgasen?

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Diese ausgesprochen sexy Bezeichnung beschreibt den Vorgang, bei dem flüchtige organische Verbindungen (engl. „volatile organic compounds“ (VOC)), die bei der Herstellung zum Einsatz kamen, in die Luft abgegeben werden – in die Luft, die du dann einatmest. Dabei gibt natürlich alles irgendwelche Gase oder Stoffe an die Umwelt ab; prinzipiell gilt: Wenn etwas riecht, kannst du davon ausgehen, dass es gerade Gase freisetzt. Der Duft einer frisch aufgeschnittenen Ananas ist dabei aber vermutlich weniger giftig als einige der VOCs, die dein neues Sofa so absondert. Was genau diese VOCs eigentlich sind, erklären wir gleich; aber warum riechen neue Möbel und Haushaltsgegenstände eigentlich so? Das ist ganz simpel: Diese VOCs kommen meist bei der Herstellung neuer Produkte zum Einsatz; und diese Freisetzung beginnt erst, wenn der neue Gegenstand zum ersten Mal Kontakt mit der Luft hat. 
Vielleicht atmest du jetzt erleichtert auf, denn deine Möbel sind schon ein bisschen älter und riechen nicht mehr. Das heißt allerdings nicht, dass sie keine Restgase mehr freisetzen; der „neue Duft“ verschwindet meist nach ein paar Wochen, doch sind damit die Restgase noch nicht völlig verschwunden. Tatsächlich dauert es mindestens sechs Monate, maximal sogar fünf Jahre, bis alle Gase freigesetzt wurden, abhängig vom Gegenstand und den verwendeten Chemikalien.

Woher kommen diese VOCs?

Diese flüchtigen organischen Verbindungen sind Chemikalien, die der Sicherheit zuliebe im Herstellungsprozess verwendet werden; beispielsweise, um die Brennbarkeit der Produkte zu reduzieren. Andere werden als Duftstoff hinzugefügt oder sind von Natur aus im verwendeten Material vorhanden. Die Innendesignerin Nicola Holden gibt uns ein Beispiel: „Ein ‚billiges‘ Sofa ist normalerweise mit Schaum gefüllt. Viele dieser Schaumarten bestehen aus Polyurethanen; die sind allerdings brennbar und werden daher mit Flammschutzmitteln behandelt, die häufig schädliche Chemikalien enthalten.“
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Und warum sollte mir das was ausmachen?

Natürlich sollten wir „Chemikalien“ als Überkategorie nicht gleich verteufeln; bei VOCs besteht aber schon ein gewisser Grund zur Sorge. Chemische Verbindungen wie Aceton, Benzol, Formaldehyd, Dichlormethan und Xylen kommen in vielen Haushaltsgegenständen vor, obwohl viele dieser VOCs nachweislich krebserregend, reizend oder giftig sind und unter anderem zu Asthma und anderen Atemwegserkrankungen führen können – vor allem bei Kindern und Senior:innen. Außerdem können sie für Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit sorgen und sogar hormonelle Wirkungen haben. Hier ist eine (englische!) Liste der größten Übeltäter und ihrer potentiellen Folgen. Leider ist dieses Problem eine Begleiterscheinung der Wegwerfkultur: Günstige Materialien werden eher aus VOCs hergestellt und mit ihnen behandelt.

Was kann ich gegen die Freisetzung machen?

Du kannst natürlich nicht verhindern, dass ein neues Möbelstück seine Gase an die Umgebung abgibt. Du kannst aber sehr wohl für eine bessere Belüftung sorgen, um den Prozess zu beschleunigen; offene Fenster und Türen können da schon viel anrichten. Und wenn du das Glück hast, einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten zu haben, kannst du die Gegenstände auch erstmal ein paar Tage dort draußen „atmen“ lassen. Danach sind die meisten Gase bereits weg.
Im Idealfall sorgst du aber dafür, dass du diese VOCs gar nicht erst in die Wohnung holst – zum Beispiel, indem du Vintage- oder Secondhandmöbel kaufst. Die haben ihre Gase dann bereits vor langer Zeit abgesetzt; noch dazu ist das natürlich viel nachhaltiger, als alles neu zu kaufen. Und bei allem, was du eben doch neu kaufen musst – wie zum Beispiel Matratzen oder Wandfarbe –, lassen sich mit ein bisschen Recherche gesündere Optionen finden. So gibt es zum Beispiel VOC-freie Wandfarbe und chemikalienfreie Naturmatratzen. Es gibt für fast alles eine umweltfreundlichere Alternative – du musst nur danach suchen.

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