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Wie Schwarze Frauen im Street Dance ihre Stimme wiederfinden

Foto: freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Kien Quan/Redbull.
Der Sound von Club Dance aus den 1970er-Jahren hallt vom Main Floor des Bostoner House of Blues nach. Freestyle-Tänzerinnen und -Tänzer aus der ganzen Region machen sich bereit für den alljährlichen Dance-Your-Style-Wettbewerb von Red Bull. Minuten vor dem erwarteten Startschuss des Abends wimmelt es von Teilnehmer:innen, die in kaleidoskopische Farben getaucht sind und mit ihrem Look beeindrucken. Auf einmal fangen einige davon an, voller Extravaganz zu stolzieren. Zu Ehren des gefallenen Ballroom-Helden und der Soul-Train-Ikone Tony Proctor beginnt eine Sinfonie aus Voguing und Death Drops. Dieser agile Sport, der Zeugnis von Proctors Vermächtnis und seines Einflusses ist, wird von jungen Schwarzen Männern und solchen of color aller Orientierungen dominiert.
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Frauen beanspruchen aber ihren Platz in dieser Welt – trotz rassistischer und sexistischer Strukturen in der Unterhaltungsbranche. Tänze wie Popping und Locking, Waacking und Juking sind im Leben Schwarzer Menschen verwurzelt und lassen sich bis zur afrikanischen Folklore zurückverfolgen, sind aber in den Ursprüngen des Hip-Hop, zu denen auch Breakdance gehört, leichter zu erkennen. „Hip-Hop gab allen Teilen von mir einen Sinn. Er hat alles in mir zusammengebracht und mir eine dritte oder vierte Sprache gegeben“, sagt Lady Beast, eine haitianisch-kanadische Freestylerin und Teilnehmerin dieses Tanz-Contests.
16 Jahre lang battlete Lady Beast auf nationaler Ebene und darüber hinaus, „um Haiti, Kanada, Boston und Schwarze Frauen weltweit zu vertreten“. Sieben dieser Jahre verbrachte sie damit, Jugendlichen in ihrer Gegend kostenlos Popping beizubringen. Außerdem trat sie im Vorprogramm von Weltstars wie Jay-Z, Ciara, Roxanne Shanté und Lil Wayne auf. Sie gehört zu den vielen Frauen, die beweisen, dass es keinen Mangel an talentierten Schwarzen Mädchen im Street Dance gibt. Dennoch musste Lady Beast die Hauptlast der Vorurteile tragen, die nur für Menschen wie sie gelten. „Ich glaube nicht, dass genug von uns zum Ausdruck bringen, wie sehr es wehtun kann, eine Schwarze Frau in dieser Welt zu sein. Denk nur an den psychischen Missbrauch, der uns in jungen Jahren angetan wurde, und wie uns das Gefühl gegeben wurde, wir hätten keine Stimme“, beklagt Lady Beast. Damit verdeutlicht sie auch die Geschichte jahrelanger Ausradierung – selbst in jenen Branchen und Bewegungen, in denen Schwarze Frauen eine wichtige Rolle spielen.
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Foto: freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Kien Quan/Redbull.
Trotz dieser Hindernisse kann Lady Beast, 39, eine beeindruckende Karriere als Performerin vorweisen. Wenn sie nicht gerade bei Wettbewerben wie Dance Your Style von Red Bull antritt, ist sie erfolgreich in der digitalen Kunst und als Schauspielerin in Filmen wie Out of Play – Der Weg zurück und I Feel Pretty zu sehen, die es auf Amazon Prime zu sehen gibt. Inspiriert von der nächsten Generation Schwarzer Tänzerinnen erinnert sie Fans überall daran, dass Freestylen mehr ist als ein Sport und eine Form von Unterhaltung:

„Wir arbeiten hart. Unsere Körper werden dabei ganz schön in Mitleidenschaft gezogen, aber wir machen trotzdem weiter. Diese Tanzform ist eine sehr heikle Angelegenheit. Sie ist kostbar und wir schützen sie. Wir sind nicht die Marionette von irgendjemandem. Wir wissen es zu schätzen, dass Leute zu solchen Events kommen und wir tun das Ganze freiwillig. Aber für diejenigen, die es nicht wissen: Es handelt sich dabei um ein Gefühl. Es ist unser Ding.“

Manchmal müssen wir das Gatekeeping übernehmen und uns fragen: „Wie können wir unsere Kultur schützen und darin aktiv bleiben?“ Wir als Gesellschaft verändern uns demografisch und generationell, sodass immer mehr von uns in vielerlei Hinsicht diesen Raum zurückerobern.

lady ice
Die jamaikanische Tänzerin und Choreografin Lady Ice ist ein Publikumsliebling. Sie hat sich auf dem Parkett einen Namen gemacht, indem sie ihre Dancehall-Wurzeln mit Einflüssen der Hip-Hop-Kultur der späten 90er- und frühen 2000er-Jahre vermischt hat. Sie ist in Boston und auf Festivals aufgetreten und hat sowohl für lokale als auch für Mainstream-Künstler:innen choreografiert. Wie bei Lady Beast schließt sich auch bei Ice der Kreis auf eine tolle und notwendige Weise, da auch sie Schwarze Frauen mit Migrationshintergrund vertritt. „Manchmal müssen wir das Gatekeeping übernehmen und uns fragen: ‚Wie können wir unsere Kultur schützen und darin aktiv bleiben?‘ Wir als Gesellschaft verändern uns demografisch und generationell, sodass immer mehr von uns in vielerlei Hinsicht diesen Raum zurückerobern“, sagt sie und spricht über einen Stil und ein Genre, das von dem afro-karibischen Genie DJ Kool Herc eingeführt wurde.
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´Die Wurzeln des Hip-Hop und der damit verbundenen politischen Aspekte liegen in der New Yorker South Bronx, damals eines der ärmsten und heruntergekommensten Einwanderer:innenviertel der USA. Hip-Hop hat in der Zwischenzeit aber selbst die oberen Gesellschaftsschichten und die entlegensten Teile des Planeten erreicht und Gemeinschaften aller Art von Compton über London bis Japan beeinflusst. Hier kommt die 20-jährige Beasty ins Spiel. Sie ist eine Tänzerin, die in die Fußstapfen von Frauen wie Lady Beast und Lady Ice tritt.
Foto: freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Kien Quan/Redbull.
Tomoe Carr – wie sie in Wirklichkeit heißt – hat antiguanische und japanische Wurzeln. Sie begann ihre Ausbildung in Japan im Next Generation Dance Studio unter der Anleitung ihres Vaters. Da sie aus einer Familie stammt, in der jedes Mitglied selbst ein:e erfahrene:r Tänzer:in ist, folgte Beasty dem Beispiel ihres Vaters und tauchte in die Welt von Hip-Hop ein. Als „Mädchen mit einem Schwarzen und einem asiatischen Elternteil“ und wie die karibischen Frauen vor ihr schreibt Beasty dem Genre zu, dass es Raum für ihre intersektionale Identität bietet. „Hip-Hop hat mich geprägt und mir dabei geholfen, den gleichen Einfluss auf andere Menschen zu haben“, erklärt sie.  
Wenn Beasty nicht damit beschäftigt ist, ihre Konkurrent:innen beim Freestylen einzuschüchtern, unterrichtet sie Kinder und Anfänger:innen verschiedenen Alters in Hip-Hop und House. Berühmt für ihre Leidenschaft und Originalität beim Popping, Locking und Waacking, unterrichtet Beasty aktiv in der Tri-State-Region, wenn sie nicht gerade an einem Battle teilnimmt.
„Ich mache das für die Kids. Verstehst du, was ich meine?“, sagt Beasty in einem ernsten Tonfall. „Ich möchte, dass die nächste Generation versteht, wo Mädchen wie ich herkommen und dass wir das Recht haben, hier zu sein. Die sozialen Medien haben bewiesen, dass sie eine großartige Möglichkeit bieten, Leute zum Tanzen zu bringen, aber ich möchte, dass wir tiefer gehen und Tanz von den digitalen Bildschirmen wieder auf die Straßen bringen.“

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