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„Ich bin überzeugt, dass es unerklärliche Dinge zwischen Himmel und Erde gibt“

In dem Nachkriegsdrama Ku'damm 56 aus dem Jahr 2016 entwickelte sich Sonja Gerhardt als aufmüpfige Tanzlehrertochter zum Publikumsliebling. Eine Rolle, für die die 28-jährige Berlinerin nicht nur mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Bayerischen Fernsehpreis sowie dem Jupiter Award ausgezeichnet wurde, sondern auch in die engere Auswahl für den Grimme-Preis und sogar den amerikanischen Emmy kam.
Mitte März ist die blonde Powerfrau nun in der ungeduldig erwarteten Serien-Fortsetzung zu sehen, und schon vorher, ab dem 22. Februar, tritt sie in dem Mystery-Thriller „Heilstätten“ gegen paranormale Kräfte an. Sonja Gerhardt spricht im Interview mit uns über gruselige Spukgestalten, die Demonstration weiblicher Stärke und das deutsche #MeToo-Bewusstsein.
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Kürzlich warst du im Fernsehen in dem Thriller Jack The Ripper zu sehen, demnächst bist du im Horrorstreifen Heilstätten zu erleben. Du scheinst eine ziemlich ausgeprägte Ader für das Morbide zu haben!
Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich eine morbide Seite habe. Es macht mir einfach riesigen Spaß, diese Charaktere zu spielen. Es gibt nicht viele deutsche Gruselfilme; entsprechend selten bekommt man auch derartige Rollenangebote. Wobei es schon sehr schockierend war, sich mit den grausamen Taten von Jack The Ripper zu beschäftigen – einem Typen, der nachts durch das viktorianische London streift, um unschuldige Frauen auszuweiden. In Vorbereitung auf den Dreh hatte ich sogar gelesen, dass Jack The Ripper möglicherweise selbst eine Frau gewesen sein soll...
Jacky The Ripper?
Ich finde es zumindest eine interessante These, eine Frau als Täterin dieser blutigen Morde zu verdächtigen. Ich würde selbst einmal gerne eine Mörderin spielen. Leider hat sich bisher noch nicht die Gelegenheit geboten.
In deinem neuen Film Heilstätten spielst du eine YouTuberin, die in den verfallenen Ruinen eines alten Sanatoriums an einer Grusel-Challenge teilnimmt. Wie haben sich die Dreharbeiten gestaltet – hattest du selbst irgendwelche übersinnlichen Erlebnisse?
Nicht wirklich. Wir hatten dort vor Beginn der eigentlichen Dreharbeiten eine Woche lang Proben, bei denen man den Ort schon einmal auskundschaften konnte. Wir haben aber keine paranormalen Aktivitäten feststellen können. Ich musste aber ganz alleine in die finsteren Katakomben hinabsteigen. Ohne Licht, ohne alles. Hätte ich nicht gewusst, dass oben eine Filmcrew auf mich wartet, hätte ich sicherlich wahnsinnige Angst gehabt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es unerklärliche Dinge zwischen Himmel und Erde gibt

Sonja Gerhardt
Es heißt immer, Frauen wären die größeren Angsthasen.
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Kann ich so nicht bestätigen. Es gab während der Dreharbeiten so manchen männlichen Kollegen, der kurz davor war, sich vor Angst in die Hose zu machen.
Glaubst du an übersinnliche Erscheinungen wie Gespenster oder Spukgestalten?
Das tue ich tatsächlich! Ich hatte auch selbst als junges Mädchen einmal eine Erfahrung, die in diese Richtung geht. Ich kann heute nicht mehr genau beurteilen, ob ich geträumt habe oder nicht. Jedenfalls bin ich wach geworden, habe aus dem Fenster geschaut und einen Geist gesehen. Als er näher kam, hat sich auch die Gardine bewegt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es unerklärliche Dinge zwischen Himmel und Erde gibt.
Wie verarbeitest du schwierige Rollen? Kannst du nach Drehschluss abschalten, oder beschäftigen dich die Charaktere noch weiter?
Manchmal habe ich Albträume, in denen ich immer noch in meiner Rolle bin. Ich habe mir deswegen extra eine Playstation zugelegt, um nach Drehschluss besser abschalten zu können. Als ich Ku'damm 56 abgedreht hatte, habe ich in der darauffolgenden Nacht von meiner strengen Filmmutter Claudia Michelsen geträumt. Es war unglaublich real. Sie stand vor meinem Bett und sagte mit hartem Tonfall: „Monika, du musst gerade sitzen und gerade liegen! Es geht nicht, wie du da liegst!“ Auch, wenn ich nachts auf die Toilette gehen musste, hatte ich im Halbschlaf ab und zu das Gefühl, immer noch bei den Dreharbeiten zu sein und von einem Kamerateam gefilmt zu werden.

Ich bin froh, im Hier und Jetzt zu leben

Sonja Gerhardt
Du hast in Filmen wie Honigfrauen oder Ku'damm 56 deine Vorliebe für starke, selbstbestimmte Rollen gezeigt. Wie viel von Sonja Gerhardt steckt in diesen Charakteren?
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Obwohl ich schauspiele, steckt natürlich auch etwas von meiner Persönlichkeit in diesen Rollen. Ich habe einen älteren Bruder und musste früh lernen, mich zu behaupten. Außerdem habe ich schon als Kind im Ensemble des Berliner Friedrichstadt-Palasts getanzt; vielleicht hat mich das auch in gewisser Weise geprägt.
Wie hast du dich auf deine Rolle in Ku'damm 56 vorbereitet, wo du eine unangepasste junge Frau in den prüden 50er Jahren spielst?
Ich muss zugeben, dass ich im Vorfeld recht wenig über diese Zeit wusste. Doch alleine durch die Drehbücher habe ich wahnsinnig viel über das Lebensgefühl und die Umstände während der frühen Nachkriegsjahre gelernt. Auch meine Schauspiel-Coachs konnten mir sehr viel vermitteln. Ich bin froh, im Hier und Jetzt zu leben. Rückblickend betrachtet, kommt es einem wie eine andere Welt vor, in der Frauen nur wenig Rechte hatten, in vielen Dingen unterdrückt wurden und ihren Mann um Erlaubnis bitten mussten, wenn sie eine Arbeit annehmen oder auch nur den Führerschein machen wollten. Ich bin den Frauen unendlich dankbar, die damals den Kampf für die Emanzipation auf sich genommen und die Gleichberechtigung durchgesetzt haben.
Wie definierst du eigentlich weibliche Stärke?
Schwierige Frage. Ich denke grundsätzlich nicht in Kategorien wie „starke Frau/ starker Mann". Man muss immer den Menschen betrachten. Stark ist jemand in meinen Augen, wenn er zu sich selbst steht. Wenn man sagt, was man denkt und fühlt, statt sich anzupassen oder verbiegen zu lassen.
Seit #MeToo ist innerhalb der amerikanischen Film- und Fernsehlandschaft ein völlig neues, weibliches Selbstbewusstsein zu spüren. Wie sieht es nach deinem Empfinden in der deutschen Filmbranche aus? Was kommt nach dem Fall Dieter Wedel?
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Das #MeToo-Bewusstsein setzt sich auch in der deutschen Unterhaltungsindustrie fort. Und das ist auch gut so. Es besteht definitiv eine große Sensibilität für diese Vorgänge. Ich war ziemlich geschockt, als ich erfahren habe, dass tatsächlich so viele Frauen aus der Branche Opfer sexueller Gewalt wurden. Ich persönlich habe zwar noch nie von Schauspielkolleginnen gehört, dass sie von Regisseuren oder männlichen Darstellern belästigt wurden. Ich würde aber jede Frau dazu ermutigen, nicht darüber zu schweigen.
„Heilstätten“ läuft am 22.02. in den deutschen Kinos an; der Dreiteiler „Ku`damm 59“ startet am 18.03. (ZDF, 20:15 Uhr sowie in der ZDF-Mediathek).
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